chem der Werth des Grundes und Bodens steigt, und in welchem größerer Verlag auf die Landwirthschaft verwandt wird.
Am wenigsten paßt sich die Stallfutterung auf sehr sandigem Boden, der weni- ger als 25 Prozent Lehm und Humus enthält. Diesem Boden ist die sogenannte Ruhe oder das Eindreeschen und der Weidegang besonders nützlich, um ihm die Bin- dung zu geben, die er bei zu häufiger Beackerung gänzlich verliert.
Auch ist er für die Schafe mehr wie für Rindvieh geeignet, deren Stallfutterung vorerst sich noch nicht verbreiten wird, und wenigstens auf solchem Boden nicht paßt. Der Futtergewächsbau für den Sommer ist hier der dürren Zeiten wegen auch bei zureichender Düngung noch immer sehr mißlich, so sicher auch der Bau der Futter- wurzeln für den Winter darauf betrieben werden kann.
§. 390.
Man unterscheidet unter ganzer und halber Stallfutterung. Unter letzterer ver- steht man nicht, -- was sonst auch statt findet -- daß ein Theil des Viehstapels auf dem Stalle bleibt, und der andere weidet, sondern daß das Vieh seine Nahrung täglich zum Theil von der Weide holt, zum Theil im Stalle erhält. Diese halbe Stallfutterung haben manche in Ansehung der Benutzung des Viehes für die einträg- lichste Art gehalten, und dabei den größten Molkenertrag gehabt. Es ist auch natür- lich, daß die Freßlust des Viehes durch diese Veränderung gereizt, und seine Ver- dauungskräfte gestärkt werden. Vorzüglich wird sie da rathsam, wo man einen nicht zu weit entfernten Weideanger der Gefahr der Ueberschwemmung oder anderer Ursachen wegen nicht vortheilhafter benutzen kann, solcher aber doch zur völligen Ernährung des nöthigen Rindviehes im Sommer nicht zureicht.
§. 391.
Die Stallfutterung läßt sich bei verschiedenen Ackersystemen betreiben undVerbindung der Stallfut- terung mit verschiedenen Feldsystemen. damit verbinden. In dieser Hinsicht haben wir einen dreifachen Unterschied zu bemerken.
Die erste und ältfte Methode des Futtergewinnes ist die in besondern Futterkoppeln oder Kleegärten. Man hat dazu gewöhnlich nahe am Hofe
Stallfutterungsſyſtem.
chem der Werth des Grundes und Bodens ſteigt, und in welchem groͤßerer Verlag auf die Landwirthſchaft verwandt wird.
Am wenigſten paßt ſich die Stallfutterung auf ſehr ſandigem Boden, der weni- ger als 25 Prozent Lehm und Humus enthaͤlt. Dieſem Boden iſt die ſogenannte Ruhe oder das Eindreeſchen und der Weidegang beſonders nuͤtzlich, um ihm die Bin- dung zu geben, die er bei zu haͤufiger Beackerung gaͤnzlich verliert.
Auch iſt er fuͤr die Schafe mehr wie fuͤr Rindvieh geeignet, deren Stallfutterung vorerſt ſich noch nicht verbreiten wird, und wenigſtens auf ſolchem Boden nicht paßt. Der Futtergewaͤchsbau fuͤr den Sommer iſt hier der duͤrren Zeiten wegen auch bei zureichender Duͤngung noch immer ſehr mißlich, ſo ſicher auch der Bau der Futter- wurzeln fuͤr den Winter darauf betrieben werden kann.
§. 390.
Man unterſcheidet unter ganzer und halber Stallfutterung. Unter letzterer ver- ſteht man nicht, — was ſonſt auch ſtatt findet — daß ein Theil des Viehſtapels auf dem Stalle bleibt, und der andere weidet, ſondern daß das Vieh ſeine Nahrung taͤglich zum Theil von der Weide holt, zum Theil im Stalle erhaͤlt. Dieſe halbe Stallfutterung haben manche in Anſehung der Benutzung des Viehes fuͤr die eintraͤg- lichſte Art gehalten, und dabei den groͤßten Molkenertrag gehabt. Es iſt auch natuͤr- lich, daß die Freßluſt des Viehes durch dieſe Veraͤnderung gereizt, und ſeine Ver- dauungskraͤfte geſtaͤrkt werden. Vorzuͤglich wird ſie da rathſam, wo man einen nicht zu weit entfernten Weideanger der Gefahr der Ueberſchwemmung oder anderer Urſachen wegen nicht vortheilhafter benutzen kann, ſolcher aber doch zur voͤlligen Ernaͤhrung des noͤthigen Rindviehes im Sommer nicht zureicht.
§. 391.
Die Stallfutterung laͤßt ſich bei verſchiedenen Ackerſyſtemen betreiben undVerbindung der Stallfut- terung mit verſchiedenen Feldſyſtemen. damit verbinden. In dieſer Hinſicht haben wir einen dreifachen Unterſchied zu bemerken.
Die erſte und aͤltfte Methode des Futtergewinnes iſt die in beſondern Futterkoppeln oder Kleegaͤrten. Man hat dazu gewoͤhnlich nahe am Hofe
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0421"n="375"/><fwplace="top"type="header">Stallfutterungsſyſtem.</fw><lb/>
chem der Werth des Grundes und Bodens ſteigt, und in welchem groͤßerer Verlag auf<lb/>
die Landwirthſchaft verwandt wird.</p><lb/><p>Am wenigſten paßt ſich die Stallfutterung auf ſehr ſandigem Boden, der weni-<lb/>
ger als 25 Prozent Lehm und Humus enthaͤlt. Dieſem Boden iſt die ſogenannte<lb/>
Ruhe oder das Eindreeſchen und der Weidegang beſonders nuͤtzlich, um ihm die Bin-<lb/>
dung zu geben, die er bei zu haͤufiger Beackerung gaͤnzlich verliert.</p><lb/><p>Auch iſt er fuͤr die Schafe mehr wie fuͤr Rindvieh geeignet, deren Stallfutterung<lb/>
vorerſt ſich noch nicht verbreiten wird, und wenigſtens auf ſolchem Boden nicht paßt.<lb/>
Der Futtergewaͤchsbau fuͤr den Sommer iſt hier der duͤrren Zeiten wegen auch bei<lb/>
zureichender Duͤngung noch immer ſehr mißlich, ſo ſicher auch der Bau der Futter-<lb/>
wurzeln fuͤr den Winter darauf betrieben werden kann.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 390.</head><lb/><p>Man unterſcheidet unter ganzer und halber Stallfutterung. Unter letzterer ver-<lb/>ſteht man nicht, — was ſonſt auch ſtatt findet — daß ein Theil des Viehſtapels auf<lb/>
dem Stalle bleibt, und der andere weidet, ſondern daß das Vieh ſeine Nahrung<lb/>
taͤglich zum Theil von der Weide holt, zum Theil im Stalle erhaͤlt. Dieſe halbe<lb/>
Stallfutterung haben manche in Anſehung der Benutzung des Viehes fuͤr die eintraͤg-<lb/>
lichſte Art gehalten, und dabei den groͤßten Molkenertrag gehabt. Es iſt auch natuͤr-<lb/>
lich, daß die Freßluſt des Viehes durch dieſe Veraͤnderung gereizt, und ſeine Ver-<lb/>
dauungskraͤfte geſtaͤrkt werden. Vorzuͤglich wird ſie da rathſam, wo man einen nicht<lb/>
zu weit entfernten Weideanger der Gefahr der Ueberſchwemmung oder anderer Urſachen<lb/>
wegen nicht vortheilhafter benutzen kann, ſolcher aber doch zur voͤlligen Ernaͤhrung<lb/>
des noͤthigen Rindviehes im Sommer nicht zureicht.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 391.</head><lb/><p>Die Stallfutterung laͤßt ſich bei verſchiedenen Ackerſyſtemen betreiben und<noteplace="right">Verbindung<lb/>
der Stallfut-<lb/>
terung mit<lb/>
verſchiedenen<lb/>
Feldſyſtemen.</note><lb/>
damit verbinden. In dieſer Hinſicht haben wir einen dreifachen Unterſchied zu<lb/>
bemerken.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">erſte</hi> und aͤltfte Methode des Futtergewinnes iſt die in <hirendition="#g">beſondern<lb/>
Futterkoppeln</hi> oder Kleegaͤrten. Man hat dazu gewoͤhnlich nahe am Hofe<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[375/0421]
Stallfutterungsſyſtem.
chem der Werth des Grundes und Bodens ſteigt, und in welchem groͤßerer Verlag auf
die Landwirthſchaft verwandt wird.
Am wenigſten paßt ſich die Stallfutterung auf ſehr ſandigem Boden, der weni-
ger als 25 Prozent Lehm und Humus enthaͤlt. Dieſem Boden iſt die ſogenannte
Ruhe oder das Eindreeſchen und der Weidegang beſonders nuͤtzlich, um ihm die Bin-
dung zu geben, die er bei zu haͤufiger Beackerung gaͤnzlich verliert.
Auch iſt er fuͤr die Schafe mehr wie fuͤr Rindvieh geeignet, deren Stallfutterung
vorerſt ſich noch nicht verbreiten wird, und wenigſtens auf ſolchem Boden nicht paßt.
Der Futtergewaͤchsbau fuͤr den Sommer iſt hier der duͤrren Zeiten wegen auch bei
zureichender Duͤngung noch immer ſehr mißlich, ſo ſicher auch der Bau der Futter-
wurzeln fuͤr den Winter darauf betrieben werden kann.
§. 390.
Man unterſcheidet unter ganzer und halber Stallfutterung. Unter letzterer ver-
ſteht man nicht, — was ſonſt auch ſtatt findet — daß ein Theil des Viehſtapels auf
dem Stalle bleibt, und der andere weidet, ſondern daß das Vieh ſeine Nahrung
taͤglich zum Theil von der Weide holt, zum Theil im Stalle erhaͤlt. Dieſe halbe
Stallfutterung haben manche in Anſehung der Benutzung des Viehes fuͤr die eintraͤg-
lichſte Art gehalten, und dabei den groͤßten Molkenertrag gehabt. Es iſt auch natuͤr-
lich, daß die Freßluſt des Viehes durch dieſe Veraͤnderung gereizt, und ſeine Ver-
dauungskraͤfte geſtaͤrkt werden. Vorzuͤglich wird ſie da rathſam, wo man einen nicht
zu weit entfernten Weideanger der Gefahr der Ueberſchwemmung oder anderer Urſachen
wegen nicht vortheilhafter benutzen kann, ſolcher aber doch zur voͤlligen Ernaͤhrung
des noͤthigen Rindviehes im Sommer nicht zureicht.
§. 391.
Die Stallfutterung laͤßt ſich bei verſchiedenen Ackerſyſtemen betreiben und
damit verbinden. In dieſer Hinſicht haben wir einen dreifachen Unterſchied zu
bemerken.
Verbindung
der Stallfut-
terung mit
verſchiedenen
Feldſyſtemen.
Die erſte und aͤltfte Methode des Futtergewinnes iſt die in beſondern
Futterkoppeln oder Kleegaͤrten. Man hat dazu gewoͤhnlich nahe am Hofe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/421>, abgerufen am 21.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.