ren, wo man auf eine dürrere Koppel mit dem Klee kommt, weniger Vieh hal- ten können.
Antwort: Wenn auf die Verschiedenheit des Bodens, wie zuweilen in der Koppelwirthschaft geschieht, bei der Eintheilung der Feldmark keine Rücksicht genom- men worden, so macht dies allerdings eine große Schwierigkeit. Dann tritt aber auch bei der Weide derselbe Fall ein, und es müßte ein besonderes günstiges Schicksal seyn, wenn das Weidevieh nicht darunter litte, dem durch Uebersparung des Futters nicht so wie bei einer wohleingerichteten Stallfutterung abgeholfen werden kann. Eine zweckmäßige Eintheilung der Feldmark nach der Güte des Bodens ist aber bei der Stallfutterungswirthschaft leichter möglich, weil hier der Zusammenhang jedes Schlages und der Schläge nach Nummern nicht so nöthig ist, und man es darum sehr wohl so einrichten kann, daß alle Jahre ein den Futtergewächsen zusagendes Feld und zwar nahe genug beim Hofe damit bestellt werde.
§. 386.
7) Das Gedeihen des Klees kann zwar durch eine gute Kultur ziemlich gesichert werden, jedoch nicht so, daß die Möglichkeit seines Mißrathens uns ganz außer Sorge setze. Und wenn dieses einträte, so wäre die ganze Wirthschaft da- durch zerstört.
Antwort: Ungeachtet der Klee wohl das Hauptfutterungsmittel für den Som- mer bleiben wird, so wäre es doch sehr fehlerhaft, sich auf selbigen allein zu verlassen, da auch ohne ein gänzliches Mißrathen desselben bei guter Bestellung zu besorgen, immer Zeiten eintreten können, wo er nicht genugsames Futter darreicht, oder wo es ihn dazu zu verwenden nicht rathsam wäre. Der Klee kommt eigentlich nicht früh genug, um die grüne Futterung damit anzufangen, und zwischen seinen beiden Schnitten tritt eine Periode ein, wo er zu alt wird oder noch zu jung ist, um vor- theilhaft gebraucht zu werden. Auch fehlt es nach dem zweiten Schnitte, wenn man anders Winterung in die Stoppel säen will, daran. Eine wohleingerichtete Stall- futterungswirthschaft muß also durchaus mehrere Gewächse zur Hand haben, welche die Stelle des grünen Klees vertreten, wenn es nöthig ist, sonst aber auf andere Weise benutzt werden, wozu hauptsächlich Wicken und auf trockenem Boden Spör- gel und Buchweizen gehören; wenn man nicht etwa besondere Futterkoppeln zum
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Stallfutterungsſyſtem.
ren, wo man auf eine duͤrrere Koppel mit dem Klee kommt, weniger Vieh hal- ten koͤnnen.
Antwort: Wenn auf die Verſchiedenheit des Bodens, wie zuweilen in der Koppelwirthſchaft geſchieht, bei der Eintheilung der Feldmark keine Ruͤckſicht genom- men worden, ſo macht dies allerdings eine große Schwierigkeit. Dann tritt aber auch bei der Weide derſelbe Fall ein, und es muͤßte ein beſonderes guͤnſtiges Schickſal ſeyn, wenn das Weidevieh nicht darunter litte, dem durch Ueberſparung des Futters nicht ſo wie bei einer wohleingerichteten Stallfutterung abgeholfen werden kann. Eine zweckmaͤßige Eintheilung der Feldmark nach der Guͤte des Bodens iſt aber bei der Stallfutterungswirthſchaft leichter moͤglich, weil hier der Zuſammenhang jedes Schlages und der Schlaͤge nach Nummern nicht ſo noͤthig iſt, und man es darum ſehr wohl ſo einrichten kann, daß alle Jahre ein den Futtergewaͤchſen zuſagendes Feld und zwar nahe genug beim Hofe damit beſtellt werde.
§. 386.
7) Das Gedeihen des Klees kann zwar durch eine gute Kultur ziemlich geſichert werden, jedoch nicht ſo, daß die Moͤglichkeit ſeines Mißrathens uns ganz außer Sorge ſetze. Und wenn dieſes eintraͤte, ſo waͤre die ganze Wirthſchaft da- durch zerſtoͤrt.
Antwort: Ungeachtet der Klee wohl das Hauptfutterungsmittel fuͤr den Som- mer bleiben wird, ſo waͤre es doch ſehr fehlerhaft, ſich auf ſelbigen allein zu verlaſſen, da auch ohne ein gaͤnzliches Mißrathen deſſelben bei guter Beſtellung zu beſorgen, immer Zeiten eintreten koͤnnen, wo er nicht genugſames Futter darreicht, oder wo es ihn dazu zu verwenden nicht rathſam waͤre. Der Klee kommt eigentlich nicht fruͤh genug, um die gruͤne Futterung damit anzufangen, und zwiſchen ſeinen beiden Schnitten tritt eine Periode ein, wo er zu alt wird oder noch zu jung iſt, um vor- theilhaft gebraucht zu werden. Auch fehlt es nach dem zweiten Schnitte, wenn man anders Winterung in die Stoppel ſaͤen will, daran. Eine wohleingerichtete Stall- futterungswirthſchaft muß alſo durchaus mehrere Gewaͤchſe zur Hand haben, welche die Stelle des gruͤnen Klees vertreten, wenn es noͤthig iſt, ſonſt aber auf andere Weiſe benutzt werden, wozu hauptſaͤchlich Wicken und auf trockenem Boden Spoͤr- gel und Buchweizen gehoͤren; wenn man nicht etwa beſondere Futterkoppeln zum
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Stallfutterungsſyſtem.
ren, wo man auf eine duͤrrere Koppel mit dem Klee kommt, weniger Vieh hal-
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Antwort: Wenn auf die Verſchiedenheit des Bodens, wie zuweilen in der
Koppelwirthſchaft geſchieht, bei der Eintheilung der Feldmark keine Ruͤckſicht genom-
men worden, ſo macht dies allerdings eine große Schwierigkeit. Dann tritt aber
auch bei der Weide derſelbe Fall ein, und es muͤßte ein beſonderes guͤnſtiges Schickſal
ſeyn, wenn das Weidevieh nicht darunter litte, dem durch Ueberſparung des Futters
nicht ſo wie bei einer wohleingerichteten Stallfutterung abgeholfen werden kann.
Eine zweckmaͤßige Eintheilung der Feldmark nach der Guͤte des Bodens iſt aber bei
der Stallfutterungswirthſchaft leichter moͤglich, weil hier der Zuſammenhang jedes
Schlages und der Schlaͤge nach Nummern nicht ſo noͤthig iſt, und man es darum
ſehr wohl ſo einrichten kann, daß alle Jahre ein den Futtergewaͤchſen zuſagendes Feld
und zwar nahe genug beim Hofe damit beſtellt werde.
§. 386.
7) Das Gedeihen des Klees kann zwar durch eine gute Kultur ziemlich geſichert
werden, jedoch nicht ſo, daß die Moͤglichkeit ſeines Mißrathens uns ganz außer
Sorge ſetze. Und wenn dieſes eintraͤte, ſo waͤre die ganze Wirthſchaft da-
durch zerſtoͤrt.
Antwort: Ungeachtet der Klee wohl das Hauptfutterungsmittel fuͤr den Som-
mer bleiben wird, ſo waͤre es doch ſehr fehlerhaft, ſich auf ſelbigen allein zu verlaſſen,
da auch ohne ein gaͤnzliches Mißrathen deſſelben bei guter Beſtellung zu beſorgen,
immer Zeiten eintreten koͤnnen, wo er nicht genugſames Futter darreicht, oder wo es
ihn dazu zu verwenden nicht rathſam waͤre. Der Klee kommt eigentlich nicht fruͤh
genug, um die gruͤne Futterung damit anzufangen, und zwiſchen ſeinen beiden
Schnitten tritt eine Periode ein, wo er zu alt wird oder noch zu jung iſt, um vor-
theilhaft gebraucht zu werden. Auch fehlt es nach dem zweiten Schnitte, wenn man
anders Winterung in die Stoppel ſaͤen will, daran. Eine wohleingerichtete Stall-
futterungswirthſchaft muß alſo durchaus mehrere Gewaͤchſe zur Hand haben, welche
die Stelle des gruͤnen Klees vertreten, wenn es noͤthig iſt, ſonſt aber auf andere
Weiſe benutzt werden, wozu hauptſaͤchlich Wicken und auf trockenem Boden Spoͤr-
gel und Buchweizen gehoͤren; wenn man nicht etwa beſondere Futterkoppeln zum
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/417>, abgerufen am 22.02.2025.
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