Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.Stallfutterungssystem. men, hier wegfallen; nicht zu gedenken, daß bei dem Melken selbst eine weit genauereAufsicht wie auf der Weide möglich ist, und von der Milch weniger verschüttet und abhanden kommen kann. Das Einfahren der grünen Futterung geschieht am besten, entweder durch die sich dazu passenden Kühe selbst, oder durch einige besondere Ochsen die dabei völlig fett werden; indem sie auf dem Stalle und auf dem Felde fressen, und ihnen diese mäßige Arbeit nur zur Verdauung dient, folglich sie ihr Futter am Ende des Sommers recht gut bezahlen. Die stärkere Mistausfuhr wird man wohl nicht leicht als eine Last, die allerdings die Stallfutterung beträchtlich vermehrt, an- sehen wollen. Indessen gebe ich zu, daß solche Verhältnisse eintreten können, wo die Verwen- §. 382. 3) Die Stallfutterung erfordert eine künstlichere und zusammengesetztere Ein- Antwort: Bei diesem Einwurfe hat man sich die Schwierigkeiten ohne Zwei- Erster Theil. A a a
Stallfutterungsſyſtem. men, hier wegfallen; nicht zu gedenken, daß bei dem Melken ſelbſt eine weit genauereAufſicht wie auf der Weide moͤglich iſt, und von der Milch weniger verſchuͤttet und abhanden kommen kann. Das Einfahren der gruͤnen Futterung geſchieht am beſten, entweder durch die ſich dazu paſſenden Kuͤhe ſelbſt, oder durch einige beſondere Ochſen die dabei voͤllig fett werden; indem ſie auf dem Stalle und auf dem Felde freſſen, und ihnen dieſe maͤßige Arbeit nur zur Verdauung dient, folglich ſie ihr Futter am Ende des Sommers recht gut bezahlen. Die ſtaͤrkere Miſtausfuhr wird man wohl nicht leicht als eine Laſt, die allerdings die Stallfutterung betraͤchtlich vermehrt, an- ſehen wollen. Indeſſen gebe ich zu, daß ſolche Verhaͤltniſſe eintreten koͤnnen, wo die Verwen- §. 382. 3) Die Stallfutterung erfordert eine kuͤnſtlichere und zuſammengeſetztere Ein- Antwort: Bei dieſem Einwurfe hat man ſich die Schwierigkeiten ohne Zwei- Erſter Theil. A a a
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Stallfutterungsſyſtem.
men, hier wegfallen; nicht zu gedenken, daß bei dem Melken ſelbſt eine weit genauere
Aufſicht wie auf der Weide moͤglich iſt, und von der Milch weniger verſchuͤttet und
abhanden kommen kann. Das Einfahren der gruͤnen Futterung geſchieht am beſten,
entweder durch die ſich dazu paſſenden Kuͤhe ſelbſt, oder durch einige beſondere Ochſen
die dabei voͤllig fett werden; indem ſie auf dem Stalle und auf dem Felde freſſen, und
ihnen dieſe maͤßige Arbeit nur zur Verdauung dient, folglich ſie ihr Futter am Ende
des Sommers recht gut bezahlen. Die ſtaͤrkere Miſtausfuhr wird man wohl nicht
leicht als eine Laſt, die allerdings die Stallfutterung betraͤchtlich vermehrt, an-
ſehen wollen.
Indeſſen gebe ich zu, daß ſolche Verhaͤltniſſe eintreten koͤnnen, wo die Verwen-
dung von 2 Menſchen mehr auf 80 Kuͤhe in der Sommerzeit Schwierigkeit machen
koͤnne; nur koͤnnen ſolche Faͤlle nicht haͤufig ſeyn, wo es an der Moͤglichkeit dieſe
2 Menſchen mehr herbeizuſchaffen fehlte. Wo man Menſchen auf alle Weiſe erſpa-
ren mußte, hat man die Einrichtung getroffen, die Stallfutterung nur bis zur Ernte-
zeit fortzuſetzen, dann aber, auch um die Stoppelweide des Klees zu benutzen und
den Nachwuchs, das Vieh auszutreiben.
§. 382.
3) Die Stallfutterung erfordert eine kuͤnſtlichere und zuſammengeſetztere Ein-
richtung des Stalles, großen Raum, um das Futter aufzubewahren, und mannig-
faltige Geraͤthe; folglich ein weit groͤßeres ſtehendes Kapital.
Antwort: Bei dieſem Einwurfe hat man ſich die Schwierigkeiten ohne Zwei-
fel groͤßer vorgeſtellt, als ſie wirklich ſind. Es erleichtert allerdings ein zweckmaͤßig
eingerichteter Stall die Sache ſehr. Das Futter kann darin laͤngere Zeit unverdorben
aufbehalten, und weit leichter unter dem Viehe vertheilt werden. Aber in jedem
Stalle wird man einen Ort zu dieſer Aufbewahrung ausfindig machen, wenn man
nur die Zahl des Viehes um einige Stuͤcke vermindern will. Der Wagen oder der
Karren, die Forke, Harke und Senſe, welche hierzu mehr noͤthig ſind, koͤnnen
wohl kaum in Berechnung gebracht werden. Diejenigen, welche dieſen Einwurf
machen, ſprechen auch von großen Kellerraͤumen und Futterſchneidemaſchinen, die
aber eigentlich nicht der Sommerſtallfutterung, von welcher hier nur die Rede iſt,
angerechnet werden koͤnnen.
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