Antwort: Der Anbau der zur Sommerstallfutterung gebräuchlichen Gewächse macht eine ganz unbedeutend vermehrte Arbeit. Beim Klee kömmt nichts weiter, als das Aussäen selbst in Berechnung; und wenn man den Samen selbst gewinnt, das Ausdreschen desselben, welches dann besonders unbedeutend ist, wenn man zum eignen Gebrauche nur die Köpfe abdrischt, und ihn mit den Hülsen aussäet.
Der Anbau der Futterwicken ist nicht erheblicher, indem die dazu gegebene Pflugfurche in der Brache nicht minder nöthig gewesen wäre. Die Arbeit beim An- bau anderer Futtergewächse, auf welche man ein zu großes Gewicht legt, kommt nicht auf die Kosten der Sommerfutterung, sondern der Winterfutterung, wovon hier eigentlich nicht die Rede ist.
§. 381.
2) Das Geschäft der Futterung auf dem Stalle oder Viehhofe erfordert we- gen des Mähens, Zuführens vom Felde, und des Vorlegens der Futterung selbst, dann des Einstreuens und Ausbringens des Mistes, beträchtlich mehrere Menschen und mehreres Gespann, als die Verpflegung des Weideviehes.
Antwort: Dieser Gegengrund in wohl unter allen der erheblichste, indem mehrere Arbeit dabei auf keine Weise abzuläugnen ist. Indessen ist der Unterschied so groß nicht, wie er denen erscheint, die mit einer guten Einrichtung und Manipulation nicht bekannt sind. Das Mähen des Futters für 80 Stück Vieh, -- wenn anders der Klee gut stehet -- das Aufladen und Anfahren desselben kann ein Mann und ein Weib oder Junge vollkommen verrichten, und dabei dem Viehwärter in der Vorle- gung dieses Futters noch genugsam zu Hülfe kommen. Wir nehmen also an, daß drei Personen außer den eigentlichen Viehmägden auf 80 Stück Vieh (und zu 100 reichten sie auch hin) bei der Stallfutterung nöthig sind. Wenn nur eine Art von Vieh auf der Weide gehalten würde, so daß milchendes und güstes, junges und altes nicht getrennt wäre, so würde freilich ein Hirte zureichen. Sobald wir sie aber auf mehrere Heerden uns vertheilt denken, wird der Unterschied geringer werden. Diese Personen reichen auch zu, die Einstreuung und Ausmistung zu besorgen, wenn diese auf die beste Weise vermittelst einer Schleife geschieht. Dagegen ist aber die Arbeit der Mägde, gleich reichliche Milch angenommen, bei der Stallfutterung geringer, weil die weiten Wege und die Zeitverschwendungen, welche bei der Weide vorkom-
men,
Stallfutterungsſyſtem.
Antwort: Der Anbau der zur Sommerſtallfutterung gebraͤuchlichen Gewaͤchſe macht eine ganz unbedeutend vermehrte Arbeit. Beim Klee koͤmmt nichts weiter, als das Ausſaͤen ſelbſt in Berechnung; und wenn man den Samen ſelbſt gewinnt, das Ausdreſchen deſſelben, welches dann beſonders unbedeutend iſt, wenn man zum eignen Gebrauche nur die Koͤpfe abdriſcht, und ihn mit den Huͤlſen ausſaͤet.
Der Anbau der Futterwicken iſt nicht erheblicher, indem die dazu gegebene Pflugfurche in der Brache nicht minder noͤthig geweſen waͤre. Die Arbeit beim An- bau anderer Futtergewaͤchſe, auf welche man ein zu großes Gewicht legt, kommt nicht auf die Koſten der Sommerfutterung, ſondern der Winterfutterung, wovon hier eigentlich nicht die Rede iſt.
§. 381.
2) Das Geſchaͤft der Futterung auf dem Stalle oder Viehhofe erfordert we- gen des Maͤhens, Zufuͤhrens vom Felde, und des Vorlegens der Futterung ſelbſt, dann des Einſtreuens und Ausbringens des Miſtes, betraͤchtlich mehrere Menſchen und mehreres Geſpann, als die Verpflegung des Weideviehes.
Antwort: Dieſer Gegengrund in wohl unter allen der erheblichſte, indem mehrere Arbeit dabei auf keine Weiſe abzulaͤugnen iſt. Indeſſen iſt der Unterſchied ſo groß nicht, wie er denen erſcheint, die mit einer guten Einrichtung und Manipulation nicht bekannt ſind. Das Maͤhen des Futters fuͤr 80 Stuͤck Vieh, — wenn anders der Klee gut ſtehet — das Aufladen und Anfahren deſſelben kann ein Mann und ein Weib oder Junge vollkommen verrichten, und dabei dem Viehwaͤrter in der Vorle- gung dieſes Futters noch genugſam zu Huͤlfe kommen. Wir nehmen alſo an, daß drei Perſonen außer den eigentlichen Viehmaͤgden auf 80 Stuͤck Vieh (und zu 100 reichten ſie auch hin) bei der Stallfutterung noͤthig ſind. Wenn nur eine Art von Vieh auf der Weide gehalten wuͤrde, ſo daß milchendes und guͤſtes, junges und altes nicht getrennt waͤre, ſo wuͤrde freilich ein Hirte zureichen. Sobald wir ſie aber auf mehrere Heerden uns vertheilt denken, wird der Unterſchied geringer werden. Dieſe Perſonen reichen auch zu, die Einſtreuung und Ausmiſtung zu beſorgen, wenn dieſe auf die beſte Weiſe vermittelſt einer Schleife geſchieht. Dagegen iſt aber die Arbeit der Maͤgde, gleich reichliche Milch angenommen, bei der Stallfutterung geringer, weil die weiten Wege und die Zeitverſchwendungen, welche bei der Weide vorkom-
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Stallfutterungsſyſtem.
Antwort: Der Anbau der zur Sommerſtallfutterung gebraͤuchlichen Gewaͤchſe
macht eine ganz unbedeutend vermehrte Arbeit. Beim Klee koͤmmt nichts weiter, als
das Ausſaͤen ſelbſt in Berechnung; und wenn man den Samen ſelbſt gewinnt, das
Ausdreſchen deſſelben, welches dann beſonders unbedeutend iſt, wenn man zum
eignen Gebrauche nur die Koͤpfe abdriſcht, und ihn mit den Huͤlſen ausſaͤet.
Der Anbau der Futterwicken iſt nicht erheblicher, indem die dazu gegebene
Pflugfurche in der Brache nicht minder noͤthig geweſen waͤre. Die Arbeit beim An-
bau anderer Futtergewaͤchſe, auf welche man ein zu großes Gewicht legt, kommt
nicht auf die Koſten der Sommerfutterung, ſondern der Winterfutterung, wovon
hier eigentlich nicht die Rede iſt.
§. 381.
2) Das Geſchaͤft der Futterung auf dem Stalle oder Viehhofe erfordert we-
gen des Maͤhens, Zufuͤhrens vom Felde, und des Vorlegens der Futterung ſelbſt,
dann des Einſtreuens und Ausbringens des Miſtes, betraͤchtlich mehrere Menſchen und
mehreres Geſpann, als die Verpflegung des Weideviehes.
Antwort: Dieſer Gegengrund in wohl unter allen der erheblichſte, indem
mehrere Arbeit dabei auf keine Weiſe abzulaͤugnen iſt. Indeſſen iſt der Unterſchied ſo
groß nicht, wie er denen erſcheint, die mit einer guten Einrichtung und Manipulation
nicht bekannt ſind. Das Maͤhen des Futters fuͤr 80 Stuͤck Vieh, — wenn anders
der Klee gut ſtehet — das Aufladen und Anfahren deſſelben kann ein Mann und ein
Weib oder Junge vollkommen verrichten, und dabei dem Viehwaͤrter in der Vorle-
gung dieſes Futters noch genugſam zu Huͤlfe kommen. Wir nehmen alſo an, daß
drei Perſonen außer den eigentlichen Viehmaͤgden auf 80 Stuͤck Vieh (und zu 100
reichten ſie auch hin) bei der Stallfutterung noͤthig ſind. Wenn nur eine Art von
Vieh auf der Weide gehalten wuͤrde, ſo daß milchendes und guͤſtes, junges und altes
nicht getrennt waͤre, ſo wuͤrde freilich ein Hirte zureichen. Sobald wir ſie aber auf
mehrere Heerden uns vertheilt denken, wird der Unterſchied geringer werden. Dieſe
Perſonen reichen auch zu, die Einſtreuung und Ausmiſtung zu beſorgen, wenn dieſe
auf die beſte Weiſe vermittelſt einer Schleife geſchieht. Dagegen iſt aber die Arbeit
der Maͤgde, gleich reichliche Milch angenommen, bei der Stallfutterung geringer,
weil die weiten Wege und die Zeitverſchwendungen, welche bei der Weide vorkom-
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/414>, abgerufen am 22.02.2025.
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