kann ein Acker Brache genannt werden. Bis dahin heißt er ruhender Acker, und wenn er zur Benutzung des Graswuchses so liegt, -- dreisch oder dreesch (ein ursprünglich Mecklenburgischer, aber passender Ausdruck, den wir statt meh- rerer andern, welche man dafür hat, beibehalten).
§. 309.
Nutzen der Brachbearbei- tung.Der Nutzen dieser Brachbearbeitung ist unverkennbar, und um so größer, je bindender und lehmiger der Boden ist.
Durch das einfache Pflügen im Frühjahre oder Herbste wird der Acker zwar umgewandt und gerührt, aber nicht so gepulvert, daß die sämmtlichen zusammen- geballten Erdklöße zum Zerfallen in lockere Erde gebracht würden. Die zusam- mengeballte Erde verhärtet sich vielmehr, wenn sie unzertrümmert wieder unter- gebracht wird, zu harten Klumpen, und es trägt selbst das feste Anstreichen des Pfluges, besonders bei nasser Witterung, dazu bei, die Erde zu verballen, und hauptsächlich wenn die feucht gepflügte Furche einer stärkeren Sommerhitze ausge- setzt wird, die ihr dann eine ziegelartige Beschaffenheit giebt. Diese verballte Erde ist unfruchtbar, indem die meisten seinzaserigen Pflanzen mit ihren Wur- zeln nicht hineindringen können, sondern sie umgehen müssen, und es bleibt also die darin enthaltene Fruchtbarkeit verschlossen. Es ist gleich, ob geballte Erde oder Steine den Haupttheil des Bodens ausmachen. Um die Zertrümmerung die- ser Erdklöße zu bewirken, gab es kein anderes Mittel, als eine gehörige Brach- bearbeitung, ein ganzes Jahr hindurch fortgesetzt, wodurch sie sämmtlich an die Oberfläche gebracht und der atmosphärischen Feuchtigkeit ausgesetzt, im Zustande ihrer Mürbheit durch die Egge und andere Instrumente zertrümmert wurden. Wenn dies vom Herbste an bis zur künftigen Winterungssaat mit Auswahl des gerechten Feuchtigkeitszustandes geschieht, so wird die Ackererde in ein gleichmäßi- ges, lockeres Pulver verwandelt, und alle darin vorhandenen fruchtbaren Theile werden zur Wirkung gebracht, weswegen schon allein ein erschöpft scheinender Acker durch eine gehörige Brache ohne neue Düngung zuweilen zu einer unerwar- teten neuen Fruchtbarkeit gebracht werden kann.
Die zweite Wohlthat der Brache für den Acker besteht in der Zerstörung des Wurzel- und Samenunkrauts. Durch die häufige Losreißung und Herumwälzung der Wurzeln, ihre Luftaussetzung, zumal bei heißem Sonnenscheine, werden sie
endlich
Das Felderſyſtem.
kann ein Acker Brache genannt werden. Bis dahin heißt er ruhender Acker, und wenn er zur Benutzung des Graswuchſes ſo liegt, — dreiſch oder dreeſch (ein urſpruͤnglich Mecklenburgiſcher, aber paſſender Ausdruck, den wir ſtatt meh- rerer andern, welche man dafuͤr hat, beibehalten).
§. 309.
Nutzen der Brachbearbei- tung.Der Nutzen dieſer Brachbearbeitung iſt unverkennbar, und um ſo groͤßer, je bindender und lehmiger der Boden iſt.
Durch das einfache Pfluͤgen im Fruͤhjahre oder Herbſte wird der Acker zwar umgewandt und geruͤhrt, aber nicht ſo gepulvert, daß die ſaͤmmtlichen zuſammen- geballten Erdkloͤße zum Zerfallen in lockere Erde gebracht wuͤrden. Die zuſam- mengeballte Erde verhaͤrtet ſich vielmehr, wenn ſie unzertruͤmmert wieder unter- gebracht wird, zu harten Klumpen, und es traͤgt ſelbſt das feſte Anſtreichen des Pfluges, beſonders bei naſſer Witterung, dazu bei, die Erde zu verballen, und hauptſaͤchlich wenn die feucht gepfluͤgte Furche einer ſtaͤrkeren Sommerhitze ausge- ſetzt wird, die ihr dann eine ziegelartige Beſchaffenheit giebt. Dieſe verballte Erde iſt unfruchtbar, indem die meiſten ſeinzaſerigen Pflanzen mit ihren Wur- zeln nicht hineindringen koͤnnen, ſondern ſie umgehen muͤſſen, und es bleibt alſo die darin enthaltene Fruchtbarkeit verſchloſſen. Es iſt gleich, ob geballte Erde oder Steine den Haupttheil des Bodens ausmachen. Um die Zertruͤmmerung die- ſer Erdkloͤße zu bewirken, gab es kein anderes Mittel, als eine gehoͤrige Brach- bearbeitung, ein ganzes Jahr hindurch fortgeſetzt, wodurch ſie ſaͤmmtlich an die Oberflaͤche gebracht und der atmoſphaͤriſchen Feuchtigkeit ausgeſetzt, im Zuſtande ihrer Muͤrbheit durch die Egge und andere Inſtrumente zertruͤmmert wurden. Wenn dies vom Herbſte an bis zur kuͤnftigen Winterungsſaat mit Auswahl des gerechten Feuchtigkeitszuſtandes geſchieht, ſo wird die Ackererde in ein gleichmaͤßi- ges, lockeres Pulver verwandelt, und alle darin vorhandenen fruchtbaren Theile werden zur Wirkung gebracht, weswegen ſchon allein ein erſchoͤpft ſcheinender Acker durch eine gehoͤrige Brache ohne neue Duͤngung zuweilen zu einer unerwar- teten neuen Fruchtbarkeit gebracht werden kann.
Die zweite Wohlthat der Brache fuͤr den Acker beſteht in der Zerſtoͤrung des Wurzel- und Samenunkrauts. Durch die haͤufige Losreißung und Herumwaͤlzung der Wurzeln, ihre Luftausſetzung, zumal bei heißem Sonnenſcheine, werden ſie
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Das Felderſyſtem.
kann ein Acker Brache genannt werden. Bis dahin heißt er ruhender Acker,
und wenn er zur Benutzung des Graswuchſes ſo liegt, — dreiſch oder dreeſch
(ein urſpruͤnglich Mecklenburgiſcher, aber paſſender Ausdruck, den wir ſtatt meh-
rerer andern, welche man dafuͤr hat, beibehalten).
§. 309.
Der Nutzen dieſer Brachbearbeitung iſt unverkennbar, und um ſo groͤßer, je
bindender und lehmiger der Boden iſt.
Nutzen der
Brachbearbei-
tung.
Durch das einfache Pfluͤgen im Fruͤhjahre oder Herbſte wird der Acker zwar
umgewandt und geruͤhrt, aber nicht ſo gepulvert, daß die ſaͤmmtlichen zuſammen-
geballten Erdkloͤße zum Zerfallen in lockere Erde gebracht wuͤrden. Die zuſam-
mengeballte Erde verhaͤrtet ſich vielmehr, wenn ſie unzertruͤmmert wieder unter-
gebracht wird, zu harten Klumpen, und es traͤgt ſelbſt das feſte Anſtreichen des
Pfluges, beſonders bei naſſer Witterung, dazu bei, die Erde zu verballen, und
hauptſaͤchlich wenn die feucht gepfluͤgte Furche einer ſtaͤrkeren Sommerhitze ausge-
ſetzt wird, die ihr dann eine ziegelartige Beſchaffenheit giebt. Dieſe verballte
Erde iſt unfruchtbar, indem die meiſten ſeinzaſerigen Pflanzen mit ihren Wur-
zeln nicht hineindringen koͤnnen, ſondern ſie umgehen muͤſſen, und es bleibt alſo
die darin enthaltene Fruchtbarkeit verſchloſſen. Es iſt gleich, ob geballte Erde
oder Steine den Haupttheil des Bodens ausmachen. Um die Zertruͤmmerung die-
ſer Erdkloͤße zu bewirken, gab es kein anderes Mittel, als eine gehoͤrige Brach-
bearbeitung, ein ganzes Jahr hindurch fortgeſetzt, wodurch ſie ſaͤmmtlich an die
Oberflaͤche gebracht und der atmoſphaͤriſchen Feuchtigkeit ausgeſetzt, im Zuſtande
ihrer Muͤrbheit durch die Egge und andere Inſtrumente zertruͤmmert wurden.
Wenn dies vom Herbſte an bis zur kuͤnftigen Winterungsſaat mit Auswahl des
gerechten Feuchtigkeitszuſtandes geſchieht, ſo wird die Ackererde in ein gleichmaͤßi-
ges, lockeres Pulver verwandelt, und alle darin vorhandenen fruchtbaren Theile
werden zur Wirkung gebracht, weswegen ſchon allein ein erſchoͤpft ſcheinender
Acker durch eine gehoͤrige Brache ohne neue Duͤngung zuweilen zu einer unerwar-
teten neuen Fruchtbarkeit gebracht werden kann.
Die zweite Wohlthat der Brache fuͤr den Acker beſteht in der Zerſtoͤrung des
Wurzel- und Samenunkrauts. Durch die haͤufige Losreißung und Herumwaͤlzung
der Wurzeln, ihre Luftausſetzung, zumal bei heißem Sonnenſcheine, werden ſie
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/342>, abgerufen am 21.02.2025.
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