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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Das Feldersystem.
§. 301.

Wenn der reiche Dreifelder-Acker in der Winterung und SommerungDüngerbedarf
desselben.

per Morgen 10 Scheffel Ertrag, und an Stroh von erstere circa 2000 Pfund,
von letztere 1000 Pfund geben kann, so erfolgen hieraus, nach den §. 275. ange-
gebenen Grundsätzen, 6900 Pfund Dünger, oder 31/2 Fuder, deren 5 auf einen
Morgen bei dreijähriger Düngung mindestens nöthig sind. Es fehlen also noch
11/2 Fuder oder 3100 Pfund. Diese müssen aus dem Heu erfolgen. Es sind also
noch 1347 Pfund Heu oder der Ertrag von einem Morgen mittlerer Wiesen nöthig.
Eine jede Wirthschaft, welche in dieser Kraft einmal steht, und auf 3 Morgen
Ackerland einen Morgen Wiese hat, dabei dann aber auch hinlängliche Weide,
um ihr Vieh im Sommer nutzbar erhalten zu können, kann also bei dieser
Wirthschaft im besten Stande bleiben, und da zu jenem Dünger noch der nächt-
liche Dünger des Weideviehes, besonders der Schafe, kommt, wozu das Weide-
land das Material giebt, ihren Acker immer in zunehmender Kraft erhalten, und
die besten Früchte bei guter Bestellung bauen. Auch findet dasselbe Statt bei
solchen Wirthschaften, die auswärtige Zuflüsse haben, Zehntstroh konsumiren,
und es durch aufgestalltes Mastvieh bei den Trebern des Bieres und Branntwei-
nes in Dünger verwandeln. Sie bauen oft ausgezeichnete Früchte, die dann von
manchen als Beweis von der Vorzüglichkeit dieses Systemes im Allgemeinen ange-
nommen werden.

Bei der sechsjährigen Düngung, wo der Ertrag der Winterung und Somme-
rung auf gutem Mittelboden nach der gedüngten Brache zu 7 Scheffel, nach der
ungedüngten zu 41/2 Scheffel angenommen werden kann, wo folglich in sechs Jah-
ren aus 111/2 Scheffel Winterungs- und eben so viel Sommerungs-Gewinn,
circa 2480 Pfund Winterstroh und 1150 Pfund Sommerstroh, überhaupt
3630 Pfund und hieraus 8349 Pfund Mist oder 4 1/3 Fuder erfolgen, und wenig-
stens 5 Fuder aufgeführt werden müssen, fehlen noch 1651 Pfund, die 718 Pfund
Heu erfordern. Diese Wirthschaft kann sich also im Stande erhalten und ihren
mäßigen Ertrag geben, wenn sie auf 6 Morgen Ackerland 2/3 Morgen Wiesen
und dabei zureichende Weide hat, und sich, falls sie jene Nebenhülfen besitzt, auch
durch den Weidedünger, besonders der Schafe, ziemlich in ihrer natürlichen Kraft

Erster Theil. O o
Das Felderſyſtem.
§. 301.

Wenn der reiche Dreifelder-Acker in der Winterung und SommerungDuͤngerbedarf
deſſelben.

per Morgen 10 Scheffel Ertrag, und an Stroh von erſtere circa 2000 Pfund,
von letztere 1000 Pfund geben kann, ſo erfolgen hieraus, nach den §. 275. ange-
gebenen Grundſaͤtzen, 6900 Pfund Duͤnger, oder 3½ Fuder, deren 5 auf einen
Morgen bei dreijaͤhriger Duͤngung mindeſtens noͤthig ſind. Es fehlen alſo noch
1½ Fuder oder 3100 Pfund. Dieſe muͤſſen aus dem Heu erfolgen. Es ſind alſo
noch 1347 Pfund Heu oder der Ertrag von einem Morgen mittlerer Wieſen noͤthig.
Eine jede Wirthſchaft, welche in dieſer Kraft einmal ſteht, und auf 3 Morgen
Ackerland einen Morgen Wieſe hat, dabei dann aber auch hinlaͤngliche Weide,
um ihr Vieh im Sommer nutzbar erhalten zu koͤnnen, kann alſo bei dieſer
Wirthſchaft im beſten Stande bleiben, und da zu jenem Duͤnger noch der naͤcht-
liche Duͤnger des Weideviehes, beſonders der Schafe, kommt, wozu das Weide-
land das Material giebt, ihren Acker immer in zunehmender Kraft erhalten, und
die beſten Fruͤchte bei guter Beſtellung bauen. Auch findet daſſelbe Statt bei
ſolchen Wirthſchaften, die auswaͤrtige Zufluͤſſe haben, Zehntſtroh konſumiren,
und es durch aufgeſtalltes Maſtvieh bei den Trebern des Bieres und Branntwei-
nes in Duͤnger verwandeln. Sie bauen oft ausgezeichnete Fruͤchte, die dann von
manchen als Beweis von der Vorzuͤglichkeit dieſes Syſtemes im Allgemeinen ange-
nommen werden.

Bei der ſechsjaͤhrigen Duͤngung, wo der Ertrag der Winterung und Somme-
rung auf gutem Mittelboden nach der geduͤngten Brache zu 7 Scheffel, nach der
ungeduͤngten zu 4½ Scheffel angenommen werden kann, wo folglich in ſechs Jah-
ren aus 11½ Scheffel Winterungs- und eben ſo viel Sommerungs-Gewinn,
circa 2480 Pfund Winterſtroh und 1150 Pfund Sommerſtroh, uͤberhaupt
3630 Pfund und hieraus 8349 Pfund Miſt oder 4⅓ Fuder erfolgen, und wenig-
ſtens 5 Fuder aufgefuͤhrt werden muͤſſen, fehlen noch 1651 Pfund, die 718 Pfund
Heu erfordern. Dieſe Wirthſchaft kann ſich alſo im Stande erhalten und ihren
maͤßigen Ertrag geben, wenn ſie auf 6 Morgen Ackerland ⅔ Morgen Wieſen
und dabei zureichende Weide hat, und ſich, falls ſie jene Nebenhuͤlfen beſitzt, auch
durch den Weideduͤnger, beſonders der Schafe, ziemlich in ihrer natuͤrlichen Kraft

Erſter Theil. O o
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[289/0335] Das Felderſyſtem. §. 301. Wenn der reiche Dreifelder-Acker in der Winterung und Sommerung per Morgen 10 Scheffel Ertrag, und an Stroh von erſtere circa 2000 Pfund, von letztere 1000 Pfund geben kann, ſo erfolgen hieraus, nach den §. 275. ange- gebenen Grundſaͤtzen, 6900 Pfund Duͤnger, oder 3½ Fuder, deren 5 auf einen Morgen bei dreijaͤhriger Duͤngung mindeſtens noͤthig ſind. Es fehlen alſo noch 1½ Fuder oder 3100 Pfund. Dieſe muͤſſen aus dem Heu erfolgen. Es ſind alſo noch 1347 Pfund Heu oder der Ertrag von einem Morgen mittlerer Wieſen noͤthig. Eine jede Wirthſchaft, welche in dieſer Kraft einmal ſteht, und auf 3 Morgen Ackerland einen Morgen Wieſe hat, dabei dann aber auch hinlaͤngliche Weide, um ihr Vieh im Sommer nutzbar erhalten zu koͤnnen, kann alſo bei dieſer Wirthſchaft im beſten Stande bleiben, und da zu jenem Duͤnger noch der naͤcht- liche Duͤnger des Weideviehes, beſonders der Schafe, kommt, wozu das Weide- land das Material giebt, ihren Acker immer in zunehmender Kraft erhalten, und die beſten Fruͤchte bei guter Beſtellung bauen. Auch findet daſſelbe Statt bei ſolchen Wirthſchaften, die auswaͤrtige Zufluͤſſe haben, Zehntſtroh konſumiren, und es durch aufgeſtalltes Maſtvieh bei den Trebern des Bieres und Branntwei- nes in Duͤnger verwandeln. Sie bauen oft ausgezeichnete Fruͤchte, die dann von manchen als Beweis von der Vorzuͤglichkeit dieſes Syſtemes im Allgemeinen ange- nommen werden. Duͤngerbedarf deſſelben. Bei der ſechsjaͤhrigen Duͤngung, wo der Ertrag der Winterung und Somme- rung auf gutem Mittelboden nach der geduͤngten Brache zu 7 Scheffel, nach der ungeduͤngten zu 4½ Scheffel angenommen werden kann, wo folglich in ſechs Jah- ren aus 11½ Scheffel Winterungs- und eben ſo viel Sommerungs-Gewinn, circa 2480 Pfund Winterſtroh und 1150 Pfund Sommerſtroh, uͤberhaupt 3630 Pfund und hieraus 8349 Pfund Miſt oder 4⅓ Fuder erfolgen, und wenig- ſtens 5 Fuder aufgefuͤhrt werden muͤſſen, fehlen noch 1651 Pfund, die 718 Pfund Heu erfordern. Dieſe Wirthſchaft kann ſich alſo im Stande erhalten und ihren maͤßigen Ertrag geben, wenn ſie auf 6 Morgen Ackerland ⅔ Morgen Wieſen und dabei zureichende Weide hat, und ſich, falls ſie jene Nebenhuͤlfen beſitzt, auch durch den Weideduͤnger, beſonders der Schafe, ziemlich in ihrer natuͤrlichen Kraft Erſter Theil. O o

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/335>, abgerufen am 21.11.2024.