mitteln, und dadurch das Gewicht des eingeschnittenen Getreides zu bestimmen. Wenn nun nach verschiedenen Probe- oder vollendeten Ausdrüschen die Quantität der Körner bestimmt ist, so wird deren Gewicht, nach dem Gewichte eines Scheffels be- rechnet und abgezogen vom Gewichte des Ernte-Einschnitts, die Masse des Strohes und der Abfälle ergeben, und nun, selbst ohne Wiederholung dieser Prozedur in ge- wöhnlichen Jahren, der Strohertrag genauer als gewöhnlich ausgemittelt wer- den können.
§. 280.
Die Meierschen Angaben des Verhältnisses zwischen Stroh und Korn, die er auf wiederholte Versuche gründete, und im dritten Bande seines Werks über die Gemeinheitstheilungen angegeben hat, zuerst aber in den Annalen der niedersächsi- schen Landwirthschaft bekannt machte, haben die Aufmerksamkeit vieler Landwirthe erregt, und einige haben ihre Beobachtungen darüber in Schriften bekannt gemacht. Zu diesen gehöret bisher zwar nur noch der scharfsinnige Amtsrath Karbe in seiner Einführung der Wechselwirthschaft, der Graf von Podewils in seinen Wirthschaftserfahrungen, von Blankensee in seinem prakti- schen Handbuche, der Konsistorialassessor Leopold, und einige andere Ver- fasser in den Annalen des Ackerbaues; und ihre sämmtlichen Versuche sind bei einer Sache, die so großen Verschiedenheiten unterworfen ist, zu klein, mit zu wenigen Mandeln angestellet. Mehrere haben mir aber darüber ihre Bemerkungen privatim kommunizirt, und ich behalte mir vor, sie im Vergleich gegen einander und mit denen, die ich selbst und meine Schüler hier in mehrern Jahren gemacht haben, an einem andern Orte vorzulegen.
Hier sey es genug, zu sagen, daß die Uebereinstimmung auf den meisten Boden- arten -- den ungewöhnlichen z. B. hier den Oder Bruchboden ausgenommen -- bei reinlicher Kultur, obwohl sehr ungleichem Ertrage, in Ansehung dieses Verhält- nisses in jedem einzelnen Jahre sehr groß ist. Die Jahre 1805 und 1806 zeichneten sich, ersteres durch ein ungewöhnlich kleines Verhältniß des Korns zum Stroh, das letztere durch ein sehr großes aus; aber der Boden vom lehmigen Sande ab bis zum wahren Klai, machte darin geringen Unterschied. Dies scheint vielleicht auffallend wegen der großen Verschiedenheit in der Länge und Stärke des Strohs, allein es stimmt mit diesem die Länge und Vollheit der Aehren bewundernswürdig überein.
der Futterung und des Viehſtandes.
mitteln, und dadurch das Gewicht des eingeſchnittenen Getreides zu beſtimmen. Wenn nun nach verſchiedenen Probe- oder vollendeten Ausdruͤſchen die Quantitaͤt der Koͤrner beſtimmt iſt, ſo wird deren Gewicht, nach dem Gewichte eines Scheffels be- rechnet und abgezogen vom Gewichte des Ernte-Einſchnitts, die Maſſe des Strohes und der Abfaͤlle ergeben, und nun, ſelbſt ohne Wiederholung dieſer Prozedur in ge- woͤhnlichen Jahren, der Strohertrag genauer als gewoͤhnlich ausgemittelt wer- den koͤnnen.
§. 280.
Die Meierſchen Angaben des Verhaͤltniſſes zwiſchen Stroh und Korn, die er auf wiederholte Verſuche gruͤndete, und im dritten Bande ſeines Werks uͤber die Gemeinheitstheilungen angegeben hat, zuerſt aber in den Annalen der niederſaͤchſi- ſchen Landwirthſchaft bekannt machte, haben die Aufmerkſamkeit vieler Landwirthe erregt, und einige haben ihre Beobachtungen daruͤber in Schriften bekannt gemacht. Zu dieſen gehoͤret bisher zwar nur noch der ſcharfſinnige Amtsrath Karbe in ſeiner Einfuͤhrung der Wechſelwirthſchaft, der Graf von Podewils in ſeinen Wirthſchaftserfahrungen, von Blankenſee in ſeinem prakti- ſchen Handbuche, der Konſiſtorialaſſeſſor Leopold, und einige andere Ver- faſſer in den Annalen des Ackerbaues; und ihre ſaͤmmtlichen Verſuche ſind bei einer Sache, die ſo großen Verſchiedenheiten unterworfen iſt, zu klein, mit zu wenigen Mandeln angeſtellet. Mehrere haben mir aber daruͤber ihre Bemerkungen privatim kommunizirt, und ich behalte mir vor, ſie im Vergleich gegen einander und mit denen, die ich ſelbſt und meine Schuͤler hier in mehrern Jahren gemacht haben, an einem andern Orte vorzulegen.
Hier ſey es genug, zu ſagen, daß die Uebereinſtimmung auf den meiſten Boden- arten — den ungewoͤhnlichen z. B. hier den Oder Bruchboden ausgenommen — bei reinlicher Kultur, obwohl ſehr ungleichem Ertrage, in Anſehung dieſes Verhaͤlt- niſſes in jedem einzelnen Jahre ſehr groß iſt. Die Jahre 1805 und 1806 zeichneten ſich, erſteres durch ein ungewoͤhnlich kleines Verhaͤltniß des Korns zum Stroh, das letztere durch ein ſehr großes aus; aber der Boden vom lehmigen Sande ab bis zum wahren Klai, machte darin geringen Unterſchied. Dies ſcheint vielleicht auffallend wegen der großen Verſchiedenheit in der Laͤnge und Staͤrke des Strohs, allein es ſtimmt mit dieſem die Laͤnge und Vollheit der Aehren bewundernswuͤrdig uͤberein.
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der Futterung und des Viehſtandes.
mitteln, und dadurch das Gewicht des eingeſchnittenen Getreides zu beſtimmen.
Wenn nun nach verſchiedenen Probe- oder vollendeten Ausdruͤſchen die Quantitaͤt der
Koͤrner beſtimmt iſt, ſo wird deren Gewicht, nach dem Gewichte eines Scheffels be-
rechnet und abgezogen vom Gewichte des Ernte-Einſchnitts, die Maſſe des Strohes
und der Abfaͤlle ergeben, und nun, ſelbſt ohne Wiederholung dieſer Prozedur in ge-
woͤhnlichen Jahren, der Strohertrag genauer als gewoͤhnlich ausgemittelt wer-
den koͤnnen.
§. 280.
Die Meierſchen Angaben des Verhaͤltniſſes zwiſchen Stroh und Korn, die
er auf wiederholte Verſuche gruͤndete, und im dritten Bande ſeines Werks uͤber die
Gemeinheitstheilungen angegeben hat, zuerſt aber in den Annalen der niederſaͤchſi-
ſchen Landwirthſchaft bekannt machte, haben die Aufmerkſamkeit vieler Landwirthe
erregt, und einige haben ihre Beobachtungen daruͤber in Schriften bekannt gemacht.
Zu dieſen gehoͤret bisher zwar nur noch der ſcharfſinnige Amtsrath Karbe in ſeiner
Einfuͤhrung der Wechſelwirthſchaft, der Graf von Podewils in
ſeinen Wirthſchaftserfahrungen, von Blankenſee in ſeinem prakti-
ſchen Handbuche, der Konſiſtorialaſſeſſor Leopold, und einige andere Ver-
faſſer in den Annalen des Ackerbaues; und ihre ſaͤmmtlichen Verſuche ſind
bei einer Sache, die ſo großen Verſchiedenheiten unterworfen iſt, zu klein, mit zu
wenigen Mandeln angeſtellet. Mehrere haben mir aber daruͤber ihre Bemerkungen
privatim kommunizirt, und ich behalte mir vor, ſie im Vergleich gegen einander und
mit denen, die ich ſelbſt und meine Schuͤler hier in mehrern Jahren gemacht haben,
an einem andern Orte vorzulegen.
Hier ſey es genug, zu ſagen, daß die Uebereinſtimmung auf den meiſten Boden-
arten — den ungewoͤhnlichen z. B. hier den Oder Bruchboden ausgenommen —
bei reinlicher Kultur, obwohl ſehr ungleichem Ertrage, in Anſehung dieſes Verhaͤlt-
niſſes in jedem einzelnen Jahre ſehr groß iſt. Die Jahre 1805 und 1806 zeichneten
ſich, erſteres durch ein ungewoͤhnlich kleines Verhaͤltniß des Korns zum Stroh, das
letztere durch ein ſehr großes aus; aber der Boden vom lehmigen Sande ab bis zum
wahren Klai, machte darin geringen Unterſchied. Dies ſcheint vielleicht auffallend
wegen der großen Verſchiedenheit in der Laͤnge und Staͤrke des Strohs, allein es
ſtimmt mit dieſem die Laͤnge und Vollheit der Aehren bewundernswuͤrdig uͤberein.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/313>, abgerufen am 21.02.2025.
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