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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

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XIV. Vers. Ueber die Perfektibilität
derung vorgegangen sey, und zwar in der Jdeenassocia-
tion, insoferne sie in der Seele selbst ist, wie oben (Er-
ster Abschnitt II. 7.) erkläret worden. Wie ferne aber
die Ermüdung des menschlichen Seelenwesens in der
Seele selbst oder in ihrem körperlichen Organ seinen
Sitz habe, ist eine andere Frage, die noch unten berüh-
ret werden soll.

2.

Außer den angeführten Ursachen von der Abnahme
und dem Verluste der Fertigkeiten, Vermögen und
Kräfte der Seele, giebt es noch eine Menge anderer,
die zufällig sind, und theils nur eine vorübergehende,
theils eine zeitlebens bestehende, Schwächung hervorbrin-
gen. Ohne diese einzeln zu betrachten, wird es genug
seyn sie zusammen unter einen allgemeinen Gesichts-
punkt zu bringen, und dann nur diejenige, die mit dem
Alter, als eine Folge der menschlichen Natur herbeyge-
führt wird, besonders zu erwägen.

Jede Abnahme an erworbenen Fertigkeiten kann
als eine verminderte Leichtigkeit, oder als eine
Schwierigkeit Vorstellungen zu reproduciren,
betrachtet werden.
Denn obgleich die hinzugekomme-
nen Grade in den Vermögen etwas in der Kraft selbst
sind, wie mehrmalen erinnert ist, nämlich gewisse in
Leichtigkeiten übergegangene Anlagen, die von der Leich-
tigkeit die Jdeen von den Objekten zu erwecken unter-
schieden und so gar noch etwas mehr sind, als die Leich-
tigkeiten Vorstellungen von den Aktionen zu reprodu-
ciren: so bestehen sie doch am Ende in Leichtigkeiten
sich in einen ehemaligen Zustand wieder zu ver-
setzen,
das ist, diejenige Modifikation, Veränderung,
Richtung, Einschränkung oder Bestimmung der Kraft
anzunehmen, welche vorher da war. Da nun dieß
letztere geschieht, dadurch daß die aus der vorhergegan-

genen

XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
derung vorgegangen ſey, und zwar in der Jdeenaſſocia-
tion, inſoferne ſie in der Seele ſelbſt iſt, wie oben (Er-
ſter Abſchnitt II. 7.) erklaͤret worden. Wie ferne aber
die Ermuͤdung des menſchlichen Seelenweſens in der
Seele ſelbſt oder in ihrem koͤrperlichen Organ ſeinen
Sitz habe, iſt eine andere Frage, die noch unten beruͤh-
ret werden ſoll.

2.

Außer den angefuͤhrten Urſachen von der Abnahme
und dem Verluſte der Fertigkeiten, Vermoͤgen und
Kraͤfte der Seele, giebt es noch eine Menge anderer,
die zufaͤllig ſind, und theils nur eine voruͤbergehende,
theils eine zeitlebens beſtehende, Schwaͤchung hervorbrin-
gen. Ohne dieſe einzeln zu betrachten, wird es genug
ſeyn ſie zuſammen unter einen allgemeinen Geſichts-
punkt zu bringen, und dann nur diejenige, die mit dem
Alter, als eine Folge der menſchlichen Natur herbeyge-
fuͤhrt wird, beſonders zu erwaͤgen.

Jede Abnahme an erworbenen Fertigkeiten kann
als eine verminderte Leichtigkeit, oder als eine
Schwierigkeit Vorſtellungen zu reproduciren,
betrachtet werden.
Denn obgleich die hinzugekomme-
nen Grade in den Vermoͤgen etwas in der Kraft ſelbſt
ſind, wie mehrmalen erinnert iſt, naͤmlich gewiſſe in
Leichtigkeiten uͤbergegangene Anlagen, die von der Leich-
tigkeit die Jdeen von den Objekten zu erwecken unter-
ſchieden und ſo gar noch etwas mehr ſind, als die Leich-
tigkeiten Vorſtellungen von den Aktionen zu reprodu-
ciren: ſo beſtehen ſie doch am Ende in Leichtigkeiten
ſich in einen ehemaligen Zuſtand wieder zu ver-
ſetzen,
das iſt, diejenige Modifikation, Veraͤnderung,
Richtung, Einſchraͤnkung oder Beſtimmung der Kraft
anzunehmen, welche vorher da war. Da nun dieß
letztere geſchieht, dadurch daß die aus der vorhergegan-

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[740/0770] XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt derung vorgegangen ſey, und zwar in der Jdeenaſſocia- tion, inſoferne ſie in der Seele ſelbſt iſt, wie oben (Er- ſter Abſchnitt II. 7.) erklaͤret worden. Wie ferne aber die Ermuͤdung des menſchlichen Seelenweſens in der Seele ſelbſt oder in ihrem koͤrperlichen Organ ſeinen Sitz habe, iſt eine andere Frage, die noch unten beruͤh- ret werden ſoll. 2. Außer den angefuͤhrten Urſachen von der Abnahme und dem Verluſte der Fertigkeiten, Vermoͤgen und Kraͤfte der Seele, giebt es noch eine Menge anderer, die zufaͤllig ſind, und theils nur eine voruͤbergehende, theils eine zeitlebens beſtehende, Schwaͤchung hervorbrin- gen. Ohne dieſe einzeln zu betrachten, wird es genug ſeyn ſie zuſammen unter einen allgemeinen Geſichts- punkt zu bringen, und dann nur diejenige, die mit dem Alter, als eine Folge der menſchlichen Natur herbeyge- fuͤhrt wird, beſonders zu erwaͤgen. Jede Abnahme an erworbenen Fertigkeiten kann als eine verminderte Leichtigkeit, oder als eine Schwierigkeit Vorſtellungen zu reproduciren, betrachtet werden. Denn obgleich die hinzugekomme- nen Grade in den Vermoͤgen etwas in der Kraft ſelbſt ſind, wie mehrmalen erinnert iſt, naͤmlich gewiſſe in Leichtigkeiten uͤbergegangene Anlagen, die von der Leich- tigkeit die Jdeen von den Objekten zu erwecken unter- ſchieden und ſo gar noch etwas mehr ſind, als die Leich- tigkeiten Vorſtellungen von den Aktionen zu reprodu- ciren: ſo beſtehen ſie doch am Ende in Leichtigkeiten ſich in einen ehemaligen Zuſtand wieder zu ver- ſetzen, das iſt, diejenige Modifikation, Veraͤnderung, Richtung, Einſchraͤnkung oder Beſtimmung der Kraft anzunehmen, welche vorher da war. Da nun dieß letztere geſchieht, dadurch daß die aus der vorhergegan- genen

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 740. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/770>, abgerufen am 21.11.2024.