Hier ist der Unterscheidungscharakter zwischen ei- nem einfachen Wesen, in welchem man sich eine Mehrheit von verschiedenen substanziellen Theilen vor- stellt, und zwischen einem aus reell unterschiedenen Sub- stanzen zusammengesetztem Ganzen. Wenn gleich eine Aktion des Einfachen ebenfalls eine Mannichfaltigkeit in sich fassen, und gleichsam als aus so vielen Theilen bestehend gedacht werden kann, als man substanzielle Punkte in dem Ganzen sich gedenket: so ist doch diese Aktion ein Kontinuum, das nicht aus reell verschie- denen Theilen bestehet, und nur Eine Aktion in Ei- nem Wesen ausmachet. Die Kollektion der einzelnen. Theile der Aktion geschieht in demselbigen Wesen, und wird also in demselben zu einer solchen Aktion, als sie ist. Jst dagegen das Ganze ein solches, das aus mehrern Einheiten bestehet, davon jede ihren unterschiedenen Beytrag zu der ganzen Aktion liefert, so wird aus die- sen Beyträgen zusammen niemals ein Ganzes werden, wofern nicht alle Beyträge in jedwede einzelne Einheit zusammengebracht werden, wie z. B. jeder Soldat den ganzen Knall höret, der durch das gleichzeitige Schies- sen hervorgebracht wird. Alsdenn aber geschehen so viele Kollektionen, als es solche kolligirende Einheiten giebt. Jst aber nur Eine kolligirende Einheit vorhan- den, so ist es eine wahre substanzielle Einheit, und das, was sie in sich vereiniget, sind nichts, als substanzielle Theile eines Ganzen.
5.
Man hat die bloß kollektiven Kräfte und Aktio- nen, die das nicht sind, was sie sind, als nur allein in der Beziehung auf dasjenige Wesen, in welchem sie kollektiret werden, mit einer Art von absoluten Kräf- ten und Kollektionen verwechselt, die nur in der Ver- bindung mehrerer Dinge entspringen, und daher auch
nicht
N 4
im Menſchen.
Hier iſt der Unterſcheidungscharakter zwiſchen ei- nem einfachen Weſen, in welchem man ſich eine Mehrheit von verſchiedenen ſubſtanziellen Theilen vor- ſtellt, und zwiſchen einem aus reell unterſchiedenen Sub- ſtanzen zuſammengeſetztem Ganzen. Wenn gleich eine Aktion des Einfachen ebenfalls eine Mannichfaltigkeit in ſich faſſen, und gleichſam als aus ſo vielen Theilen beſtehend gedacht werden kann, als man ſubſtanzielle Punkte in dem Ganzen ſich gedenket: ſo iſt doch dieſe Aktion ein Kontinuum, das nicht aus reell verſchie- denen Theilen beſtehet, und nur Eine Aktion in Ei- nem Weſen ausmachet. Die Kollektion der einzelnen. Theile der Aktion geſchieht in demſelbigen Weſen, und wird alſo in demſelben zu einer ſolchen Aktion, als ſie iſt. Jſt dagegen das Ganze ein ſolches, das aus mehrern Einheiten beſtehet, davon jede ihren unterſchiedenen Beytrag zu der ganzen Aktion liefert, ſo wird aus die- ſen Beytraͤgen zuſammen niemals ein Ganzes werden, wofern nicht alle Beytraͤge in jedwede einzelne Einheit zuſammengebracht werden, wie z. B. jeder Soldat den ganzen Knall hoͤret, der durch das gleichzeitige Schieſ- ſen hervorgebracht wird. Alsdenn aber geſchehen ſo viele Kollektionen, als es ſolche kolligirende Einheiten giebt. Jſt aber nur Eine kolligirende Einheit vorhan- den, ſo iſt es eine wahre ſubſtanzielle Einheit, und das, was ſie in ſich vereiniget, ſind nichts, als ſubſtanzielle Theile eines Ganzen.
5.
Man hat die bloß kollektiven Kraͤfte und Aktio- nen, die das nicht ſind, was ſie ſind, als nur allein in der Beziehung auf dasjenige Weſen, in welchem ſie kollektiret werden, mit einer Art von abſoluten Kraͤf- ten und Kollektionen verwechſelt, die nur in der Ver- bindung mehrerer Dinge entſpringen, und daher auch
nicht
N 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0229"n="199"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">im Menſchen.</hi></fw><lb/><p>Hier iſt der Unterſcheidungscharakter zwiſchen ei-<lb/>
nem <hirendition="#fr">einfachen</hi> Weſen, in welchem man ſich eine<lb/>
Mehrheit von verſchiedenen ſubſtanziellen Theilen vor-<lb/>ſtellt, und zwiſchen einem aus reell unterſchiedenen Sub-<lb/>ſtanzen zuſammengeſetztem Ganzen. Wenn gleich eine<lb/>
Aktion des Einfachen ebenfalls eine Mannichfaltigkeit<lb/>
in ſich faſſen, und gleichſam als aus ſo vielen Theilen<lb/>
beſtehend gedacht werden kann, als man ſubſtanzielle<lb/>
Punkte in dem Ganzen ſich gedenket: ſo iſt doch dieſe<lb/>
Aktion ein <hirendition="#fr">Kontinuum,</hi> das nicht aus reell verſchie-<lb/>
denen Theilen beſtehet, und nur <hirendition="#fr">Eine</hi> Aktion in <hirendition="#fr">Ei-<lb/>
nem</hi> Weſen ausmachet. Die Kollektion der einzelnen.<lb/>
Theile der Aktion geſchieht in demſelbigen Weſen, und<lb/>
wird alſo in demſelben zu einer ſolchen Aktion, als ſie iſt.<lb/>
Jſt dagegen das Ganze ein ſolches, das aus mehrern<lb/>
Einheiten beſtehet, davon jede ihren unterſchiedenen<lb/>
Beytrag zu der ganzen Aktion liefert, ſo wird aus die-<lb/>ſen Beytraͤgen zuſammen niemals ein Ganzes werden,<lb/>
wofern nicht alle Beytraͤge in jedwede einzelne Einheit<lb/>
zuſammengebracht werden, wie z. B. jeder Soldat den<lb/>
ganzen Knall hoͤret, der durch das gleichzeitige Schieſ-<lb/>ſen hervorgebracht wird. Alsdenn aber geſchehen ſo<lb/>
viele Kollektionen, als es ſolche kolligirende Einheiten<lb/>
giebt. Jſt aber nur Eine kolligirende Einheit vorhan-<lb/>
den, ſo iſt es eine wahre ſubſtanzielle Einheit, und das,<lb/>
was ſie in ſich vereiniget, ſind nichts, als ſubſtanzielle<lb/>
Theile eines Ganzen.</p></div><lb/><divn="3"><head>5.</head><lb/><p>Man hat die <hirendition="#fr">bloß kollektiven Kraͤfte</hi> und Aktio-<lb/>
nen, die das nicht ſind, was ſie ſind, als nur allein in<lb/>
der Beziehung auf dasjenige Weſen, in welchem ſie<lb/>
kollektiret werden, mit einer Art von <hirendition="#fr">abſoluten</hi> Kraͤf-<lb/>
ten und Kollektionen verwechſelt, die nur in der Ver-<lb/>
bindung mehrerer Dinge entſpringen, und daher auch<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">nicht</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[199/0229]
im Menſchen.
Hier iſt der Unterſcheidungscharakter zwiſchen ei-
nem einfachen Weſen, in welchem man ſich eine
Mehrheit von verſchiedenen ſubſtanziellen Theilen vor-
ſtellt, und zwiſchen einem aus reell unterſchiedenen Sub-
ſtanzen zuſammengeſetztem Ganzen. Wenn gleich eine
Aktion des Einfachen ebenfalls eine Mannichfaltigkeit
in ſich faſſen, und gleichſam als aus ſo vielen Theilen
beſtehend gedacht werden kann, als man ſubſtanzielle
Punkte in dem Ganzen ſich gedenket: ſo iſt doch dieſe
Aktion ein Kontinuum, das nicht aus reell verſchie-
denen Theilen beſtehet, und nur Eine Aktion in Ei-
nem Weſen ausmachet. Die Kollektion der einzelnen.
Theile der Aktion geſchieht in demſelbigen Weſen, und
wird alſo in demſelben zu einer ſolchen Aktion, als ſie iſt.
Jſt dagegen das Ganze ein ſolches, das aus mehrern
Einheiten beſtehet, davon jede ihren unterſchiedenen
Beytrag zu der ganzen Aktion liefert, ſo wird aus die-
ſen Beytraͤgen zuſammen niemals ein Ganzes werden,
wofern nicht alle Beytraͤge in jedwede einzelne Einheit
zuſammengebracht werden, wie z. B. jeder Soldat den
ganzen Knall hoͤret, der durch das gleichzeitige Schieſ-
ſen hervorgebracht wird. Alsdenn aber geſchehen ſo
viele Kollektionen, als es ſolche kolligirende Einheiten
giebt. Jſt aber nur Eine kolligirende Einheit vorhan-
den, ſo iſt es eine wahre ſubſtanzielle Einheit, und das,
was ſie in ſich vereiniget, ſind nichts, als ſubſtanzielle
Theile eines Ganzen.
5.
Man hat die bloß kollektiven Kraͤfte und Aktio-
nen, die das nicht ſind, was ſie ſind, als nur allein in
der Beziehung auf dasjenige Weſen, in welchem ſie
kollektiret werden, mit einer Art von abſoluten Kraͤf-
ten und Kollektionen verwechſelt, die nur in der Ver-
bindung mehrerer Dinge entſpringen, und daher auch
nicht
N 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/229>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.