XI. Fortsetzung des Vorhergehenden. Von den Selbstbestimmungen der Seele zu ihren Aktionen.
1) Die Selbstbestimmung erfodert, daß die Seele in dem Stande reger Wirksamkeit sich befinde. 2) Die Selbstbestimmung zu einer Aktion er- fodert, daß eine Vorstellung von dieser Ak- tion vorhanden sey. 3) Das Selbstbestimmen ist ein Aktus der Wie- dervorstellungskraft, welcher die Jdee von der Aktion zum nächsten Objekt hat. Und diese Reproduktion ist eine Selbstthätigkeit, welche nicht unmittelbar auf das Gefallen erfolget. 4) Die gefallende Vorstellung bestimmt das thätige Princip nicht innerlich zu der Aktion, welche erfolget, sondern ist bloß ein Objekt, welches der innerlich schon völlig zur Aktion bestimmten Kraft vorgeleget wird. 5) Der letzte Satz wird aus Beobachtungen bewiesen. Zuerst aus solchen Fällen, in denen wir uns mehr zu einer Art der Hand- lung, als zu einer andern bestimmen. 6) Ferner bey solchen Selbstbestimmungen, wo wir zwischen Thun und Lassen wählen. 7) Endlich bey solchen Selbstbestimmungen, wo wir uns zu einer größern Anstrengung der Kraft, oder zu einer Nachlassung der- selben bestimmen.
1. Die
XII. Verſuch. Ueber die Selbſtthaͤtigkeit
XI. Fortſetzung des Vorhergehenden. Von den Selbſtbeſtimmungen der Seele zu ihren Aktionen.
1) Die Selbſtbeſtimmung erfodert, daß die Seele in dem Stande reger Wirkſamkeit ſich befinde. 2) Die Selbſtbeſtimmung zu einer Aktion er- fodert, daß eine Vorſtellung von dieſer Ak- tion vorhanden ſey. 3) Das Selbſtbeſtimmen iſt ein Aktus der Wie- dervorſtellungskraft, welcher die Jdee von der Aktion zum naͤchſten Objekt hat. Und dieſe Reproduktion iſt eine Selbſtthaͤtigkeit, welche nicht unmittelbar auf das Gefallen erfolget. 4) Die gefallende Vorſtellung beſtimmt das thaͤtige Princip nicht innerlich zu der Aktion, welche erfolget, ſondern iſt bloß ein Objekt, welches der innerlich ſchon voͤllig zur Aktion beſtimmten Kraft vorgeleget wird. 5) Der letzte Satz wird aus Beobachtungen bewieſen. Zuerſt aus ſolchen Faͤllen, in denen wir uns mehr zu einer Art der Hand- lung, als zu einer andern beſtimmen. 6) Ferner bey ſolchen Selbſtbeſtimmungen, wo wir zwiſchen Thun und Laſſen waͤhlen. 7) Endlich bey ſolchen Selbſtbeſtimmungen, wo wir uns zu einer groͤßern Anſtrengung der Kraft, oder zu einer Nachlaſſung der- ſelben beſtimmen.
1. Die
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XII. Verſuch. Ueber die Selbſtthaͤtigkeit
XI.
Fortſetzung des Vorhergehenden. Von den
Selbſtbeſtimmungen der Seele zu ihren
Aktionen.
1) Die Selbſtbeſtimmung erfodert, daß die Seele
in dem Stande reger Wirkſamkeit ſich befinde.
2) Die Selbſtbeſtimmung zu einer Aktion er-
fodert, daß eine Vorſtellung von dieſer Ak-
tion vorhanden ſey.
3) Das Selbſtbeſtimmen iſt ein Aktus der Wie-
dervorſtellungskraft, welcher die Jdee von
der Aktion zum naͤchſten Objekt hat. Und
dieſe Reproduktion iſt eine Selbſtthaͤtigkeit,
welche nicht unmittelbar auf das Gefallen
erfolget.
4) Die gefallende Vorſtellung beſtimmt das
thaͤtige Princip nicht innerlich zu der Aktion,
welche erfolget, ſondern iſt bloß ein Objekt,
welches der innerlich ſchon voͤllig zur Aktion
beſtimmten Kraft vorgeleget wird.
5) Der letzte Satz wird aus Beobachtungen
bewieſen. Zuerſt aus ſolchen Faͤllen, in
denen wir uns mehr zu einer Art der Hand-
lung, als zu einer andern beſtimmen.
6) Ferner bey ſolchen Selbſtbeſtimmungen,
wo wir zwiſchen Thun und Laſſen waͤhlen.
7) Endlich bey ſolchen Selbſtbeſtimmungen,
wo wir uns zu einer groͤßern Anſtrengung
der Kraft, oder zu einer Nachlaſſung der-
ſelben beſtimmen.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/114>, abgerufen am 03.12.2024.
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