für sich selbst und ursprünglich empfindsam sind, so kann ihre Empfindung ein Empfindniß seyn, und die letztern besitzen nicht allein diesen Vorzug. Da kommen wir also auf die schon beantwortete Frage zurück. Sie blei- bet die nemliche nur in einer andern Sprache vorgetra- gen, je nachdem ein anderer Begrif von der Natur der denkenden und wollenden Seele zum Grunde geleget wird.
VII. Ueber die rührende Kraft der Vorstellungen.
1) Sie hat ihren Ursprung aus der Kraft der Empfindungen, aus denen die Vor- stellungen entstehen. 2) Die Empfindnisse aus Phantasmen sind selbst Wiedervorstellungen rührender Em- pfindungen. 3) Große Macht der Vorstellungen. 4) Ursachen dieser Stärke. 5) Wie unangenehme Empfindungen in der Vorstellung angenehm seyn können, und umgekehrt. Von dem Vergnügen, das in den Vorstellungen als Vorstellungen seinen Grund hat.
1.
Gehen wir nun zu den Empfindnissen der zwoten Art über, das ist, zu den Affektionen, die in den Vorstellungen als Vorstellungen, in den lebhaften Vor- stellungen schöner und häßlicher, guter und böser Gegen- stände angetroffen werden, so ist es nicht schwer, unmit- telbar aus den Beobachtungen sich davon zu überzeugen, daß die Vorstellungen als rührende Vorstellungen auf
eine
II. Verſuch. Ueber das Gefuͤhl,
fuͤr ſich ſelbſt und urſpruͤnglich empfindſam ſind, ſo kann ihre Empfindung ein Empfindniß ſeyn, und die letztern beſitzen nicht allein dieſen Vorzug. Da kommen wir alſo auf die ſchon beantwortete Frage zuruͤck. Sie blei- bet die nemliche nur in einer andern Sprache vorgetra- gen, je nachdem ein anderer Begrif von der Natur der denkenden und wollenden Seele zum Grunde geleget wird.
VII. Ueber die ruͤhrende Kraft der Vorſtellungen.
1) Sie hat ihren Urſprung aus der Kraft der Empfindungen, aus denen die Vor- ſtellungen entſtehen. 2) Die Empfindniſſe aus Phantasmen ſind ſelbſt Wiedervorſtellungen ruͤhrender Em- pfindungen. 3) Große Macht der Vorſtellungen. 4) Urſachen dieſer Staͤrke. 5) Wie unangenehme Empfindungen in der Vorſtellung angenehm ſeyn koͤnnen, und umgekehrt. Von dem Vergnuͤgen, das in den Vorſtellungen als Vorſtellungen ſeinen Grund hat.
1.
Gehen wir nun zu den Empfindniſſen der zwoten Art uͤber, das iſt, zu den Affektionen, die in den Vorſtellungen als Vorſtellungen, in den lebhaften Vor- ſtellungen ſchoͤner und haͤßlicher, guter und boͤſer Gegen- ſtaͤnde angetroffen werden, ſo iſt es nicht ſchwer, unmit- telbar aus den Beobachtungen ſich davon zu uͤberzeugen, daß die Vorſtellungen als ruͤhrende Vorſtellungen auf
eine
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II. Verſuch. Ueber das Gefuͤhl,
fuͤr ſich ſelbſt und urſpruͤnglich empfindſam ſind, ſo kann
ihre Empfindung ein Empfindniß ſeyn, und die letztern
beſitzen nicht allein dieſen Vorzug. Da kommen wir
alſo auf die ſchon beantwortete Frage zuruͤck. Sie blei-
bet die nemliche nur in einer andern Sprache vorgetra-
gen, je nachdem ein anderer Begrif von der Natur der
denkenden und wollenden Seele zum Grunde geleget
wird.
VII.
Ueber die ruͤhrende Kraft der Vorſtellungen.
1) Sie hat ihren Urſprung aus der Kraft
der Empfindungen, aus denen die Vor-
ſtellungen entſtehen.
2) Die Empfindniſſe aus Phantasmen ſind
ſelbſt Wiedervorſtellungen ruͤhrender Em-
pfindungen.
3) Große Macht der Vorſtellungen.
4) Urſachen dieſer Staͤrke.
5) Wie unangenehme Empfindungen in der
Vorſtellung angenehm ſeyn koͤnnen, und
umgekehrt. Von dem Vergnuͤgen, das
in den Vorſtellungen als Vorſtellungen
ſeinen Grund hat.
1.
Gehen wir nun zu den Empfindniſſen der zwoten
Art uͤber, das iſt, zu den Affektionen, die in den
Vorſtellungen als Vorſtellungen, in den lebhaften Vor-
ſtellungen ſchoͤner und haͤßlicher, guter und boͤſer Gegen-
ſtaͤnde angetroffen werden, ſo iſt es nicht ſchwer, unmit-
telbar aus den Beobachtungen ſich davon zu uͤberzeugen,
daß die Vorſtellungen als ruͤhrende Vorſtellungen auf
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/304>, abgerufen am 21.11.2024.
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