pfunden und gewahrgenommen. Solche vorhergehende und nachfolgende Modifikationen reihen sich an die Em- pfindnisse in unterschiedenen Richtungen an, und werden so viele associirte Vorstellungen, bey deren Wieder- erweckung auch die Empfindnisse selbst wiedererwecket werden können. Aber dennoch ist die Einbildung oder Wiedervorstellung der ehemaligen Gemüthsverfassung von den Einbildungen der übrigen vorhergegangenen, der jene umgebenden und auf sie folgenden Empfindun- gen, eben so unterschieden, als sie selbst in der Empfin- dung es war. Ein Mensch, dessen Herz noch nie die Vaterliebe empfunden hat, kann sich solche eben so we- nig wieder vorstellen, als ein Blindgebohrner die Farbe. Nur weil in seinen übrigen Empfindnissen mehrere von den Jngredienzien dieser besondern Neigung enthalten sind, als der Blinde zur Vorstellung von der Farbe in sich hat, so kann die selbstthätige Dichtungskraft eine Vor- stellung machen, die der Vorstellung von der Vaterliebe wenigstens nahe kommt, oder auch fast ganz diesel- bige ist.
VIII. Dunkelheiten bey den Vorstellungen aus dem in- nern Sinn. Ob die Empfindungen des in- nern Sinns eigene bleibende Spuren hinterlas- sen, die sich eben so auf jene Empfindungen be- ziehen, wie die Vorstellungen aus dem äußern Sinn auf ihre Empfindungen? Einwurf da- gegen aus der Jdeen Association und Beant- wortung desselben.
Bey dem letzterwähnten Umstand, nemlich bey der Wiedererweckung der innern Empfindungen sto- ßen wir auf eine Schwierigkeit, wenn wir sie genauer an- sehen. Am Ende mag es gar unentschieden bleiben, ob
das,
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der Vorſtellungen.
pfunden und gewahrgenommen. Solche vorhergehende und nachfolgende Modifikationen reihen ſich an die Em- pfindniſſe in unterſchiedenen Richtungen an, und werden ſo viele aſſociirte Vorſtellungen, bey deren Wieder- erweckung auch die Empfindniſſe ſelbſt wiedererwecket werden koͤnnen. Aber dennoch iſt die Einbildung oder Wiedervorſtellung der ehemaligen Gemuͤthsverfaſſung von den Einbildungen der uͤbrigen vorhergegangenen, der jene umgebenden und auf ſie folgenden Empfindun- gen, eben ſo unterſchieden, als ſie ſelbſt in der Empfin- dung es war. Ein Menſch, deſſen Herz noch nie die Vaterliebe empfunden hat, kann ſich ſolche eben ſo we- nig wieder vorſtellen, als ein Blindgebohrner die Farbe. Nur weil in ſeinen uͤbrigen Empfindniſſen mehrere von den Jngredienzien dieſer beſondern Neigung enthalten ſind, als der Blinde zur Vorſtellung von der Farbe in ſich hat, ſo kann die ſelbſtthaͤtige Dichtungskraft eine Vor- ſtellung machen, die der Vorſtellung von der Vaterliebe wenigſtens nahe kommt, oder auch faſt ganz dieſel- bige iſt.
VIII. Dunkelheiten bey den Vorſtellungen aus dem in- nern Sinn. Ob die Empfindungen des in- nern Sinns eigene bleibende Spuren hinterlaſ- ſen, die ſich eben ſo auf jene Empfindungen be- ziehen, wie die Vorſtellungen aus dem aͤußern Sinn auf ihre Empfindungen? Einwurf da- gegen aus der Jdeen Aſſociation und Beant- wortung deſſelben.
Bey dem letzterwaͤhnten Umſtand, nemlich bey der Wiedererweckung der innern Empfindungen ſto- ßen wir auf eine Schwierigkeit, wenn wir ſie genauer an- ſehen. Am Ende mag es gar unentſchieden bleiben, ob
das,
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der Vorſtellungen.
pfunden und gewahrgenommen. Solche vorhergehende
und nachfolgende Modifikationen reihen ſich an die Em-
pfindniſſe in unterſchiedenen Richtungen an, und werden
ſo viele aſſociirte Vorſtellungen, bey deren Wieder-
erweckung auch die Empfindniſſe ſelbſt wiedererwecket
werden koͤnnen. Aber dennoch iſt die Einbildung oder
Wiedervorſtellung der ehemaligen Gemuͤthsverfaſſung
von den Einbildungen der uͤbrigen vorhergegangenen,
der jene umgebenden und auf ſie folgenden Empfindun-
gen, eben ſo unterſchieden, als ſie ſelbſt in der Empfin-
dung es war. Ein Menſch, deſſen Herz noch nie die
Vaterliebe empfunden hat, kann ſich ſolche eben ſo we-
nig wieder vorſtellen, als ein Blindgebohrner die Farbe.
Nur weil in ſeinen uͤbrigen Empfindniſſen mehrere von den
Jngredienzien dieſer beſondern Neigung enthalten ſind,
als der Blinde zur Vorſtellung von der Farbe in ſich
hat, ſo kann die ſelbſtthaͤtige Dichtungskraft eine Vor-
ſtellung machen, die der Vorſtellung von der Vaterliebe
wenigſtens nahe kommt, oder auch faſt ganz dieſel-
bige iſt.
VIII.
Dunkelheiten bey den Vorſtellungen aus dem in-
nern Sinn. Ob die Empfindungen des in-
nern Sinns eigene bleibende Spuren hinterlaſ-
ſen, die ſich eben ſo auf jene Empfindungen be-
ziehen, wie die Vorſtellungen aus dem aͤußern
Sinn auf ihre Empfindungen? Einwurf da-
gegen aus der Jdeen Aſſociation und Beant-
wortung deſſelben.
Bey dem letzterwaͤhnten Umſtand, nemlich bey der
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/117>, abgerufen am 21.11.2024.
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