Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

damals noch arge Heiden waren, hatten gegen die Christen gestritten, dieselben besieget und viele von ihnen erschlagen. Die Köpfe der Erschlagenen hatten sie mit sich genommen und in ihrem festen Schlosse zum Zeichen des erfochtenen Sieges aufgesteckt. Da trug es sich nun in der heiligen Christnacht des Jahrs 924 auf einmal zu, daß diese sämmtlichen aufgesteckten Christenköpfe mit heller und lauter Stimme angefangen haben zu singen: Gloria in altissimis Deo! Und haben auch nicht eher aufgehört, dann bis sie das ganze heilige Lied zu Ende gehabt. Darüber haben die Heiden sich sehr entsetzt und erschrocken. Das Merkwürdigste dabei aber war das, daß gerade 200 Jahre später, nämlich im Jahre 1124, der heilige Bischof Otto in Stargard das Evangelium predigte.

Das Schloß, wo Solches sich zugetragen, hat im Kaholze bei Stargard gelegen, und ist im Jahre 1295 zerstört worden.

Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. I. S. 29. 30.
Micrälius, Altes Pommerland, II. S. 409.
33. Die Heiligung des Meeres.

Zur Zeit des Kaisers Otto des Dritten erhielt Reinberus, ein frommer und gelehrter geistlicher Herr, aus dem Hosgau gebürtig, den Sprengel von Kolberg zum Bisthum. Hier war aber zu damaliger Zeit noch Alles tief im Heidenthum versunken. Als daher Reinber gen Kolberg kam, war sein erstes Geschäft, daß er die heidnischen Götter vertrieb und ihren Dienst vertilgte. Die Tempel derselben zerstörte er mit Feuer. Am meisten zu schaffen machte ihm das Meer. Dasselbe war von einer Menge Unholder bewohnt. Diese wollten lange nicht weichen; da nahm der Bischof zuletzt vier Steine, die tränkte er mit dem heiligen

damals noch arge Heiden waren, hatten gegen die Christen gestritten, dieselben besieget und viele von ihnen erschlagen. Die Köpfe der Erschlagenen hatten sie mit sich genommen und in ihrem festen Schlosse zum Zeichen des erfochtenen Sieges aufgesteckt. Da trug es sich nun in der heiligen Christnacht des Jahrs 924 auf einmal zu, daß diese sämmtlichen aufgesteckten Christenköpfe mit heller und lauter Stimme angefangen haben zu singen: Gloria in altissimis Deo! Und haben auch nicht eher aufgehört, dann bis sie das ganze heilige Lied zu Ende gehabt. Darüber haben die Heiden sich sehr entsetzt und erschrocken. Das Merkwürdigste dabei aber war das, daß gerade 200 Jahre später, nämlich im Jahre 1124, der heilige Bischof Otto in Stargard das Evangelium predigte.

Das Schloß, wo Solches sich zugetragen, hat im Kaholze bei Stargard gelegen, und ist im Jahre 1295 zerstört worden.

Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. I. S. 29. 30.
Micrälius, Altes Pommerland, II. S. 409.
33. Die Heiligung des Meeres.

Zur Zeit des Kaisers Otto des Dritten erhielt Reinberus, ein frommer und gelehrter geistlicher Herr, aus dem Hosgau gebürtig, den Sprengel von Kolberg zum Bisthum. Hier war aber zu damaliger Zeit noch Alles tief im Heidenthum versunken. Als daher Reinber gen Kolberg kam, war sein erstes Geschäft, daß er die heidnischen Götter vertrieb und ihren Dienst vertilgte. Die Tempel derselben zerstörte er mit Feuer. Am meisten zu schaffen machte ihm das Meer. Dasselbe war von einer Menge Unholder bewohnt. Diese wollten lange nicht weichen; da nahm der Bischof zuletzt vier Steine, die tränkte er mit dem heiligen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0086" n="54"/>
damals noch arge Heiden waren, hatten gegen die Christen gestritten, dieselben besieget und viele von ihnen erschlagen. Die Köpfe der Erschlagenen hatten sie mit sich genommen und in ihrem festen Schlosse zum Zeichen des erfochtenen Sieges aufgesteckt. Da trug es sich nun in der heiligen Christnacht des Jahrs 924 auf einmal zu, daß diese sämmtlichen aufgesteckten Christenköpfe mit heller und lauter Stimme angefangen haben zu singen: <hi rendition="#aq">Gloria in altissimis Deo!</hi> Und haben auch nicht eher aufgehört, dann bis sie das ganze heilige Lied zu Ende gehabt. Darüber haben die Heiden sich sehr entsetzt und erschrocken. Das Merkwürdigste dabei aber war das, daß gerade 200 Jahre später, nämlich im Jahre 1124, der heilige Bischof Otto in Stargard das Evangelium predigte.</p>
          <p>Das Schloß, wo Solches sich zugetragen, hat im Kaholze bei Stargard gelegen, und ist im Jahre 1295 zerstört worden.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. I. S. 29. 30.</bibl><lb/>
            <bibl>Micrälius, Altes Pommerland, II. S. 409.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>33. Die Heiligung des Meeres.</head><lb/>
          <p>Zur Zeit des Kaisers Otto des Dritten erhielt Reinberus, ein frommer und gelehrter geistlicher Herr, aus dem Hosgau gebürtig, den Sprengel von Kolberg zum Bisthum. Hier war aber zu damaliger Zeit noch Alles tief im Heidenthum versunken. Als daher Reinber gen Kolberg kam, war sein erstes Geschäft, daß er die heidnischen Götter vertrieb und ihren Dienst vertilgte. Die Tempel derselben zerstörte er mit Feuer. Am meisten zu schaffen machte ihm das Meer. Dasselbe war von einer Menge Unholder bewohnt. Diese wollten lange nicht weichen; da nahm der Bischof zuletzt vier Steine, die tränkte er mit dem heiligen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0086] damals noch arge Heiden waren, hatten gegen die Christen gestritten, dieselben besieget und viele von ihnen erschlagen. Die Köpfe der Erschlagenen hatten sie mit sich genommen und in ihrem festen Schlosse zum Zeichen des erfochtenen Sieges aufgesteckt. Da trug es sich nun in der heiligen Christnacht des Jahrs 924 auf einmal zu, daß diese sämmtlichen aufgesteckten Christenköpfe mit heller und lauter Stimme angefangen haben zu singen: Gloria in altissimis Deo! Und haben auch nicht eher aufgehört, dann bis sie das ganze heilige Lied zu Ende gehabt. Darüber haben die Heiden sich sehr entsetzt und erschrocken. Das Merkwürdigste dabei aber war das, daß gerade 200 Jahre später, nämlich im Jahre 1124, der heilige Bischof Otto in Stargard das Evangelium predigte. Das Schloß, wo Solches sich zugetragen, hat im Kaholze bei Stargard gelegen, und ist im Jahre 1295 zerstört worden. Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. I. S. 29. 30. Micrälius, Altes Pommerland, II. S. 409. 33. Die Heiligung des Meeres. Zur Zeit des Kaisers Otto des Dritten erhielt Reinberus, ein frommer und gelehrter geistlicher Herr, aus dem Hosgau gebürtig, den Sprengel von Kolberg zum Bisthum. Hier war aber zu damaliger Zeit noch Alles tief im Heidenthum versunken. Als daher Reinber gen Kolberg kam, war sein erstes Geschäft, daß er die heidnischen Götter vertrieb und ihren Dienst vertilgte. Die Tempel derselben zerstörte er mit Feuer. Am meisten zu schaffen machte ihm das Meer. Dasselbe war von einer Menge Unholder bewohnt. Diese wollten lange nicht weichen; da nahm der Bischof zuletzt vier Steine, die tränkte er mit dem heiligen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/86
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/86>, abgerufen am 21.11.2024.