Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

großer Zulauf zu dem Baume war, so wollte er diesen Baum des Anstoßes aus dem Wege räumen. Er nahm daher eine Axt, um ihn umzuhauen. Da aber das der Mann sah, welcher der Herr des Grundes war, auf dem der Nußbaum stand, ergriff derselbe gleichfalls eine Axt, in der Absicht, dem Bischofe den Kopf zu spalten. Allein Gott der Herr schickte es, daß er den heiligen Mann nicht traf, und daß vielmehr die Axt dergestalt in den Baum selbst hineinfuhr, daß man sie nicht wieder herausziehen konnte. Da erkannten die Umstehenden und Alle den Willen des Allmächtigen Gottes, und sie ließen ab von der abgöttischen Verehrung des Baumes und seines Götzen.

Historische Nachricht von den alten Einwohnern in Pommern, von Christian Zickermann, S. 17.
Pommersche Provinzialblätter, I. S. 449.
26. Die Götzenfliegen zu Gützkow.

Im Jahre 1128 kam der Bischof Otto von Bamberg, als er zur Bekehrung der Pommern ausgezogen war, auch in das Städtlein Gützkow. Dasselbe war damals ein Hauptgötzennest des Pommerlandes, und der fromme Bischof hatte viele Last, das Volk von seiner Abgötterei zum wahren Christenthum zu bekehren. Als ihm dieses endlich gelang, fand er daselbst so viele heidnische Götzenbilder vor, daß mehrere Joch Ochsen vonnöthen waren, um sie aus der Stadt zu schleppen, allwo der Bischof sie verbrennen ließ. Hierbei war es denn wunderbar und zugleich erschrecklich anzusehen, wie auf einmal aus den Götzentempeln und

großer Zulauf zu dem Baume war, so wollte er diesen Baum des Anstoßes aus dem Wege räumen. Er nahm daher eine Axt, um ihn umzuhauen. Da aber das der Mann sah, welcher der Herr des Grundes war, auf dem der Nußbaum stand, ergriff derselbe gleichfalls eine Axt, in der Absicht, dem Bischofe den Kopf zu spalten. Allein Gott der Herr schickte es, daß er den heiligen Mann nicht traf, und daß vielmehr die Axt dergestalt in den Baum selbst hineinfuhr, daß man sie nicht wieder herausziehen konnte. Da erkannten die Umstehenden und Alle den Willen des Allmächtigen Gottes, und sie ließen ab von der abgöttischen Verehrung des Baumes und seines Götzen.

Historische Nachricht von den alten Einwohnern in Pommern, von Christian Zickermann, S. 17.
Pommersche Provinzialblätter, I. S. 449.
26. Die Götzenfliegen zu Gützkow.

Im Jahre 1128 kam der Bischof Otto von Bamberg, als er zur Bekehrung der Pommern ausgezogen war, auch in das Städtlein Gützkow. Dasselbe war damals ein Hauptgötzennest des Pommerlandes, und der fromme Bischof hatte viele Last, das Volk von seiner Abgötterei zum wahren Christenthum zu bekehren. Als ihm dieses endlich gelang, fand er daselbst so viele heidnische Götzenbilder vor, daß mehrere Joch Ochsen vonnöthen waren, um sie aus der Stadt zu schleppen, allwo der Bischof sie verbrennen ließ. Hierbei war es denn wunderbar und zugleich erschrecklich anzusehen, wie auf einmal aus den Götzentempeln und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0079" n="47"/>
großer Zulauf zu dem Baume war, so wollte er diesen Baum des Anstoßes aus dem Wege räumen. Er nahm daher eine Axt, um ihn umzuhauen. Da aber das der Mann sah, welcher der Herr des Grundes war, auf dem der Nußbaum stand, ergriff derselbe gleichfalls eine Axt, in der Absicht, dem Bischofe den Kopf zu spalten. Allein Gott der Herr schickte es, daß er den heiligen Mann nicht traf, und daß vielmehr die Axt dergestalt in den Baum selbst hineinfuhr, daß man sie nicht wieder herausziehen konnte. Da erkannten die Umstehenden und Alle den Willen des Allmächtigen Gottes, und sie ließen ab von der abgöttischen Verehrung des Baumes und seines Götzen.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Historische Nachricht von den alten Einwohnern in Pommern, von Christian Zickermann, S. 17.</bibl><lb/>
            <bibl>Pommersche Provinzialblätter, I. S. 449.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>26. Die Götzenfliegen zu Gützkow.</head><lb/>
          <p>Im Jahre 1128 kam der Bischof Otto von Bamberg, als er zur Bekehrung der Pommern ausgezogen war, auch in das Städtlein Gützkow. Dasselbe war damals ein Hauptgötzennest des Pommerlandes, und der fromme Bischof hatte viele Last, das Volk von seiner Abgötterei zum wahren Christenthum zu bekehren. Als ihm dieses endlich gelang, fand er daselbst so viele heidnische Götzenbilder vor, daß mehrere Joch Ochsen vonnöthen waren, um sie aus der Stadt zu schleppen, allwo der Bischof sie verbrennen ließ. Hierbei war es denn wunderbar und zugleich erschrecklich anzusehen, wie auf einmal aus den Götzentempeln und
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0079] großer Zulauf zu dem Baume war, so wollte er diesen Baum des Anstoßes aus dem Wege räumen. Er nahm daher eine Axt, um ihn umzuhauen. Da aber das der Mann sah, welcher der Herr des Grundes war, auf dem der Nußbaum stand, ergriff derselbe gleichfalls eine Axt, in der Absicht, dem Bischofe den Kopf zu spalten. Allein Gott der Herr schickte es, daß er den heiligen Mann nicht traf, und daß vielmehr die Axt dergestalt in den Baum selbst hineinfuhr, daß man sie nicht wieder herausziehen konnte. Da erkannten die Umstehenden und Alle den Willen des Allmächtigen Gottes, und sie ließen ab von der abgöttischen Verehrung des Baumes und seines Götzen. Historische Nachricht von den alten Einwohnern in Pommern, von Christian Zickermann, S. 17. Pommersche Provinzialblätter, I. S. 449. 26. Die Götzenfliegen zu Gützkow. Im Jahre 1128 kam der Bischof Otto von Bamberg, als er zur Bekehrung der Pommern ausgezogen war, auch in das Städtlein Gützkow. Dasselbe war damals ein Hauptgötzennest des Pommerlandes, und der fromme Bischof hatte viele Last, das Volk von seiner Abgötterei zum wahren Christenthum zu bekehren. Als ihm dieses endlich gelang, fand er daselbst so viele heidnische Götzenbilder vor, daß mehrere Joch Ochsen vonnöthen waren, um sie aus der Stadt zu schleppen, allwo der Bischof sie verbrennen ließ. Hierbei war es denn wunderbar und zugleich erschrecklich anzusehen, wie auf einmal aus den Götzentempeln und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/79
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/79>, abgerufen am 22.12.2024.