Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.noch die ganze Bahre mit blanken Gulden haben bedecken müssen, so viele deren aufgehäuft darauf haben liegen können. Auch das hatte ihnen der Herzog zur Bedingung gemacht. An den beiden Stellen, wo die Leiche in Rheinberg und vor der Neuenkircher Brücke niedergesetzt war, wurden zum Andenken Steine aufgerichtet. Diese sieht man dort noch; sie stehen dicht an der Chaussee von Greifswald nach Stralsund. Mündlich. 105. Der Dänholm bei Stralsund. Nahe bei der Stadt Stralsund, rechts wenn man von der Stadt nach Altefähr auf Rügen schifft, liegt ein kleines, lustiges Eiland, der Dänholm geheißen. Diesen Namen hat es vor ungefähr 500 Jahren erhalten. Damals waren zu einer Zeit die Dänen mit einer großen Anzahl von Schiffen des Nachts auf dieses Eiland gekommen, um von da aus unversehens die Stadt zu überfallen. Sie waren zwar von einigen Schiffern gesehen worden, und diese machten auch gleich dem Rath Anzeige von der Ankunft des Feindes. Allein die Stadt hatte zu damaliger Zeit kein einziges Schiff zu Hause, als nur die kleinen Fischerböte. Die muthigen Stralsunder verzagten darum aber nicht, sondern sprangen rasch in die kleinen Böte hinein, um dem Feinde zuvorzukommen, und ihn zu verjagen, ehe er noch die Stadt angegriffen hätte. Das hatten die Dänen nicht erwartet. Sie lagen ruhig auf der kleinen Insel und rathschlagten, wie sie am besten die Stadt überfallen möchten, da wurden sie auf einmal selbst überfallen. Allein sie wehrten sich doch tapfer, und weil sie große, wohlausgerüstete Fahrzeuge hatten, die Stralsunder aber nur in den kleinen Fischerböten waren, so mußten die Letzteren am Ende weichen, und sie flohen nach noch die ganze Bahre mit blanken Gulden haben bedecken müssen, so viele deren aufgehäuft darauf haben liegen können. Auch das hatte ihnen der Herzog zur Bedingung gemacht. An den beiden Stellen, wo die Leiche in Rheinberg und vor der Neuenkircher Brücke niedergesetzt war, wurden zum Andenken Steine aufgerichtet. Diese sieht man dort noch; sie stehen dicht an der Chaussee von Greifswald nach Stralsund. Mündlich. 105. Der Dänholm bei Stralsund. Nahe bei der Stadt Stralsund, rechts wenn man von der Stadt nach Altefähr auf Rügen schifft, liegt ein kleines, lustiges Eiland, der Dänholm geheißen. Diesen Namen hat es vor ungefähr 500 Jahren erhalten. Damals waren zu einer Zeit die Dänen mit einer großen Anzahl von Schiffen des Nachts auf dieses Eiland gekommen, um von da aus unversehens die Stadt zu überfallen. Sie waren zwar von einigen Schiffern gesehen worden, und diese machten auch gleich dem Rath Anzeige von der Ankunft des Feindes. Allein die Stadt hatte zu damaliger Zeit kein einziges Schiff zu Hause, als nur die kleinen Fischerböte. Die muthigen Stralsunder verzagten darum aber nicht, sondern sprangen rasch in die kleinen Böte hinein, um dem Feinde zuvorzukommen, und ihn zu verjagen, ehe er noch die Stadt angegriffen hätte. Das hatten die Dänen nicht erwartet. Sie lagen ruhig auf der kleinen Insel und rathschlagten, wie sie am besten die Stadt überfallen möchten, da wurden sie auf einmal selbst überfallen. Allein sie wehrten sich doch tapfer, und weil sie große, wohlausgerüstete Fahrzeuge hatten, die Stralsunder aber nur in den kleinen Fischerböten waren, so mußten die Letzteren am Ende weichen, und sie flohen nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0176" n="144"/> noch die ganze Bahre mit blanken Gulden haben bedecken müssen, so viele deren aufgehäuft darauf haben liegen können. Auch das hatte ihnen der Herzog zur Bedingung gemacht. An den beiden Stellen, wo die Leiche in Rheinberg und vor der Neuenkircher Brücke niedergesetzt war, wurden zum Andenken Steine aufgerichtet. 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Die muthigen Stralsunder verzagten darum aber nicht, sondern sprangen rasch in die kleinen Böte hinein, um dem Feinde zuvorzukommen, und ihn zu verjagen, ehe er noch die Stadt angegriffen hätte. Das hatten die Dänen nicht erwartet. Sie lagen ruhig auf der kleinen Insel und rathschlagten, wie sie am besten die Stadt überfallen möchten, da wurden sie auf einmal selbst überfallen. Allein sie wehrten sich doch tapfer, und weil sie große, wohlausgerüstete Fahrzeuge hatten, die Stralsunder aber nur in den kleinen Fischerböten waren, so mußten die Letzteren am Ende weichen, und sie flohen nach </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0176]
noch die ganze Bahre mit blanken Gulden haben bedecken müssen, so viele deren aufgehäuft darauf haben liegen können. Auch das hatte ihnen der Herzog zur Bedingung gemacht. An den beiden Stellen, wo die Leiche in Rheinberg und vor der Neuenkircher Brücke niedergesetzt war, wurden zum Andenken Steine aufgerichtet. Diese sieht man dort noch; sie stehen dicht an der Chaussee von Greifswald nach Stralsund.
Mündlich.
105. Der Dänholm bei Stralsund.
Nahe bei der Stadt Stralsund, rechts wenn man von der Stadt nach Altefähr auf Rügen schifft, liegt ein kleines, lustiges Eiland, der Dänholm geheißen. Diesen Namen hat es vor ungefähr 500 Jahren erhalten. Damals waren zu einer Zeit die Dänen mit einer großen Anzahl von Schiffen des Nachts auf dieses Eiland gekommen, um von da aus unversehens die Stadt zu überfallen. Sie waren zwar von einigen Schiffern gesehen worden, und diese machten auch gleich dem Rath Anzeige von der Ankunft des Feindes. Allein die Stadt hatte zu damaliger Zeit kein einziges Schiff zu Hause, als nur die kleinen Fischerböte. Die muthigen Stralsunder verzagten darum aber nicht, sondern sprangen rasch in die kleinen Böte hinein, um dem Feinde zuvorzukommen, und ihn zu verjagen, ehe er noch die Stadt angegriffen hätte. Das hatten die Dänen nicht erwartet. Sie lagen ruhig auf der kleinen Insel und rathschlagten, wie sie am besten die Stadt überfallen möchten, da wurden sie auf einmal selbst überfallen. Allein sie wehrten sich doch tapfer, und weil sie große, wohlausgerüstete Fahrzeuge hatten, die Stralsunder aber nur in den kleinen Fischerböten waren, so mußten die Letzteren am Ende weichen, und sie flohen nach
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Zitationshilfe: | Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/176>, abgerufen am 22.02.2025. |