Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber nun wurde dem armen Mönche sehr angst, und er warf sich auf seine Kniee und betete zu Gott, daß er ihn doch erretten möge vor den Krallen des Satans. Während er noch so da lag, hörte er auf einmal ein lautes Brausen in der Luft von Süden her, und weil es noch ganz dunkel war, so glaubte er nicht anders, als daß es jetzt um ihn geschehen sey. Das Brausen kam auch wirklich von dem Teufel her; der hatte einen ganzen Sack voll der schönsten Maränen bei sich, die er in der größten Eile aus dem welschen Meere geholt hatte. Der Böse kam sausend damit angefahren, und jubilirte schon laut, daß die Seele des frommen Paters sein eigen sey. Aber in dem nämlichen Augenblicke, noch ehe er bei dem Abte ankommen konnte, krähte der Hahn und der Glöckner im Kloster zog den Strang der Glocke, um die Brüder zur Hora zu rufen. Da sah der Teufel, daß er doch zu spät gekommen war, und er warf in seinem Zorne die Fische in den Madüesee hinein, über dem er sich gerade befand. Darin sind sie denn von der Zeit an geblieben.

Micrälius, Altes Pommerland, II. S. 279.
Freyberg, Pommersche Sagen, S. 14-18.
Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
76. Die Gräfin Jarislav von Gützkow.

Um die Zeit des Jahres 1295 lebte der Graf Jazko von Gützkow aus dem Hause der Grafen von Salzwedel in der Altmark. Der hatte zur Gemahlin Jarislav, ein Fräulein von Putbus, welche zwar eine sehr gottesfürchtige Frau war, aber doch viele Anfechtungen des Bösen zu erdulden hatte. Als diese einmal krank danieder lag, so erschien ohne Unterlaß der Teufel vor ihrem Bette und wollte sie wegholen, so daß sie Tag und Nacht in einer großen Angst um ihre ewige Seligkeit schwebte. In solcher Angst

Aber nun wurde dem armen Mönche sehr angst, und er warf sich auf seine Kniee und betete zu Gott, daß er ihn doch erretten möge vor den Krallen des Satans. Während er noch so da lag, hörte er auf einmal ein lautes Brausen in der Luft von Süden her, und weil es noch ganz dunkel war, so glaubte er nicht anders, als daß es jetzt um ihn geschehen sey. Das Brausen kam auch wirklich von dem Teufel her; der hatte einen ganzen Sack voll der schönsten Maränen bei sich, die er in der größten Eile aus dem welschen Meere geholt hatte. Der Böse kam sausend damit angefahren, und jubilirte schon laut, daß die Seele des frommen Paters sein eigen sey. Aber in dem nämlichen Augenblicke, noch ehe er bei dem Abte ankommen konnte, krähte der Hahn und der Glöckner im Kloster zog den Strang der Glocke, um die Brüder zur Hora zu rufen. Da sah der Teufel, daß er doch zu spät gekommen war, und er warf in seinem Zorne die Fische in den Madüesee hinein, über dem er sich gerade befand. Darin sind sie denn von der Zeit an geblieben.

Micrälius, Altes Pommerland, II. S. 279.
Freyberg, Pommersche Sagen, S. 14-18.
Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
76. Die Gräfin Jarislav von Gützkow.

Um die Zeit des Jahres 1295 lebte der Graf Jazko von Gützkow aus dem Hause der Grafen von Salzwedel in der Altmark. Der hatte zur Gemahlin Jarislav, ein Fräulein von Putbus, welche zwar eine sehr gottesfürchtige Frau war, aber doch viele Anfechtungen des Bösen zu erdulden hatte. Als diese einmal krank danieder lag, so erschien ohne Unterlaß der Teufel vor ihrem Bette und wollte sie wegholen, so daß sie Tag und Nacht in einer großen Angst um ihre ewige Seligkeit schwebte. In solcher Angst

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0146" n="114"/>
          <p> Aber nun wurde dem armen Mönche sehr angst, und er warf sich auf seine Kniee und betete zu Gott, daß er ihn doch erretten möge vor den Krallen des Satans. Während er noch so da lag, hörte er auf einmal ein lautes Brausen in der Luft von Süden her, und weil es noch ganz dunkel war, so glaubte er nicht anders, als daß es jetzt um ihn geschehen sey. Das Brausen kam auch wirklich von dem Teufel her; der hatte einen ganzen Sack voll der schönsten Maränen bei sich, die er in der größten Eile aus dem welschen Meere geholt hatte. Der Böse kam sausend damit angefahren, und jubilirte schon laut, daß die Seele des frommen Paters sein eigen sey. Aber in dem nämlichen Augenblicke, noch ehe er bei dem Abte ankommen konnte, krähte der Hahn und der Glöckner im Kloster zog den Strang der Glocke, um die Brüder zur Hora zu rufen. Da sah der Teufel, daß er doch zu spät gekommen war, und er warf in seinem Zorne die Fische in den Madüesee hinein, über dem er sich gerade befand. Darin sind sie denn von der Zeit an geblieben.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Micrälius, Altes Pommerland, II. S. 279.</bibl><lb/>
            <bibl>Freyberg, Pommersche Sagen, S. 14-18.</bibl><lb/>
            <bibl>Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>76. Die Gräfin Jarislav von Gützkow.</head><lb/>
          <p>Um die Zeit des Jahres 1295 lebte der Graf Jazko von Gützkow aus dem Hause der Grafen von Salzwedel in der Altmark. Der hatte zur Gemahlin Jarislav, ein Fräulein von Putbus, welche zwar eine sehr gottesfürchtige Frau war, aber doch viele Anfechtungen des Bösen zu erdulden hatte. Als diese einmal krank danieder lag, so erschien ohne Unterlaß der Teufel vor ihrem Bette und wollte sie wegholen, so daß sie Tag und Nacht in einer großen Angst um ihre ewige Seligkeit schwebte. In solcher Angst
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0146] Aber nun wurde dem armen Mönche sehr angst, und er warf sich auf seine Kniee und betete zu Gott, daß er ihn doch erretten möge vor den Krallen des Satans. Während er noch so da lag, hörte er auf einmal ein lautes Brausen in der Luft von Süden her, und weil es noch ganz dunkel war, so glaubte er nicht anders, als daß es jetzt um ihn geschehen sey. Das Brausen kam auch wirklich von dem Teufel her; der hatte einen ganzen Sack voll der schönsten Maränen bei sich, die er in der größten Eile aus dem welschen Meere geholt hatte. Der Böse kam sausend damit angefahren, und jubilirte schon laut, daß die Seele des frommen Paters sein eigen sey. Aber in dem nämlichen Augenblicke, noch ehe er bei dem Abte ankommen konnte, krähte der Hahn und der Glöckner im Kloster zog den Strang der Glocke, um die Brüder zur Hora zu rufen. Da sah der Teufel, daß er doch zu spät gekommen war, und er warf in seinem Zorne die Fische in den Madüesee hinein, über dem er sich gerade befand. Darin sind sie denn von der Zeit an geblieben. Micrälius, Altes Pommerland, II. S. 279. Freyberg, Pommersche Sagen, S. 14-18. Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte. 76. Die Gräfin Jarislav von Gützkow. Um die Zeit des Jahres 1295 lebte der Graf Jazko von Gützkow aus dem Hause der Grafen von Salzwedel in der Altmark. Der hatte zur Gemahlin Jarislav, ein Fräulein von Putbus, welche zwar eine sehr gottesfürchtige Frau war, aber doch viele Anfechtungen des Bösen zu erdulden hatte. Als diese einmal krank danieder lag, so erschien ohne Unterlaß der Teufel vor ihrem Bette und wollte sie wegholen, so daß sie Tag und Nacht in einer großen Angst um ihre ewige Seligkeit schwebte. In solcher Angst

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/146
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/146>, abgerufen am 22.12.2024.