Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

mehr ertragen können, und er hat alle seine Mannen gegen den Raubritter aufgeboten, und ihn in seiner Burg zu Cölpin belagert, worin er mit seinem ganzen räuberischen Geschlechte sich aufgehalten hat. Am St. Peter- und Paulstage des Jahres 1432 soll das Schloß erstürmt und genommen sein. Der Abt hielt gerade eine feierliche Prozession, als ihm die Kunde von diesem Siege wurde.

Er erfreuete sich darüber so, daß er sofort mitten auf dem Kirchhofe niederkniete, dem Herrn seinen Dank abzustatten, welchem Beispiele Alle folgten, so an der Prozession Theil nahmen. Auch befahl er, daß der Sieg alljährlich durch ein Hochamt und durch Speisung von zwölf Armen gefeiert werden solle, welches also geschehen ist, so lange das Kloster bestanden hat. Man sagt, daß bei der Einnahme der Burg das ganze Geschlecht derer von Manteuffel erschlagen sey. Nur Ein Kind, der Stammvater der jetzigen Familie, wurde erhalten, und dem Abte gebracht, der sich seiner annahm. Die Amme des Knaben soll den Belagerern eine verborgene Thür gezeigt haben, durch welche allein es ihnen gelungen ist, in die Burg zu gelangen. Dabei hat sie sich ausbedungen gehabt, daß man des Säuglings schone, welches man ihr versprochen und auch gehalten hat. - Bei dem Dorfe Cölpin kann man noch jetzt die, mit einem Graben eingefaßte Stelle sehen, wo die Burg gestanden hat.

Kantzow Pomerania, I. S. 39.
Sell, Pommersche Gesch. III. S. 2.
Baltische Studien, II. Jahrg. I. Heft. S 31-33.
59. Die Familie von Lepel.

In Pommern besteht ein altes adliges Geschlecht: von Lepel, welches schon im dreizehnten Jahrhunderte soll in das Land gekommen sein. Dasselbe führt in seinem Wappen

mehr ertragen können, und er hat alle seine Mannen gegen den Raubritter aufgeboten, und ihn in seiner Burg zu Cölpin belagert, worin er mit seinem ganzen räuberischen Geschlechte sich aufgehalten hat. Am St. Peter- und Paulstage des Jahres 1432 soll das Schloß erstürmt und genommen sein. Der Abt hielt gerade eine feierliche Prozession, als ihm die Kunde von diesem Siege wurde.

Er erfreuete sich darüber so, daß er sofort mitten auf dem Kirchhofe niederkniete, dem Herrn seinen Dank abzustatten, welchem Beispiele Alle folgten, so an der Prozession Theil nahmen. Auch befahl er, daß der Sieg alljährlich durch ein Hochamt und durch Speisung von zwölf Armen gefeiert werden solle, welches also geschehen ist, so lange das Kloster bestanden hat. Man sagt, daß bei der Einnahme der Burg das ganze Geschlecht derer von Manteuffel erschlagen sey. Nur Ein Kind, der Stammvater der jetzigen Familie, wurde erhalten, und dem Abte gebracht, der sich seiner annahm. Die Amme des Knaben soll den Belagerern eine verborgene Thür gezeigt haben, durch welche allein es ihnen gelungen ist, in die Burg zu gelangen. Dabei hat sie sich ausbedungen gehabt, daß man des Säuglings schone, welches man ihr versprochen und auch gehalten hat. – Bei dem Dorfe Cölpin kann man noch jetzt die, mit einem Graben eingefaßte Stelle sehen, wo die Burg gestanden hat.

Kantzow Pomerania, I. S. 39.
Sell, Pommersche Gesch. III. S. 2.
Baltische Studien, II. Jahrg. I. Heft. S 31-33.
59. Die Familie von Lepel.

In Pommern besteht ein altes adliges Geschlecht: von Lepel, welches schon im dreizehnten Jahrhunderte soll in das Land gekommen sein. Dasselbe führt in seinem Wappen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0129" n="97"/>
mehr ertragen können, und er hat alle seine Mannen gegen den Raubritter aufgeboten, und ihn in seiner Burg zu Cölpin belagert, worin er mit seinem ganzen räuberischen Geschlechte sich aufgehalten hat. Am St. Peter- und Paulstage des Jahres 1432 soll das Schloß erstürmt und genommen sein. Der Abt hielt gerade eine feierliche Prozession, als ihm die Kunde von diesem Siege wurde.</p>
          <p>Er erfreuete sich darüber so, daß er sofort mitten auf dem Kirchhofe niederkniete, dem Herrn seinen Dank abzustatten, welchem Beispiele Alle folgten, so an der Prozession Theil nahmen. Auch befahl er, daß der Sieg alljährlich durch ein Hochamt und durch Speisung von zwölf Armen gefeiert werden solle, welches also geschehen ist, so lange das Kloster bestanden hat. Man sagt, daß bei der Einnahme der Burg das ganze Geschlecht derer von Manteuffel erschlagen sey. Nur Ein Kind, der Stammvater der jetzigen Familie, wurde erhalten, und dem Abte gebracht, der sich seiner annahm. Die Amme des Knaben soll den Belagerern eine verborgene Thür gezeigt haben, durch welche allein es ihnen gelungen ist, in die Burg zu gelangen. Dabei hat sie sich ausbedungen gehabt, daß man des Säuglings schone, welches man ihr versprochen und auch gehalten hat. &#x2013; Bei dem Dorfe Cölpin kann man noch jetzt die, mit einem Graben eingefaßte Stelle sehen, wo die Burg gestanden hat.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Kantzow Pomerania, I. S. 39.</bibl><lb/>
            <bibl>Sell, Pommersche Gesch. III. S. 2.</bibl><lb/>
            <bibl>Baltische Studien, II. Jahrg. I. Heft. S 31-33.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>59. Die Familie von Lepel.</head><lb/>
          <p>In Pommern besteht ein altes adliges Geschlecht: von Lepel, welches schon im dreizehnten Jahrhunderte soll in das Land gekommen sein. Dasselbe führt in seinem Wappen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0129] mehr ertragen können, und er hat alle seine Mannen gegen den Raubritter aufgeboten, und ihn in seiner Burg zu Cölpin belagert, worin er mit seinem ganzen räuberischen Geschlechte sich aufgehalten hat. Am St. Peter- und Paulstage des Jahres 1432 soll das Schloß erstürmt und genommen sein. Der Abt hielt gerade eine feierliche Prozession, als ihm die Kunde von diesem Siege wurde. Er erfreuete sich darüber so, daß er sofort mitten auf dem Kirchhofe niederkniete, dem Herrn seinen Dank abzustatten, welchem Beispiele Alle folgten, so an der Prozession Theil nahmen. Auch befahl er, daß der Sieg alljährlich durch ein Hochamt und durch Speisung von zwölf Armen gefeiert werden solle, welches also geschehen ist, so lange das Kloster bestanden hat. Man sagt, daß bei der Einnahme der Burg das ganze Geschlecht derer von Manteuffel erschlagen sey. Nur Ein Kind, der Stammvater der jetzigen Familie, wurde erhalten, und dem Abte gebracht, der sich seiner annahm. Die Amme des Knaben soll den Belagerern eine verborgene Thür gezeigt haben, durch welche allein es ihnen gelungen ist, in die Burg zu gelangen. Dabei hat sie sich ausbedungen gehabt, daß man des Säuglings schone, welches man ihr versprochen und auch gehalten hat. – Bei dem Dorfe Cölpin kann man noch jetzt die, mit einem Graben eingefaßte Stelle sehen, wo die Burg gestanden hat. Kantzow Pomerania, I. S. 39. Sell, Pommersche Gesch. III. S. 2. Baltische Studien, II. Jahrg. I. Heft. S 31-33. 59. Die Familie von Lepel. In Pommern besteht ein altes adliges Geschlecht: von Lepel, welches schon im dreizehnten Jahrhunderte soll in das Land gekommen sein. Dasselbe führt in seinem Wappen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/129
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/129>, abgerufen am 03.12.2024.