Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.erschlagen, nachdem er noch im Sterben zehn derselben erwürgt hatte. Dieser Krokow hatte keine ordentlichen Zähne, wie andere Leute, sondern die obere wie die untere Zahnreihe bestand jede nur aus einem einzigen Knochen, was auch in seiner Familie lange erblich gewesen sein soll. Kantzow, Pomerania, II. S. 279-281. Micrälius, Altes Pommerland, I. S. 331. 50. Herzog Philipps Trauring. Im Jahre 1536 ließ Herzog Philipp I. von Pommern sich Fräulein Maria, Tochter des Herzogs Johann von Sachsen, ehelich beilegen. Die Trauung geschah zu Torgau, und zwar durch den theuren Mann Doctor Martin Luther. Dabei trug es sich zu, daß bei der Umwechselung der Trauringe einer von diesen dem Doctor aus der Hand glitt und auf die Erde fiel. Darüber bewegte er sich und sah eine ganze Weile still vor sich hin, dann sprach er mit lauter Stimme die Worte: Teufel, es gehet dich nichts an! - Etliche meinen, es habe hierdurch angedeutet werden sollen, daß die Ehe des Herzogs mehrere Jahre lang ohne Erben war. Micrälius, Alt. Pommerl. I. S. 350. 51. Die Oderburg bei Stettin. In dem Jahre 1573 verstarb der Herzog Barnim IX. auf der Oderburg vor Stettin. Er war 72 Jahre alt geworden und hatte 50 Jahre lang das Land regiert; er war ein so milder und gottseliger Herr gewesen, daß man ihn den Vater des Vaterlandes nennen sollte. Die Oderburg, in welcher er verstarb, hatte er auf das zierlichste und festeste erbauen lassen, also daß man nachher, wie die Stadt zur Festung eingerichtet wurde, mehrere Jahre nöthig erschlagen, nachdem er noch im Sterben zehn derselben erwürgt hatte. Dieser Krokow hatte keine ordentlichen Zähne, wie andere Leute, sondern die obere wie die untere Zahnreihe bestand jede nur aus einem einzigen Knochen, was auch in seiner Familie lange erblich gewesen sein soll. Kantzow, Pomerania, II. S. 279-281. Micrälius, Altes Pommerland, I. S. 331. 50. Herzog Philipps Trauring. Im Jahre 1536 ließ Herzog Philipp I. von Pommern sich Fräulein Maria, Tochter des Herzogs Johann von Sachsen, ehelich beilegen. Die Trauung geschah zu Torgau, und zwar durch den theuren Mann Doctor Martin Luther. Dabei trug es sich zu, daß bei der Umwechselung der Trauringe einer von diesen dem Doctor aus der Hand glitt und auf die Erde fiel. Darüber bewegte er sich und sah eine ganze Weile still vor sich hin, dann sprach er mit lauter Stimme die Worte: Teufel, es gehet dich nichts an! – Etliche meinen, es habe hierdurch angedeutet werden sollen, daß die Ehe des Herzogs mehrere Jahre lang ohne Erben war. Micrälius, Alt. Pommerl. I. S. 350. 51. Die Oderburg bei Stettin. In dem Jahre 1573 verstarb der Herzog Barnim IX. auf der Oderburg vor Stettin. Er war 72 Jahre alt geworden und hatte 50 Jahre lang das Land regiert; er war ein so milder und gottseliger Herr gewesen, daß man ihn den Vater des Vaterlandes nennen sollte. Die Oderburg, in welcher er verstarb, hatte er auf das zierlichste und festeste erbauen lassen, also daß man nachher, wie die Stadt zur Festung eingerichtet wurde, mehrere Jahre nöthig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0118" n="86"/> erschlagen, nachdem er noch im Sterben zehn derselben erwürgt hatte. Dieser Krokow hatte keine ordentlichen Zähne, wie andere Leute, sondern die obere wie die untere Zahnreihe bestand jede nur aus einem einzigen Knochen, was auch in seiner Familie lange erblich gewesen sein soll.</p> <listBibl> <bibl>Kantzow, Pomerania, II. S. 279-281.</bibl><lb/> <bibl>Micrälius, Altes Pommerland, I. S. 331.</bibl><lb/> </listBibl> </div> <div n="2"> <head>50. Herzog Philipps Trauring.</head><lb/> <p>Im Jahre 1536 ließ Herzog Philipp I. von Pommern sich Fräulein Maria, Tochter des Herzogs Johann von Sachsen, ehelich beilegen. Die Trauung geschah zu Torgau, und zwar durch den theuren Mann Doctor Martin Luther. Dabei trug es sich zu, daß bei der Umwechselung der Trauringe einer von diesen dem Doctor aus der Hand glitt und auf die Erde fiel. Darüber bewegte er sich und sah eine ganze Weile still vor sich hin, dann sprach er mit lauter Stimme die Worte: Teufel, es gehet dich nichts an! – Etliche meinen, es habe hierdurch angedeutet werden sollen, daß die Ehe des Herzogs mehrere Jahre lang ohne Erben war.</p> <listBibl> <bibl>Micrälius, Alt. Pommerl. I. S. 350.</bibl><lb/> </listBibl> </div> <div n="2"> <head>51. Die Oderburg bei Stettin.</head><lb/> <p>In dem Jahre 1573 verstarb der Herzog Barnim IX. auf der Oderburg vor Stettin. Er war 72 Jahre alt geworden und hatte 50 Jahre lang das Land regiert; er war ein so milder und gottseliger Herr gewesen, daß man ihn den Vater des Vaterlandes nennen sollte. Die Oderburg, in welcher er verstarb, hatte er auf das zierlichste und festeste erbauen lassen, also daß man nachher, wie die Stadt zur Festung eingerichtet wurde, mehrere Jahre nöthig </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0118]
erschlagen, nachdem er noch im Sterben zehn derselben erwürgt hatte. Dieser Krokow hatte keine ordentlichen Zähne, wie andere Leute, sondern die obere wie die untere Zahnreihe bestand jede nur aus einem einzigen Knochen, was auch in seiner Familie lange erblich gewesen sein soll.
Kantzow, Pomerania, II. S. 279-281.
Micrälius, Altes Pommerland, I. S. 331.
50. Herzog Philipps Trauring.
Im Jahre 1536 ließ Herzog Philipp I. von Pommern sich Fräulein Maria, Tochter des Herzogs Johann von Sachsen, ehelich beilegen. Die Trauung geschah zu Torgau, und zwar durch den theuren Mann Doctor Martin Luther. Dabei trug es sich zu, daß bei der Umwechselung der Trauringe einer von diesen dem Doctor aus der Hand glitt und auf die Erde fiel. Darüber bewegte er sich und sah eine ganze Weile still vor sich hin, dann sprach er mit lauter Stimme die Worte: Teufel, es gehet dich nichts an! – Etliche meinen, es habe hierdurch angedeutet werden sollen, daß die Ehe des Herzogs mehrere Jahre lang ohne Erben war.
Micrälius, Alt. Pommerl. I. S. 350.
51. Die Oderburg bei Stettin.
In dem Jahre 1573 verstarb der Herzog Barnim IX. auf der Oderburg vor Stettin. Er war 72 Jahre alt geworden und hatte 50 Jahre lang das Land regiert; er war ein so milder und gottseliger Herr gewesen, daß man ihn den Vater des Vaterlandes nennen sollte. Die Oderburg, in welcher er verstarb, hatte er auf das zierlichste und festeste erbauen lassen, also daß man nachher, wie die Stadt zur Festung eingerichtet wurde, mehrere Jahre nöthig
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