Szentiványi, Márton: Fünffzig Motiva, Oder Bewegende Ursachen/ Und Betrachtungen. 2. Aufl. [s. l.], 1755.rer der Kirchen nennen, und Predigers des reinen Evangelii seyn wollen, und sagen, daß die Keuschheit und Reinigkeit seye eine sonderbahre Gaab und Gnad Gottes, da doch keiner von den Prädicanten ein lediges keusches Leben führt. Hingegen gibt GOtt solche Gaab und Gnad so viel Papisten, die wir für abgöttische Leuth halten: indeme bey ihnen so viele Closter-Jungfrauen, Ordens Geistliche, und weltliche Priester gefunden werden, die ein keusches reines Leben führen. Muß also ihr Glauben GOtt wohlgefälliger seyn, als unserer, weilen Er in demselben solche Gnad gibt. Habe also in meinem reiffern Alter offt daran gedacht, und ist endlich auch eine Ursach gewesen, den Römisch Catholischen Glauben anzunehmen. 29. Betrachtung. Ich hab viele Authores gelesen, welche wider den Römisch-Catholischen Glauben geschrieben, und besonder in obacht genommen, daß sie in allen ihren Haupt-Sachen suchen zu probieren, was rer der Kirchen nennen, und Predigers des reinen Evangelii seyn wollen, und sagen, daß die Keuschheit und Reinigkeit seye eine sonderbahre Gaab und Gnad Gottes, da doch keiner von den Prädicanten ein lediges keusches Leben führt. Hingegen gibt GOtt solche Gaab und Gnad so viel Papisten, die wir für abgöttische Leuth halten: indeme bey ihnen so viele Closter-Jungfrauen, Ordens Geistliche, und weltliche Priester gefunden werden, die ein keusches reines Leben führen. Muß also ihr Glauben GOtt wohlgefälliger seyn, als unserer, weilen Er in demselben solche Gnad gibt. Habe also in meinem reiffern Alter offt daran gedacht, und ist endlich auch eine Ursach gewesen, den Römisch Catholischen Glauben anzunehmen. 29. Betrachtung. Ich hab viele Authores gelesen, welche wider den Römisch-Catholischen Glauben geschrieben, und besonder in obacht genommen, daß sie in allen ihren Haupt-Sachen suchen zu probieren, was <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0060" n="56"/> rer der Kirchen nennen, und Predigers des reinen Evangelii seyn wollen, und sagen, daß die Keuschheit und Reinigkeit seye eine sonderbahre Gaab und Gnad Gottes, da doch keiner von den Prädicanten ein lediges keusches Leben führt. Hingegen gibt GOtt solche Gaab und Gnad so viel Papisten, die wir für abgöttische Leuth halten: indeme bey ihnen so viele Closter-Jungfrauen, Ordens Geistliche, und weltliche Priester gefunden werden, die ein keusches reines Leben führen. Muß also ihr Glauben GOtt wohlgefälliger seyn, als unserer, weilen Er in demselben solche Gnad gibt. Habe also in meinem reiffern Alter offt daran gedacht, und ist endlich auch eine Ursach gewesen, den Römisch Catholischen Glauben anzunehmen.</p> </div> <div> <head>29. Betrachtung.<lb/></head> <p>Ich hab viele Authores gelesen, welche wider den Römisch-Catholischen Glauben geschrieben, und besonder in obacht genommen, daß sie in allen ihren Haupt-Sachen suchen zu probieren, was </p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0060]
rer der Kirchen nennen, und Predigers des reinen Evangelii seyn wollen, und sagen, daß die Keuschheit und Reinigkeit seye eine sonderbahre Gaab und Gnad Gottes, da doch keiner von den Prädicanten ein lediges keusches Leben führt. Hingegen gibt GOtt solche Gaab und Gnad so viel Papisten, die wir für abgöttische Leuth halten: indeme bey ihnen so viele Closter-Jungfrauen, Ordens Geistliche, und weltliche Priester gefunden werden, die ein keusches reines Leben führen. Muß also ihr Glauben GOtt wohlgefälliger seyn, als unserer, weilen Er in demselben solche Gnad gibt. Habe also in meinem reiffern Alter offt daran gedacht, und ist endlich auch eine Ursach gewesen, den Römisch Catholischen Glauben anzunehmen.
29. Betrachtung.
Ich hab viele Authores gelesen, welche wider den Römisch-Catholischen Glauben geschrieben, und besonder in obacht genommen, daß sie in allen ihren Haupt-Sachen suchen zu probieren, was
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