X. Daß das Geistliche also beklei- det in dem Menschen mache, daß er vernünftig und sittlich, also geistlicher- weise natürlich leben könne.
12. Aus dem oben befestigten Grundsatz, daß nemlich die Seele (anima) sich mit dem Leib bekleide, wie der Mensch mit einem Kleid, ergiebt sich dieses als eine Folgerung; denn die Seele (anima) fließt in das mensch- liche Gemüth ein, (in mentem humanam) und von diesem in den Leib, und bringt zugleich das Leben mit, welches sie unaufhörlich von dem HErrn empfängt, und leitet also solches mittelbarer weise in den Leib über, allwo sie durch die genaueste Vereinigung den Anschein würket als wenn der Leib lebte; hieraus nun, und aus tausend Zeugnissen der Erfahrung erhellet, daß das Geistliche mit dem Natür- lichen vereinigt, wie eine lebendige Kraft mit einer toden, mache, daß der Mensch ver- nünftig redet und sittlich handelt: es schei- net zwar, als wenn die Zunge und die Lip- pen aus einem gewissen eigenen Leben rede- ten, und daß die Aerme und Hände auf glei- che Art würkten, aber es ist die Denkungs- kraft, die an sich geistlich ist, die da redet, und der Wille, welcher gleichfalls geistlich
ist,
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der Seele und des Körpers.
X. Daß das Geiſtliche alſo beklei- det in dem Menſchen mache, daß er vernünftig und ſittlich, alſo geiſtlicher- weiſe natürlich leben könne.
12. Aus dem oben befeſtigten Grundſatz, daß nemlich die Seele (anima) ſich mit dem Leib bekleide, wie der Menſch mit einem Kleid, ergiebt ſich dieſes als eine Folgerung; denn die Seele (anima) fließt in das menſch- liche Gemüth ein, (in mentem humanam) und von dieſem in den Leib, und bringt zugleich das Leben mit, welches ſie unaufhörlich von dem HErrn empfängt, und leitet alſo ſolches mittelbarer weiſe in den Leib über, allwo ſie durch die genaueſte Vereinigung den Anſchein würket als wenn der Leib lebte; hieraus nun, und aus tauſend Zeugniſſen der Erfahrung erhellet, daß das Geiſtliche mit dem Natür- lichen vereinigt, wie eine lebendige Kraft mit einer toden, mache, daß der Menſch ver- nünftig redet und ſittlich handelt: es ſchei- net zwar, als wenn die Zunge und die Lip- pen aus einem gewiſſen eigenen Leben rede- ten, und daß die Aerme und Hände auf glei- che Art würkten, aber es iſt die Denkungs- kraft, die an ſich geiſtlich iſt, die da redet, und der Wille, welcher gleichfalls geiſtlich
iſt,
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der Seele und des Körpers.
X.
Daß das Geiſtliche alſo beklei-
det in dem Menſchen mache, daß er
vernünftig und ſittlich, alſo geiſtlicher-
weiſe natürlich leben könne.
12. Aus dem oben befeſtigten Grundſatz,
daß nemlich die Seele (anima) ſich mit dem
Leib bekleide, wie der Menſch mit einem
Kleid, ergiebt ſich dieſes als eine Folgerung;
denn die Seele (anima) fließt in das menſch-
liche Gemüth ein, (in mentem humanam) und
von dieſem in den Leib, und bringt zugleich
das Leben mit, welches ſie unaufhörlich von
dem HErrn empfängt, und leitet alſo ſolches
mittelbarer weiſe in den Leib über, allwo ſie
durch die genaueſte Vereinigung den Anſchein
würket als wenn der Leib lebte; hieraus nun,
und aus tauſend Zeugniſſen der Erfahrung
erhellet, daß das Geiſtliche mit dem Natür-
lichen vereinigt, wie eine lebendige Kraft mit
einer toden, mache, daß der Menſch ver-
nünftig redet und ſittlich handelt: es ſchei-
net zwar, als wenn die Zunge und die Lip-
pen aus einem gewiſſen eigenen Leben rede-
ten, und daß die Aerme und Hände auf glei-
che Art würkten, aber es iſt die Denkungs-
kraft, die an ſich geiſtlich iſt, die da redet,
und der Wille, welcher gleichfalls geiſtlich
iſt,
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/41>, abgerufen am 23.02.2025.
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