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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Zweytes Buch.

Sind sie noch köstlich, auserlesen,
So ist Verdruß und Müh der Lohn;
Es fährt dahin, wenn es gewesen,
So schnell, als flöhen wir davon.

Doch wer glaubt der Warnungsstimme,
Daß dein Zorn so sehr entrüst,
Wer hat Furcht vor solchem Grimme,
Welcher Menschen tödtlich ist?
So lehr uns denn, daß wir bedenken,
Wie ohnumstößlich fest der Schluß,
Der Tod wird uns ins Grab versenken,
Damit man klüger werden muß.
Kehre Dich, o HErr! doch wieder
Zu uns, welche Demuth beugt!
Deine Knechte fallen nieder;
Werde gnädig und geneigt!
Erfüll uns früh mit deiner Gnade,
Die rühmet unser Lustgesang,
Denn sind wir frey von allem Schade,
Auch frölich unser Lebelang.
Da Du uns so lange plagest,
Durch verzögernd Ungemach,
Nicht nach deinem Volke fragest,
Auch nicht merkest auf ihr Ach!
So laß uns wiederum erfreuen,
Die Knechte sehn, was Du vollbracht;
Was Dir zur Ehre kan gedeyen,
Sey ihren Kindern kund gemacht.
HErr!

Zweytes Buch.

Sind ſie noch koͤſtlich, auserleſen,
So iſt Verdruß und Muͤh der Lohn;
Es faͤhrt dahin, wenn es geweſen,
So ſchnell, als floͤhen wir davon.

Doch wer glaubt der Warnungsſtimme,
Daß dein Zorn ſo ſehr entruͤſt,
Wer hat Furcht vor ſolchem Grimme,
Welcher Menſchen toͤdtlich iſt?
So lehr uns denn, daß wir bedenken,
Wie ohnumſtoͤßlich feſt der Schluß,
Der Tod wird uns ins Grab verſenken,
Damit man kluͤger werden muß.
Kehre Dich, o HErr! doch wieder
Zu uns, welche Demuth beugt!
Deine Knechte fallen nieder;
Werde gnaͤdig und geneigt!
Erfuͤll uns fruͤh mit deiner Gnade,
Die ruͤhmet unſer Luſtgeſang,
Denn ſind wir frey von allem Schade,
Auch froͤlich unſer Lebelang.
Da Du uns ſo lange plageſt,
Durch verzoͤgernd Ungemach,
Nicht nach deinem Volke frageſt,
Auch nicht merkeſt auf ihr Ach!
So laß uns wiederum erfreuen,
Die Knechte ſehn, was Du vollbracht;
Was Dir zur Ehre kan gedeyen,
Sey ihren Kindern kund gemacht.
HErr!
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[120/0140] Zweytes Buch. Sind ſie noch koͤſtlich, auserleſen, So iſt Verdruß und Muͤh der Lohn; Es faͤhrt dahin, wenn es geweſen, So ſchnell, als floͤhen wir davon. Doch wer glaubt der Warnungsſtimme, Daß dein Zorn ſo ſehr entruͤſt, Wer hat Furcht vor ſolchem Grimme, Welcher Menſchen toͤdtlich iſt? So lehr uns denn, daß wir bedenken, Wie ohnumſtoͤßlich feſt der Schluß, Der Tod wird uns ins Grab verſenken, Damit man kluͤger werden muß. Kehre Dich, o HErr! doch wieder Zu uns, welche Demuth beugt! Deine Knechte fallen nieder; Werde gnaͤdig und geneigt! Erfuͤll uns fruͤh mit deiner Gnade, Die ruͤhmet unſer Luſtgeſang, Denn ſind wir frey von allem Schade, Auch froͤlich unſer Lebelang. Da Du uns ſo lange plageſt, Durch verzoͤgernd Ungemach, Nicht nach deinem Volke frageſt, Auch nicht merkeſt auf ihr Ach! So laß uns wiederum erfreuen, Die Knechte ſehn, was Du vollbracht; Was Dir zur Ehre kan gedeyen, Sey ihren Kindern kund gemacht. HErr!

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/140>, abgerufen am 26.04.2024.