Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Anakreontische Oden. Der Herbst. 1745.Die Natur scheint itzo zu veralten, Jhr Gesicht zeigt runzelichte Falten, Und es fliehen die Annehmlichkeiten, Vor des Winters kaltem Näherschreiten. Jüngstens sah ich sie beym bunten Lenzen Höchstverliebt im güldnen Brautschmuck glänzen, Und sie schien mit reizungsvollen Blicken Selbst die Schaar der Nymphen zu entzücken. Aber ach! ihr mattes Wesen zeiget, Daß sie nun dem Grabe näher steiget, Und ihr kahler Scheitel lässet sehen, Daß mirs wird nach Weiberweise gehen. Doch bevor ich zu den kalten Stufen Einer Winternacht werd abgerufen, So will ich mich sonder alles Härmen Erstlich noch an Wein und Liebe wärmen, Werd ich mich dadurch erhitzet fühlen, Ey! wie will ich auf der Leyer spielen, Phillis wird der Jnnhalt meiner Lieder, Holla! fort! es leben meine Brüder. Freund- Y 4
Anakreontiſche Oden. Der Herbſt. 1745.Die Natur ſcheint itzo zu veralten, Jhr Geſicht zeigt runzelichte Falten, Und es fliehen die Annehmlichkeiten, Vor des Winters kaltem Naͤherſchreiten. Juͤngſtens ſah ich ſie beym bunten Lenzen Hoͤchſtverliebt im guͤldnen Brautſchmuck glaͤnzen, Und ſie ſchien mit reizungsvollen Blicken Selbſt die Schaar der Nymphen zu entzuͤcken. Aber ach! ihr mattes Weſen zeiget, Daß ſie nun dem Grabe naͤher ſteiget, Und ihr kahler Scheitel laͤſſet ſehen, Daß mirs wird nach Weiberweiſe gehen. Doch bevor ich zu den kalten Stufen Einer Winternacht werd abgerufen, So will ich mich ſonder alles Haͤrmen Erſtlich noch an Wein und Liebe waͤrmen, Werd ich mich dadurch erhitzet fuͤhlen, Ey! wie will ich auf der Leyer ſpielen, Phillis wird der Jnnhalt meiner Lieder, Holla! fort! es leben meine Bruͤder. Freund- Y 4
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Anakreontiſche Oden.
Der Herbſt.
1745.
Die Natur ſcheint itzo zu veralten,
Jhr Geſicht zeigt runzelichte Falten,
Und es fliehen die Annehmlichkeiten,
Vor des Winters kaltem Naͤherſchreiten.
Juͤngſtens ſah ich ſie beym bunten Lenzen
Hoͤchſtverliebt im guͤldnen Brautſchmuck glaͤnzen,
Und ſie ſchien mit reizungsvollen Blicken
Selbſt die Schaar der Nymphen zu entzuͤcken.
Aber ach! ihr mattes Weſen zeiget,
Daß ſie nun dem Grabe naͤher ſteiget,
Und ihr kahler Scheitel laͤſſet ſehen,
Daß mirs wird nach Weiberweiſe gehen.
Doch bevor ich zu den kalten Stufen
Einer Winternacht werd abgerufen,
So will ich mich ſonder alles Haͤrmen
Erſtlich noch an Wein und Liebe waͤrmen,
Werd ich mich dadurch erhitzet fuͤhlen,
Ey! wie will ich auf der Leyer ſpielen,
Phillis wird der Jnnhalt meiner Lieder,
Holla! fort! es leben meine Bruͤder.
Freund-
Y 4
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