man jede besonders kenne, und das Verfahren der einen in die andre herübertrage.
-- alterius sic Altera poscit opem. --
Alsdenn werden die, sonst einzeln Künsten eigene Kunstwörter, allgemein gemacht.
Kupferdruker.
Die Kupferstecherkunst verdienet wegen ihres aus- gebreiteten Nutzens, auch in den kleinesten Neben- zweigen zur Vollkommenheit gebracht zu werden. Der Kupferstecher hat das seinige gethan, wenn er seine Platte völlig ausgearbeitet hat; aber ein be- trächtlicher Theil seiner Arbeit geht verlohren, wenn dieselbe nicht gut abgedruckt, oder gar durch unge- schikte Behandlung bald verdorben wird. Es ge- hören wieder andre Geschiklichkeiten und Sorgen zu diesem Abdruken; darum ist der Kupferdruker ein besonderer, dem Kupferstecher untergeordneter Künstler. Wenigstens ist es in Frankreich so, wo diese Kunst auf das höchste gestiegen ist, und unsere deutsche Kupferstecher vom ersten Range haben Ur- sache darüber verdrießlich zu seyn, daß der Mangel an guten Kupferdrukern, ihnen einen Theil ihrer Kunst zernichtet, oder doch beschwerlich macht.
Der Kupferdruker muß eine gute Kenntnis der Farbe und des Papiers besitzen; muß das Einwei- chen desselben, und die Handgriffe des Einreibens und Abreibens der Farb, und des Drukens selbst vollkommen verstehen. Wo ihm eines dieser Stüke fehlet, liefert er entweder schlechte Abdrüke, oder er verderbt in Kurzem die Platte. Das meiste kommt auf die Farb und das gute Ein- und Abreiben der- selben an, damit nicht nur jeder Strich des Grab- stichels oder der Nadel, so fein er auch seyn mag, sich richtig abdruke, sondern auch jeder im Abdruk die verhältnismäßige Stärke habe. Denn wenn nicht alle Striche in dem Abdruk gerade so, wie in der Platte selbst sind, so ist das Kupfer nicht so, wie es nach der Absicht des Kupferstechers seyn sollte.
Kupferplatte.
Die küpferne Platte, auf welche eine Zeichnung geäzt oder gestochen werden soll, oder gestochen ist.
Man hat das gemeine Kupfer zum Stechen ge- wählt, weil es nicht so kostbar, als Silber, nicht so weich als Zinn, und nicht so spröde und schiefe- richt als Meßing ist. Allein es hat doch die Un- [Spaltenumbruch]
Kup
vollkommenheit, daß es sich durch die Arbeit des Abdrukens stark abnuzet, so daß man nicht so viel Abdrüke von einer Platte machen kann, als man wünschte: die feinesten Striche löschen sich aus, oder werden doch zu schwach, nachdem wenige hun- dert Abdrüke gemacht worden. Vielleicht ließe sich eine Bermischung machen, die ohne spröde oder schiefricht zu seyn, mehr, als das Kupfer aushalten könnte. Feines Kupfer mit sehr reinem Zink ver- mischt, macht einen Tombak, der etwas härter ist, als Kupfer, aber ein eben so feines Korn hat. Es ist zu bedauern, daß eine so schöne Kunst, der Un- vollkommenheit unterworfen ist, nur so wenig gute Abdrüke von einer Arbeit zu liefern, die einen Künst- ler Jahrelang beschäftiget hat.
Man sucht zur Arbeit des Stechens und des Aezens das feineste Kupfer aus, und läßt es lange hämmern, um es überall gleich feste zu machen. Die Dike der Platte richtet sich nach ihrer Größe: wenn sie so ist, daß die fertige Platte, die etwa ei- nen Fuß lang und 9 bis 10 Zoll breit ist, eine Linie oder den 12ten Theil eines Zolls dik geblieben, so scheint sie eine hinlängliche Dike zu haben.
Wenn die Platte lange gehämmert worden, so wird sie auf einem glatten Schleifstein geschliffen, bis sie eine überall gerade Fläche hat, in welcher weder Striche noch Vertiefungen des Hammers zu sehen sind. Wenn man damit fertig ist, so wird sie noch einigemahle mit Bimsstein, den man immer feiner nehmen muß, abgeschliffen, wodurch sie eine vollkommenere Glätte bekommt.
Hiernächst wird sie zuerst mit feinen Holzkohlen noch einmal abgeschliffen, daß auch die feinesten Striche des Bimssteins verschwinden, und endlich mit dem Polierstahl vollkommen polirt. Jn diesem Zustande kann der Stecher oder Aezer seine Arbeit anfangen.
Wenn die Platte ganz oder zum Theil soll geäzt werden, so wird sie, nachdem sie auf vorbeschriebene Weise zurechte gemacht worden, gegründet. Diese Zubereitung ist in einen besondern Artikel beschrieben worden.
Kupferstecher.
Man giebt diesen Namen im eigentlichen Verstand nur den Künstlern, welche vornehmlich mit dem Grabstichel arbeiten. Denn wenn man auch die, welche die Kupferplatten äzen, so nennen wollte; so
würde
L l l l 2
[Spaltenumbruch]
Kup
man jede beſonders kenne, und das Verfahren der einen in die andre heruͤbertrage.
— alterius ſic Altera poſcit opem. —
Alsdenn werden die, ſonſt einzeln Kuͤnſten eigene Kunſtwoͤrter, allgemein gemacht.
Kupferdruker.
Die Kupferſtecherkunſt verdienet wegen ihres aus- gebreiteten Nutzens, auch in den kleineſten Neben- zweigen zur Vollkommenheit gebracht zu werden. Der Kupferſtecher hat das ſeinige gethan, wenn er ſeine Platte voͤllig ausgearbeitet hat; aber ein be- traͤchtlicher Theil ſeiner Arbeit geht verlohren, wenn dieſelbe nicht gut abgedruckt, oder gar durch unge- ſchikte Behandlung bald verdorben wird. Es ge- hoͤren wieder andre Geſchiklichkeiten und Sorgen zu dieſem Abdruken; darum iſt der Kupferdruker ein beſonderer, dem Kupferſtecher untergeordneter Kuͤnſtler. Wenigſtens iſt es in Frankreich ſo, wo dieſe Kunſt auf das hoͤchſte geſtiegen iſt, und unſere deutſche Kupferſtecher vom erſten Range haben Ur- ſache daruͤber verdrießlich zu ſeyn, daß der Mangel an guten Kupferdrukern, ihnen einen Theil ihrer Kunſt zernichtet, oder doch beſchwerlich macht.
Der Kupferdruker muß eine gute Kenntnis der Farbe und des Papiers beſitzen; muß das Einwei- chen deſſelben, und die Handgriffe des Einreibens und Abreibens der Farb, und des Drukens ſelbſt vollkommen verſtehen. Wo ihm eines dieſer Stuͤke fehlet, liefert er entweder ſchlechte Abdruͤke, oder er verderbt in Kurzem die Platte. Das meiſte kommt auf die Farb und das gute Ein- und Abreiben der- ſelben an, damit nicht nur jeder Strich des Grab- ſtichels oder der Nadel, ſo fein er auch ſeyn mag, ſich richtig abdruke, ſondern auch jeder im Abdruk die verhaͤltnismaͤßige Staͤrke habe. Denn wenn nicht alle Striche in dem Abdruk gerade ſo, wie in der Platte ſelbſt ſind, ſo iſt das Kupfer nicht ſo, wie es nach der Abſicht des Kupferſtechers ſeyn ſollte.
Kupferplatte.
Die kuͤpferne Platte, auf welche eine Zeichnung geaͤzt oder geſtochen werden ſoll, oder geſtochen iſt.
Man hat das gemeine Kupfer zum Stechen ge- waͤhlt, weil es nicht ſo koſtbar, als Silber, nicht ſo weich als Zinn, und nicht ſo ſproͤde und ſchiefe- richt als Meßing iſt. Allein es hat doch die Un- [Spaltenumbruch]
Kup
vollkommenheit, daß es ſich durch die Arbeit des Abdrukens ſtark abnuzet, ſo daß man nicht ſo viel Abdruͤke von einer Platte machen kann, als man wuͤnſchte: die feineſten Striche loͤſchen ſich aus, oder werden doch zu ſchwach, nachdem wenige hun- dert Abdruͤke gemacht worden. Vielleicht ließe ſich eine Bermiſchung machen, die ohne ſproͤde oder ſchiefricht zu ſeyn, mehr, als das Kupfer aushalten koͤnnte. Feines Kupfer mit ſehr reinem Zink ver- miſcht, macht einen Tombak, der etwas haͤrter iſt, als Kupfer, aber ein eben ſo feines Korn hat. Es iſt zu bedauern, daß eine ſo ſchoͤne Kunſt, der Un- vollkommenheit unterworfen iſt, nur ſo wenig gute Abdruͤke von einer Arbeit zu liefern, die einen Kuͤnſt- ler Jahrelang beſchaͤftiget hat.
Man ſucht zur Arbeit des Stechens und des Aezens das feineſte Kupfer aus, und laͤßt es lange haͤmmern, um es uͤberall gleich feſte zu machen. Die Dike der Platte richtet ſich nach ihrer Groͤße: wenn ſie ſo iſt, daß die fertige Platte, die etwa ei- nen Fuß lang und 9 bis 10 Zoll breit iſt, eine Linie oder den 12ten Theil eines Zolls dik geblieben, ſo ſcheint ſie eine hinlaͤngliche Dike zu haben.
Wenn die Platte lange gehaͤmmert worden, ſo wird ſie auf einem glatten Schleifſtein geſchliffen, bis ſie eine uͤberall gerade Flaͤche hat, in welcher weder Striche noch Vertiefungen des Hammers zu ſehen ſind. Wenn man damit fertig iſt, ſo wird ſie noch einigemahle mit Bimsſtein, den man immer feiner nehmen muß, abgeſchliffen, wodurch ſie eine vollkommenere Glaͤtte bekommt.
Hiernaͤchſt wird ſie zuerſt mit feinen Holzkohlen noch einmal abgeſchliffen, daß auch die feineſten Striche des Bimsſteins verſchwinden, und endlich mit dem Polierſtahl vollkommen polirt. Jn dieſem Zuſtande kann der Stecher oder Aezer ſeine Arbeit anfangen.
Wenn die Platte ganz oder zum Theil ſoll geaͤzt werden, ſo wird ſie, nachdem ſie auf vorbeſchriebene Weiſe zurechte gemacht worden, gegruͤndet. Dieſe Zubereitung iſt in einen beſondern Artikel beſchrieben worden.
Kupferſtecher.
Man giebt dieſen Namen im eigentlichen Verſtand nur den Kuͤnſtlern, welche vornehmlich mit dem Grabſtichel arbeiten. Denn wenn man auch die, welche die Kupferplatten aͤzen, ſo nennen wollte; ſo
wuͤrde
L l l l 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0070"n="635"/><cb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Kup</hi></fw><lb/>
man jede beſonders kenne, und das Verfahren der<lb/>
einen in die andre heruͤbertrage.</p><lb/><cit><quote>—<hirendition="#aq">alterius ſic<lb/>
Altera poſcit opem.</hi>—</quote></cit><lb/><p>Alsdenn werden die, ſonſt einzeln Kuͤnſten eigene<lb/>
Kunſtwoͤrter, allgemein gemacht.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Kupferdruker.</hi></hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Kupferſtecherkunſt verdienet wegen ihres aus-<lb/>
gebreiteten Nutzens, auch in den kleineſten Neben-<lb/>
zweigen zur Vollkommenheit gebracht zu werden.<lb/>
Der Kupferſtecher hat das ſeinige gethan, wenn er<lb/>ſeine Platte voͤllig ausgearbeitet hat; aber ein be-<lb/>
traͤchtlicher Theil ſeiner Arbeit geht verlohren, wenn<lb/>
dieſelbe nicht gut abgedruckt, oder gar durch unge-<lb/>ſchikte Behandlung bald verdorben wird. Es ge-<lb/>
hoͤren wieder andre Geſchiklichkeiten und Sorgen<lb/>
zu dieſem Abdruken; darum iſt der Kupferdruker<lb/>
ein beſonderer, dem Kupferſtecher untergeordneter<lb/>
Kuͤnſtler. Wenigſtens iſt es in Frankreich ſo, wo<lb/>
dieſe Kunſt auf das hoͤchſte geſtiegen iſt, und unſere<lb/>
deutſche Kupferſtecher vom erſten Range haben Ur-<lb/>ſache daruͤber verdrießlich zu ſeyn, daß der Mangel<lb/>
an guten Kupferdrukern, ihnen einen Theil ihrer<lb/>
Kunſt zernichtet, oder doch beſchwerlich macht.</p><lb/><p>Der Kupferdruker muß eine gute Kenntnis der<lb/>
Farbe und des Papiers beſitzen; muß das Einwei-<lb/>
chen deſſelben, und die Handgriffe des Einreibens<lb/>
und Abreibens der Farb, und des Drukens ſelbſt<lb/>
vollkommen verſtehen. Wo ihm eines dieſer Stuͤke<lb/>
fehlet, liefert er entweder ſchlechte Abdruͤke, oder er<lb/>
verderbt in Kurzem die Platte. Das meiſte kommt<lb/>
auf die Farb und das gute Ein- und Abreiben der-<lb/>ſelben an, damit nicht nur jeder Strich des Grab-<lb/>ſtichels oder der Nadel, ſo fein er auch ſeyn mag,<lb/>ſich richtig abdruke, ſondern auch jeder im Abdruk<lb/>
die verhaͤltnismaͤßige Staͤrke habe. Denn wenn<lb/>
nicht alle Striche in dem Abdruk gerade ſo, wie in<lb/>
der Platte ſelbſt ſind, ſo iſt das Kupfer nicht ſo,<lb/>
wie es nach der Abſicht des Kupferſtechers ſeyn ſollte.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Kupferplatte.</hi></hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie kuͤpferne Platte, auf welche eine Zeichnung<lb/>
geaͤzt oder geſtochen werden ſoll, oder geſtochen iſt.</p><lb/><p>Man hat das gemeine Kupfer zum Stechen ge-<lb/>
waͤhlt, weil es nicht ſo koſtbar, als Silber, nicht<lb/>ſo weich als Zinn, und nicht ſo ſproͤde und ſchiefe-<lb/>
richt als Meßing iſt. Allein es hat doch die Un-<lb/><cb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Kup</hi></fw><lb/>
vollkommenheit, daß es ſich durch die Arbeit des<lb/>
Abdrukens ſtark abnuzet, ſo daß man nicht ſo viel<lb/>
Abdruͤke von einer Platte machen kann, als man<lb/>
wuͤnſchte: die feineſten Striche loͤſchen ſich aus,<lb/>
oder werden doch zu ſchwach, nachdem wenige hun-<lb/>
dert Abdruͤke gemacht worden. Vielleicht ließe ſich<lb/>
eine Bermiſchung machen, die ohne ſproͤde oder<lb/>ſchiefricht zu ſeyn, mehr, als das Kupfer aushalten<lb/>
koͤnnte. Feines Kupfer mit ſehr reinem Zink ver-<lb/>
miſcht, macht einen Tombak, der etwas haͤrter iſt,<lb/>
als Kupfer, aber ein eben ſo feines Korn hat. Es<lb/>
iſt zu bedauern, daß eine ſo ſchoͤne Kunſt, der Un-<lb/>
vollkommenheit unterworfen iſt, nur ſo wenig gute<lb/>
Abdruͤke von einer Arbeit zu liefern, die einen Kuͤnſt-<lb/>
ler Jahrelang beſchaͤftiget hat.</p><lb/><p>Man ſucht zur Arbeit des Stechens und des<lb/>
Aezens das feineſte Kupfer aus, und laͤßt es lange<lb/>
haͤmmern, um es uͤberall gleich feſte zu machen.<lb/>
Die Dike der Platte richtet ſich nach ihrer Groͤße:<lb/>
wenn ſie ſo iſt, daß die fertige Platte, die etwa ei-<lb/>
nen Fuß lang und 9 bis 10 Zoll breit iſt, eine Linie<lb/>
oder den 12ten Theil eines Zolls dik geblieben, ſo<lb/>ſcheint ſie eine hinlaͤngliche Dike zu haben.</p><lb/><p>Wenn die Platte lange gehaͤmmert worden, ſo<lb/>
wird ſie auf einem glatten Schleifſtein geſchliffen,<lb/>
bis ſie eine uͤberall gerade Flaͤche hat, in welcher<lb/>
weder Striche noch Vertiefungen des Hammers zu<lb/>ſehen ſind. Wenn man damit fertig iſt, ſo wird<lb/>ſie noch einigemahle mit Bimsſtein, den man immer<lb/>
feiner nehmen muß, abgeſchliffen, wodurch ſie eine<lb/>
vollkommenere Glaͤtte bekommt.</p><lb/><p>Hiernaͤchſt wird ſie zuerſt mit feinen Holzkohlen<lb/>
noch einmal abgeſchliffen, daß auch die feineſten<lb/>
Striche des Bimsſteins verſchwinden, und endlich<lb/>
mit dem Polierſtahl vollkommen polirt. Jn dieſem<lb/>
Zuſtande kann der Stecher oder Aezer ſeine Arbeit<lb/>
anfangen.</p><lb/><p>Wenn die Platte ganz oder zum Theil ſoll geaͤzt<lb/>
werden, ſo wird ſie, nachdem ſie auf vorbeſchriebene<lb/>
Weiſe zurechte gemacht worden, gegruͤndet. Dieſe<lb/>
Zubereitung iſt in einen beſondern Artikel beſchrieben<lb/>
worden.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Kupferſtecher.</hi></hi></head><lb/><p><hirendition="#in">M</hi>an giebt dieſen Namen im eigentlichen Verſtand<lb/>
nur den Kuͤnſtlern, welche vornehmlich mit dem<lb/>
Grabſtichel arbeiten. Denn wenn man auch die,<lb/>
welche die Kupferplatten aͤzen, ſo nennen wollte; ſo<lb/><fwplace="bottom"type="sig">L l l l 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">wuͤrde</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[635/0070]
Kup
Kup
man jede beſonders kenne, und das Verfahren der
einen in die andre heruͤbertrage.
— alterius ſic
Altera poſcit opem. —
Alsdenn werden die, ſonſt einzeln Kuͤnſten eigene
Kunſtwoͤrter, allgemein gemacht.
Kupferdruker.
Die Kupferſtecherkunſt verdienet wegen ihres aus-
gebreiteten Nutzens, auch in den kleineſten Neben-
zweigen zur Vollkommenheit gebracht zu werden.
Der Kupferſtecher hat das ſeinige gethan, wenn er
ſeine Platte voͤllig ausgearbeitet hat; aber ein be-
traͤchtlicher Theil ſeiner Arbeit geht verlohren, wenn
dieſelbe nicht gut abgedruckt, oder gar durch unge-
ſchikte Behandlung bald verdorben wird. Es ge-
hoͤren wieder andre Geſchiklichkeiten und Sorgen
zu dieſem Abdruken; darum iſt der Kupferdruker
ein beſonderer, dem Kupferſtecher untergeordneter
Kuͤnſtler. Wenigſtens iſt es in Frankreich ſo, wo
dieſe Kunſt auf das hoͤchſte geſtiegen iſt, und unſere
deutſche Kupferſtecher vom erſten Range haben Ur-
ſache daruͤber verdrießlich zu ſeyn, daß der Mangel
an guten Kupferdrukern, ihnen einen Theil ihrer
Kunſt zernichtet, oder doch beſchwerlich macht.
Der Kupferdruker muß eine gute Kenntnis der
Farbe und des Papiers beſitzen; muß das Einwei-
chen deſſelben, und die Handgriffe des Einreibens
und Abreibens der Farb, und des Drukens ſelbſt
vollkommen verſtehen. Wo ihm eines dieſer Stuͤke
fehlet, liefert er entweder ſchlechte Abdruͤke, oder er
verderbt in Kurzem die Platte. Das meiſte kommt
auf die Farb und das gute Ein- und Abreiben der-
ſelben an, damit nicht nur jeder Strich des Grab-
ſtichels oder der Nadel, ſo fein er auch ſeyn mag,
ſich richtig abdruke, ſondern auch jeder im Abdruk
die verhaͤltnismaͤßige Staͤrke habe. Denn wenn
nicht alle Striche in dem Abdruk gerade ſo, wie in
der Platte ſelbſt ſind, ſo iſt das Kupfer nicht ſo,
wie es nach der Abſicht des Kupferſtechers ſeyn ſollte.
Kupferplatte.
Die kuͤpferne Platte, auf welche eine Zeichnung
geaͤzt oder geſtochen werden ſoll, oder geſtochen iſt.
Man hat das gemeine Kupfer zum Stechen ge-
waͤhlt, weil es nicht ſo koſtbar, als Silber, nicht
ſo weich als Zinn, und nicht ſo ſproͤde und ſchiefe-
richt als Meßing iſt. Allein es hat doch die Un-
vollkommenheit, daß es ſich durch die Arbeit des
Abdrukens ſtark abnuzet, ſo daß man nicht ſo viel
Abdruͤke von einer Platte machen kann, als man
wuͤnſchte: die feineſten Striche loͤſchen ſich aus,
oder werden doch zu ſchwach, nachdem wenige hun-
dert Abdruͤke gemacht worden. Vielleicht ließe ſich
eine Bermiſchung machen, die ohne ſproͤde oder
ſchiefricht zu ſeyn, mehr, als das Kupfer aushalten
koͤnnte. Feines Kupfer mit ſehr reinem Zink ver-
miſcht, macht einen Tombak, der etwas haͤrter iſt,
als Kupfer, aber ein eben ſo feines Korn hat. Es
iſt zu bedauern, daß eine ſo ſchoͤne Kunſt, der Un-
vollkommenheit unterworfen iſt, nur ſo wenig gute
Abdruͤke von einer Arbeit zu liefern, die einen Kuͤnſt-
ler Jahrelang beſchaͤftiget hat.
Man ſucht zur Arbeit des Stechens und des
Aezens das feineſte Kupfer aus, und laͤßt es lange
haͤmmern, um es uͤberall gleich feſte zu machen.
Die Dike der Platte richtet ſich nach ihrer Groͤße:
wenn ſie ſo iſt, daß die fertige Platte, die etwa ei-
nen Fuß lang und 9 bis 10 Zoll breit iſt, eine Linie
oder den 12ten Theil eines Zolls dik geblieben, ſo
ſcheint ſie eine hinlaͤngliche Dike zu haben.
Wenn die Platte lange gehaͤmmert worden, ſo
wird ſie auf einem glatten Schleifſtein geſchliffen,
bis ſie eine uͤberall gerade Flaͤche hat, in welcher
weder Striche noch Vertiefungen des Hammers zu
ſehen ſind. Wenn man damit fertig iſt, ſo wird
ſie noch einigemahle mit Bimsſtein, den man immer
feiner nehmen muß, abgeſchliffen, wodurch ſie eine
vollkommenere Glaͤtte bekommt.
Hiernaͤchſt wird ſie zuerſt mit feinen Holzkohlen
noch einmal abgeſchliffen, daß auch die feineſten
Striche des Bimsſteins verſchwinden, und endlich
mit dem Polierſtahl vollkommen polirt. Jn dieſem
Zuſtande kann der Stecher oder Aezer ſeine Arbeit
anfangen.
Wenn die Platte ganz oder zum Theil ſoll geaͤzt
werden, ſo wird ſie, nachdem ſie auf vorbeſchriebene
Weiſe zurechte gemacht worden, gegruͤndet. Dieſe
Zubereitung iſt in einen beſondern Artikel beſchrieben
worden.
Kupferſtecher.
Man giebt dieſen Namen im eigentlichen Verſtand
nur den Kuͤnſtlern, welche vornehmlich mit dem
Grabſtichel arbeiten. Denn wenn man auch die,
welche die Kupferplatten aͤzen, ſo nennen wollte; ſo
wuͤrde
L l l l 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/70>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.