Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Kra
bänke, oder unter die Gesimse, die von oben den
Fenstern zur Bedekung dienen. Wenn ihre Aus-
ladung grösser ist, als die Höhe, so bekommen sie
im Französischen den Namen Corbeaux.

Jn diesen Fällen sind sie als verziehrte Köpfe
der herausstehenden Balken anzusehen, so wie die
triglyphen am dorischen Fries. Sie werden so be-
arbeitet, daß sie oben, wo die Last darauf liegt breit
und zum Tragen geschikt, unten aber gegen die
Wand zu, schmal auslaufen. Sollen sie recht zier-
lich seyn, so lasse man die obere Bauchung gegen
die Wand in eine Volute auslaufen, und so wird
auch die Aushölung von unten in eine kleine Volute
gedräht. Ausserdem aber wird in ganz reichen Ge-
bäuden, noch Blumen- und Laubwerk daran ge-
schnitzt. Man setzet sie auch inwendig in prächti-
gen Zimmern an Dekengesimse, die nach Art eines
Gebälks gemacht sind, und verguldet sie alsdenn zu
mehrerer Pracht.

Wo sie zum andern Gebrauch an glatte Wände
gesetzt werden, um Uhren, Gefäße, oder Brustbil-
der zu tragen, da giebt man ihnen insgemein eine
unten zugespitzte Form; das übrige ihrer Zeichnung,
Form und Verziehrung überläßt man dem Geschmak
oder Eigensinn der Bildhauer, die bey Zeichnung
der Consolen auf tausenderley Art ausschweiffen.

Kranz.
(Baukunst.)

Wird auch bisweilen das Hauptgesims genennt,
weil er oft das oberste Gesims ist, womit das ganze
Gebäude gekrönet wird. Der Kranz ist der oberste,
am weitesten auslaufende Theil des Gebälkes, der
die ganze Ordnung bedeket. (+) Die Baumeister sind
nicht einmal alle darüber einig, von welchem Theile
des Gebälkes der Kranz angehe, indem einige kleine
Glieder von einigen noch zum Fries gerechnet wer-
den, die andre als Theile des Kranzes ansehen.
Die beyden untersten Glieder in der hier stehenden
Figur, die mit 10 und 11 bezeichnet sind, werden
von einigen noch zum Fries, von andern aber schon
zum Kranz gerechnet.

[Spaltenumbruch]
Kra

Die ganze Höhe des Kranzes muß zum wenigsten
den dritten Theil der Höhe des Ganzen Gebälks be-
tragen; man nihmt sie aber gemeiniglich noch etwas
grösser an. Weder alle Theile des Kranzes, noch
die Verhältnisse derselben sind so bestimmt, daß nicht
jeder Baumeister darin etwas anders machte. Kei-
ner hat die Kränze für die verschiedenen Ordnungen
so genau bestimmt, und jedem seinen besondern
Charakter so bezeichnet, als Goldman.

Nach diesem Baumeister gehören drey Theile
wesentlich zum Kranz; der Wulst (in der Fig. mit 6
bezeichnet;) (++) die Kranzleiste 5, die Rinnleiste 2,
mit ihrem Ueberschlag 1. Die Kranzleiste muß nun
nothwendig von der Rinnleiste durch kleinere Glie-
der 3, 4, abgesondert werden, und durch die Be-
schaffenheit dieser Glieder bezeichnet Goldman die
Kränze der verschiedenen Ordnungen.

[Abbildung]

Jn dieses Baumeisters tuscanischer Ordnung ist das
nächste Glied unter der Rinnleiste 2, ein Band, und
unter diesem kommt ein Riemlein, über der Kranz-
leiste. Jn der Dorischen sind diese Glieder ein
Riemlein, mit einer Holleiste; in der Jonischen ein
Riemlein, mit einer Kehlleiste, wie hier in der Fi-
gur 3. 4.; in der Römischen ein Wulst zwischen
zwey Riemlein; und in der Corinthischen ein Riem-
lein, darunter eine Kehlleiste und unter dieser ein
Stab.

Jn der hier stehenden Figur liegt die Kranzleiste
5 unmittelbar über dem Wulst 6: aber die mei-
sten Baumeister setzen zwischen diese Glieder Die-
len oder Sparrenköpfe, wie in folgender den corin-

thischen
(+) S. Gebälk 1. Th. S. 426. wo das, was zwischen
den Linien c f und b g liegt, zum Kranz gehöret.
(++) [Spaltenumbruch]
Dieses Glied findet man fast bey allen Kränzen.
[Spaltenumbruch] Jn dem Gebälk das über den drey schönen corinthischen an-
tiken Säulen liegt, welche in Rom im Campo Vaccino ste-
hen, nihmt eine Kehlleiste die Stelle des Wulstes ein.

[Spaltenumbruch]

Kra
baͤnke, oder unter die Geſimſe, die von oben den
Fenſtern zur Bedekung dienen. Wenn ihre Aus-
ladung groͤſſer iſt, als die Hoͤhe, ſo bekommen ſie
im Franzoͤſiſchen den Namen Corbeaux.

Jn dieſen Faͤllen ſind ſie als verziehrte Koͤpfe
der herausſtehenden Balken anzuſehen, ſo wie die
triglyphen am doriſchen Fries. Sie werden ſo be-
arbeitet, daß ſie oben, wo die Laſt darauf liegt breit
und zum Tragen geſchikt, unten aber gegen die
Wand zu, ſchmal auslaufen. Sollen ſie recht zier-
lich ſeyn, ſo laſſe man die obere Bauchung gegen
die Wand in eine Volute auslaufen, und ſo wird
auch die Aushoͤlung von unten in eine kleine Volute
gedraͤht. Auſſerdem aber wird in ganz reichen Ge-
baͤuden, noch Blumen- und Laubwerk daran ge-
ſchnitzt. Man ſetzet ſie auch inwendig in praͤchti-
gen Zimmern an Dekengeſimſe, die nach Art eines
Gebaͤlks gemacht ſind, und verguldet ſie alsdenn zu
mehrerer Pracht.

Wo ſie zum andern Gebrauch an glatte Waͤnde
geſetzt werden, um Uhren, Gefaͤße, oder Bruſtbil-
der zu tragen, da giebt man ihnen insgemein eine
unten zugeſpitzte Form; das uͤbrige ihrer Zeichnung,
Form und Verziehrung uͤberlaͤßt man dem Geſchmak
oder Eigenſinn der Bildhauer, die bey Zeichnung
der Conſolen auf tauſenderley Art ausſchweiffen.

Kranz.
(Baukunſt.)

Wird auch bisweilen das Hauptgeſims genennt,
weil er oft das oberſte Geſims iſt, womit das ganze
Gebaͤude gekroͤnet wird. Der Kranz iſt der oberſte,
am weiteſten auslaufende Theil des Gebaͤlkes, der
die ganze Ordnung bedeket. (†) Die Baumeiſter ſind
nicht einmal alle daruͤber einig, von welchem Theile
des Gebaͤlkes der Kranz angehe, indem einige kleine
Glieder von einigen noch zum Fries gerechnet wer-
den, die andre als Theile des Kranzes anſehen.
Die beyden unterſten Glieder in der hier ſtehenden
Figur, die mit 10 und 11 bezeichnet ſind, werden
von einigen noch zum Fries, von andern aber ſchon
zum Kranz gerechnet.

[Spaltenumbruch]
Kra

Die ganze Hoͤhe des Kranzes muß zum wenigſten
den dritten Theil der Hoͤhe des Ganzen Gebaͤlks be-
tragen; man nihmt ſie aber gemeiniglich noch etwas
groͤſſer an. Weder alle Theile des Kranzes, noch
die Verhaͤltniſſe derſelben ſind ſo beſtimmt, daß nicht
jeder Baumeiſter darin etwas anders machte. Kei-
ner hat die Kraͤnze fuͤr die verſchiedenen Ordnungen
ſo genau beſtimmt, und jedem ſeinen beſondern
Charakter ſo bezeichnet, als Goldman.

Nach dieſem Baumeiſter gehoͤren drey Theile
weſentlich zum Kranz; der Wulſt (in der Fig. mit 6
bezeichnet;) (††) die Kranzleiſte 5, die Rinnleiſte 2,
mit ihrem Ueberſchlag 1. Die Kranzleiſte muß nun
nothwendig von der Rinnleiſte durch kleinere Glie-
der 3, 4, abgeſondert werden, und durch die Be-
ſchaffenheit dieſer Glieder bezeichnet Goldman die
Kraͤnze der verſchiedenen Ordnungen.

[Abbildung]

Jn dieſes Baumeiſters tuscaniſcher Ordnung iſt das
naͤchſte Glied unter der Rinnleiſte 2, ein Band, und
unter dieſem kommt ein Riemlein, uͤber der Kranz-
leiſte. Jn der Doriſchen ſind dieſe Glieder ein
Riemlein, mit einer Holleiſte; in der Joniſchen ein
Riemlein, mit einer Kehlleiſte, wie hier in der Fi-
gur 3. 4.; in der Roͤmiſchen ein Wulſt zwiſchen
zwey Riemlein; und in der Corinthiſchen ein Riem-
lein, darunter eine Kehlleiſte und unter dieſer ein
Stab.

Jn der hier ſtehenden Figur liegt die Kranzleiſte
5 unmittelbar uͤber dem Wulſt 6: aber die mei-
ſten Baumeiſter ſetzen zwiſchen dieſe Glieder Die-
len oder Sparrenkoͤpfe, wie in folgender den corin-

thiſchen
(†) S. Gebaͤlk 1. Th. S. 426. wo das, was zwiſchen
den Linien c f und b g liegt, zum Kranz gehoͤret.
(††) [Spaltenumbruch]
Dieſes Glied findet man faſt bey allen Kraͤnzen.
[Spaltenumbruch] Jn dem Gebaͤlk das uͤber den drey ſchoͤnen corinthiſchen an-
tiken Saͤulen liegt, welche in Rom im Campo Vaccino ſte-
hen, nihmt eine Kehlleiſte die Stelle des Wulſtes ein.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0041" n="606"/><cb/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Kra</hi></fw><lb/>
ba&#x0364;nke, oder unter die Ge&#x017F;im&#x017F;e, die von oben den<lb/>
Fen&#x017F;tern zur Bedekung dienen. Wenn ihre Aus-<lb/>
ladung gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t, als die Ho&#x0364;he, &#x017F;o bekommen &#x017F;ie<lb/>
im Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen den Namen <hi rendition="#aq">Corbeaux.</hi></p><lb/>
          <p>Jn die&#x017F;en Fa&#x0364;llen &#x017F;ind &#x017F;ie als verziehrte Ko&#x0364;pfe<lb/>
der heraus&#x017F;tehenden Balken anzu&#x017F;ehen, &#x017F;o wie die<lb/>
triglyphen am dori&#x017F;chen Fries. Sie werden &#x017F;o be-<lb/>
arbeitet, daß &#x017F;ie oben, wo die La&#x017F;t darauf liegt breit<lb/>
und zum Tragen ge&#x017F;chikt, unten aber gegen die<lb/>
Wand zu, &#x017F;chmal auslaufen. Sollen &#x017F;ie recht zier-<lb/>
lich &#x017F;eyn, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;e man die obere Bauchung gegen<lb/>
die Wand in eine Volute auslaufen, und &#x017F;o wird<lb/>
auch die Ausho&#x0364;lung von unten in eine kleine Volute<lb/>
gedra&#x0364;ht. Au&#x017F;&#x017F;erdem aber wird in ganz reichen Ge-<lb/>
ba&#x0364;uden, noch Blumen- und Laubwerk daran ge-<lb/>
&#x017F;chnitzt. Man &#x017F;etzet &#x017F;ie auch inwendig in pra&#x0364;chti-<lb/>
gen Zimmern an Dekenge&#x017F;im&#x017F;e, die nach Art eines<lb/>
Geba&#x0364;lks gemacht &#x017F;ind, und verguldet &#x017F;ie alsdenn zu<lb/>
mehrerer Pracht.</p><lb/>
          <p>Wo &#x017F;ie zum andern Gebrauch an glatte Wa&#x0364;nde<lb/>
ge&#x017F;etzt werden, um Uhren, Gefa&#x0364;ße, oder Bru&#x017F;tbil-<lb/>
der zu tragen, da giebt man ihnen insgemein eine<lb/>
unten zuge&#x017F;pitzte Form; das u&#x0364;brige ihrer Zeichnung,<lb/>
Form und Verziehrung u&#x0364;berla&#x0364;ßt man dem Ge&#x017F;chmak<lb/>
oder Eigen&#x017F;inn der Bildhauer, die bey Zeichnung<lb/>
der Con&#x017F;olen auf tau&#x017F;enderley Art aus&#x017F;chweiffen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Kranz.</hi><lb/>
(Baukun&#x017F;t.)</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>ird auch bisweilen das Hauptge&#x017F;ims genennt,<lb/>
weil er oft das ober&#x017F;te Ge&#x017F;ims i&#x017F;t, womit das ganze<lb/>
Geba&#x0364;ude gekro&#x0364;net wird. Der Kranz i&#x017F;t der ober&#x017F;te,<lb/>
am weite&#x017F;ten auslaufende Theil des Geba&#x0364;lkes, der<lb/>
die ganze Ordnung bedeket. <note place="foot" n="(&#x2020;)">S. Geba&#x0364;lk 1. Th. S. 426. wo das, was zwi&#x017F;chen<lb/>
den Linien <hi rendition="#aq">c f</hi> und <hi rendition="#aq">b g</hi> liegt, zum Kranz geho&#x0364;ret.</note> Die Baumei&#x017F;ter &#x017F;ind<lb/>
nicht einmal alle daru&#x0364;ber einig, von welchem Theile<lb/>
des Geba&#x0364;lkes der Kranz angehe, indem einige kleine<lb/>
Glieder von einigen noch zum Fries gerechnet wer-<lb/>
den, die andre als Theile des Kranzes an&#x017F;ehen.<lb/>
Die beyden unter&#x017F;ten Glieder in der hier &#x017F;tehenden<lb/>
Figur, die mit 10 und 11 bezeichnet &#x017F;ind, werden<lb/>
von einigen noch zum Fries, von andern aber &#x017F;chon<lb/>
zum Kranz gerechnet.</p><lb/>
          <cb/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Kra</hi> </fw><lb/>
          <p>Die ganze Ho&#x0364;he des Kranzes muß zum wenig&#x017F;ten<lb/>
den dritten Theil der Ho&#x0364;he des Ganzen Geba&#x0364;lks be-<lb/>
tragen; man nihmt &#x017F;ie aber gemeiniglich noch etwas<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er an. Weder alle Theile des Kranzes, noch<lb/>
die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e der&#x017F;elben &#x017F;ind &#x017F;o be&#x017F;timmt, daß nicht<lb/>
jeder Baumei&#x017F;ter darin etwas anders machte. Kei-<lb/>
ner hat die Kra&#x0364;nze fu&#x0364;r die ver&#x017F;chiedenen Ordnungen<lb/>
&#x017F;o genau be&#x017F;timmt, und jedem &#x017F;einen be&#x017F;ondern<lb/>
Charakter &#x017F;o bezeichnet, als Goldman.</p><lb/>
          <p>Nach die&#x017F;em Baumei&#x017F;ter geho&#x0364;ren drey Theile<lb/>
we&#x017F;entlich zum Kranz; der Wul&#x017F;t (in der Fig. mit 6<lb/>
bezeichnet;) <note place="foot" n="(&#x2020;&#x2020;)"><cb/><lb/>
Die&#x017F;es Glied findet man fa&#x017F;t bey allen Kra&#x0364;nzen.<lb/><cb/>
Jn dem Geba&#x0364;lk das u&#x0364;ber den drey &#x017F;cho&#x0364;nen corinthi&#x017F;chen an-<lb/>
tiken Sa&#x0364;ulen liegt, welche in Rom im <hi rendition="#aq">Campo Vaccino</hi> &#x017F;te-<lb/>
hen, nihmt eine Kehllei&#x017F;te die Stelle des Wul&#x017F;tes ein.</note> die Kranzlei&#x017F;te 5, die Rinnlei&#x017F;te 2,<lb/>
mit ihrem Ueber&#x017F;chlag 1. Die Kranzlei&#x017F;te muß nun<lb/>
nothwendig von der Rinnlei&#x017F;te durch kleinere Glie-<lb/>
der 3, 4, abge&#x017F;ondert werden, und durch die Be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit die&#x017F;er Glieder bezeichnet Goldman die<lb/>
Kra&#x0364;nze der ver&#x017F;chiedenen Ordnungen.</p><lb/>
          <figure/>
          <p>Jn die&#x017F;es Baumei&#x017F;ters tuscani&#x017F;cher Ordnung i&#x017F;t das<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;te Glied unter der Rinnlei&#x017F;te 2, ein Band, und<lb/>
unter die&#x017F;em kommt ein Riemlein, u&#x0364;ber der Kranz-<lb/>
lei&#x017F;te. Jn der Dori&#x017F;chen &#x017F;ind die&#x017F;e Glieder ein<lb/>
Riemlein, mit einer Hollei&#x017F;te; in der Joni&#x017F;chen ein<lb/>
Riemlein, mit einer Kehllei&#x017F;te, wie hier in der Fi-<lb/>
gur 3. 4.; in der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen ein Wul&#x017F;t zwi&#x017F;chen<lb/>
zwey Riemlein; und in der Corinthi&#x017F;chen ein Riem-<lb/>
lein, darunter eine Kehllei&#x017F;te und unter die&#x017F;er ein<lb/>
Stab.</p><lb/>
          <p>Jn der hier &#x017F;tehenden Figur liegt die Kranzlei&#x017F;te<lb/>
5 unmittelbar u&#x0364;ber dem Wul&#x017F;t 6: aber die mei-<lb/>
&#x017F;ten Baumei&#x017F;ter &#x017F;etzen zwi&#x017F;chen die&#x017F;e Glieder Die-<lb/>
len oder Sparrenko&#x0364;pfe, wie in folgender den corin-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">thi&#x017F;chen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[606/0041] Kra Kra baͤnke, oder unter die Geſimſe, die von oben den Fenſtern zur Bedekung dienen. Wenn ihre Aus- ladung groͤſſer iſt, als die Hoͤhe, ſo bekommen ſie im Franzoͤſiſchen den Namen Corbeaux. Jn dieſen Faͤllen ſind ſie als verziehrte Koͤpfe der herausſtehenden Balken anzuſehen, ſo wie die triglyphen am doriſchen Fries. Sie werden ſo be- arbeitet, daß ſie oben, wo die Laſt darauf liegt breit und zum Tragen geſchikt, unten aber gegen die Wand zu, ſchmal auslaufen. Sollen ſie recht zier- lich ſeyn, ſo laſſe man die obere Bauchung gegen die Wand in eine Volute auslaufen, und ſo wird auch die Aushoͤlung von unten in eine kleine Volute gedraͤht. Auſſerdem aber wird in ganz reichen Ge- baͤuden, noch Blumen- und Laubwerk daran ge- ſchnitzt. Man ſetzet ſie auch inwendig in praͤchti- gen Zimmern an Dekengeſimſe, die nach Art eines Gebaͤlks gemacht ſind, und verguldet ſie alsdenn zu mehrerer Pracht. Wo ſie zum andern Gebrauch an glatte Waͤnde geſetzt werden, um Uhren, Gefaͤße, oder Bruſtbil- der zu tragen, da giebt man ihnen insgemein eine unten zugeſpitzte Form; das uͤbrige ihrer Zeichnung, Form und Verziehrung uͤberlaͤßt man dem Geſchmak oder Eigenſinn der Bildhauer, die bey Zeichnung der Conſolen auf tauſenderley Art ausſchweiffen. Kranz. (Baukunſt.) Wird auch bisweilen das Hauptgeſims genennt, weil er oft das oberſte Geſims iſt, womit das ganze Gebaͤude gekroͤnet wird. Der Kranz iſt der oberſte, am weiteſten auslaufende Theil des Gebaͤlkes, der die ganze Ordnung bedeket. (†) Die Baumeiſter ſind nicht einmal alle daruͤber einig, von welchem Theile des Gebaͤlkes der Kranz angehe, indem einige kleine Glieder von einigen noch zum Fries gerechnet wer- den, die andre als Theile des Kranzes anſehen. Die beyden unterſten Glieder in der hier ſtehenden Figur, die mit 10 und 11 bezeichnet ſind, werden von einigen noch zum Fries, von andern aber ſchon zum Kranz gerechnet. Die ganze Hoͤhe des Kranzes muß zum wenigſten den dritten Theil der Hoͤhe des Ganzen Gebaͤlks be- tragen; man nihmt ſie aber gemeiniglich noch etwas groͤſſer an. Weder alle Theile des Kranzes, noch die Verhaͤltniſſe derſelben ſind ſo beſtimmt, daß nicht jeder Baumeiſter darin etwas anders machte. Kei- ner hat die Kraͤnze fuͤr die verſchiedenen Ordnungen ſo genau beſtimmt, und jedem ſeinen beſondern Charakter ſo bezeichnet, als Goldman. Nach dieſem Baumeiſter gehoͤren drey Theile weſentlich zum Kranz; der Wulſt (in der Fig. mit 6 bezeichnet;) (††) die Kranzleiſte 5, die Rinnleiſte 2, mit ihrem Ueberſchlag 1. Die Kranzleiſte muß nun nothwendig von der Rinnleiſte durch kleinere Glie- der 3, 4, abgeſondert werden, und durch die Be- ſchaffenheit dieſer Glieder bezeichnet Goldman die Kraͤnze der verſchiedenen Ordnungen. [Abbildung] Jn dieſes Baumeiſters tuscaniſcher Ordnung iſt das naͤchſte Glied unter der Rinnleiſte 2, ein Band, und unter dieſem kommt ein Riemlein, uͤber der Kranz- leiſte. Jn der Doriſchen ſind dieſe Glieder ein Riemlein, mit einer Holleiſte; in der Joniſchen ein Riemlein, mit einer Kehlleiſte, wie hier in der Fi- gur 3. 4.; in der Roͤmiſchen ein Wulſt zwiſchen zwey Riemlein; und in der Corinthiſchen ein Riem- lein, darunter eine Kehlleiſte und unter dieſer ein Stab. Jn der hier ſtehenden Figur liegt die Kranzleiſte 5 unmittelbar uͤber dem Wulſt 6: aber die mei- ſten Baumeiſter ſetzen zwiſchen dieſe Glieder Die- len oder Sparrenkoͤpfe, wie in folgender den corin- thiſchen (†) S. Gebaͤlk 1. Th. S. 426. wo das, was zwiſchen den Linien c f und b g liegt, zum Kranz gehoͤret. (††) Dieſes Glied findet man faſt bey allen Kraͤnzen. Jn dem Gebaͤlk das uͤber den drey ſchoͤnen corinthiſchen an- tiken Saͤulen liegt, welche in Rom im Campo Vaccino ſte- hen, nihmt eine Kehlleiſte die Stelle des Wulſtes ein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/41
Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/41>, abgerufen am 20.11.2024.