Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.[Spaltenumbruch] Nat Graden nach dem Maaße nach welchem die Künste,Wissenschaften, die Lebensart und die Sitten, den Einfluß einer langen Bearbeitung erfahren haben. Jn der rohen sittlichen Natur liegt mehr Stärke; die Leidenschaften eines Hurons sind weit heftiger, seine Unternehmungen kühner, als sie in ähnlichen Umständen bey einem Europäer sind. So sind auch Homers Krieger in ihren Handlungen heftiger und in ihren Reden nachdrüklicher, als man izt unter uns ist. Seyt kurzem scheinen einige deutsche Dich- ter und Kunstrichter es zur Regel zu machen, jene rohere Natur, wegen ihrer vorzüglichen Energie zu poetischen Schilderungen vorzuziehen. Dagegen haben wir schon an einem andern Ort (*) einige Erinnerungen vorgebracht. Hier merken wir noch an, daß überhaupt ein Dichter den besondern Zwek seines Werks wol zu überlegen hat, um die Wahl der Gegenstände danach zu bestimmen. Jst es seine Absicht bloße Schilderungen zu machen, die durch die Stärke der natürlichen Empfindungen rühren sollen; so mag er immer den Stoff aus der rohe- sten Natur nehmen: wir werden seine Schilde- rungen mit Vergnügen sehen, und sie werden uns zu verschiedenen Betrachtungen über die menschliche Natur Gelegenheit geben; so wie die Erzählungen der Reisebeschreiber die unter die wildesten Völker gerathen, oder in die ausserordentlichsten Unglüks- fälle gestürzt worden sind, uns in Erstaunen sezen, und mancherley Betrachtungen veranlassen. Wir werden solche Gedichte lesen, wie wir die Schilde- rungen eines Homers, Oßians und Theokrits lesen. Aber so bald der Dichter nicht blos interessant, son- dern nüzlich seyn will; so muß er bey der Natur bleiben, wie sie sich izt unter uns zeiget. Es ist schweerlich abzusehen, was für einen Nuzen ein Drama auf einer europäischen Schaubühne haben könnte, dessen handelnde Personen Caraiben, oder Huronen in ihrer wahren, höchst kräftigen Natur wären. Zum Unterricht für den Philosophen, der gerne den Menschen in seiner rohesten Natur voll- kommen gut geschildert zu sehen wünschet, könnte das Werk allerdings dienen. Aber dieses liegt außer dem Zwek der schönen Künste. Jch weiß wol, daß man die französischen Tragö- Nat andre Personen aus jener Zeit nach der Wahrheitschilderten. Der Fehler liegt in der Wahl des Stoffs selbst, der sich für Frankreich und für die Sitten des Landes nicht schiket. Je mehr eine Nation ihre Sitten durch Vernunft und Geschmak verfeinert hat, je mehr müssen auch die Werke der Kunst diese Stimmung haben, wenn sie einen der Kunst anstän- digen Zwek erreichen sollen. Nebenpfeiler. (Baukunst.) Die neben den Säulen, oder Hauptpfeilern einer Nebensachen. (Schöne Künste) Sind Sachen, die in Werken der Kunst der Haupt- Es (*) S.
Nachdruk. [Spaltenumbruch] Nat Graden nach dem Maaße nach welchem die Kuͤnſte,Wiſſenſchaften, die Lebensart und die Sitten, den Einfluß einer langen Bearbeitung erfahren haben. Jn der rohen ſittlichen Natur liegt mehr Staͤrke; die Leidenſchaften eines Hurons ſind weit heftiger, ſeine Unternehmungen kuͤhner, als ſie in aͤhnlichen Umſtaͤnden bey einem Europaͤer ſind. So ſind auch Homers Krieger in ihren Handlungen heftiger und in ihren Reden nachdruͤklicher, als man izt unter uns iſt. Seyt kurzem ſcheinen einige deutſche Dich- ter und Kunſtrichter es zur Regel zu machen, jene rohere Natur, wegen ihrer vorzuͤglichen Energie zu poetiſchen Schilderungen vorzuziehen. Dagegen haben wir ſchon an einem andern Ort (*) einige Erinnerungen vorgebracht. Hier merken wir noch an, daß uͤberhaupt ein Dichter den beſondern Zwek ſeines Werks wol zu uͤberlegen hat, um die Wahl der Gegenſtaͤnde danach zu beſtimmen. Jſt es ſeine Abſicht bloße Schilderungen zu machen, die durch die Staͤrke der natuͤrlichen Empfindungen ruͤhren ſollen; ſo mag er immer den Stoff aus der rohe- ſten Natur nehmen: wir werden ſeine Schilde- rungen mit Vergnuͤgen ſehen, und ſie werden uns zu verſchiedenen Betrachtungen uͤber die menſchliche Natur Gelegenheit geben; ſo wie die Erzaͤhlungen der Reiſebeſchreiber die unter die wildeſten Voͤlker gerathen, oder in die auſſerordentlichſten Ungluͤks- faͤlle geſtuͤrzt worden ſind, uns in Erſtaunen ſezen, und mancherley Betrachtungen veranlaſſen. Wir werden ſolche Gedichte leſen, wie wir die Schilde- rungen eines Homers, Oßians und Theokrits leſen. Aber ſo bald der Dichter nicht blos intereſſant, ſon- dern nuͤzlich ſeyn will; ſo muß er bey der Natur bleiben, wie ſie ſich izt unter uns zeiget. Es iſt ſchweerlich abzuſehen, was fuͤr einen Nuzen ein Drama auf einer europaͤiſchen Schaubuͤhne haben koͤnnte, deſſen handelnde Perſonen Caraiben, oder Huronen in ihrer wahren, hoͤchſt kraͤftigen Natur waͤren. Zum Unterricht fuͤr den Philoſophen, der gerne den Menſchen in ſeiner roheſten Natur voll- kommen gut geſchildert zu ſehen wuͤnſchet, koͤnnte das Werk allerdings dienen. Aber dieſes liegt außer dem Zwek der ſchoͤnen Kuͤnſte. Jch weiß wol, daß man die franzoͤſiſchen Tragoͤ- Nat andre Perſonen aus jener Zeit nach der Wahrheitſchilderten. Der Fehler liegt in der Wahl des Stoffs ſelbſt, der ſich fuͤr Frankreich und fuͤr die Sitten des Landes nicht ſchiket. Je mehr eine Nation ihre Sitten durch Vernunft und Geſchmak verfeinert hat, je mehr muͤſſen auch die Werke der Kunſt dieſe Stimmung haben, wenn ſie einen der Kunſt anſtaͤn- digen Zwek erreichen ſollen. Nebenpfeiler. (Baukunſt.) Die neben den Saͤulen, oder Hauptpfeilern einer Nebenſachen. (Schoͤne Kuͤnſte) Sind Sachen, die in Werken der Kunſt der Haupt- Es (*) S.
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Nat
Nat
Graden nach dem Maaße nach welchem die Kuͤnſte,
Wiſſenſchaften, die Lebensart und die Sitten, den
Einfluß einer langen Bearbeitung erfahren haben.
Jn der rohen ſittlichen Natur liegt mehr Staͤrke;
die Leidenſchaften eines Hurons ſind weit heftiger,
ſeine Unternehmungen kuͤhner, als ſie in aͤhnlichen
Umſtaͤnden bey einem Europaͤer ſind. So ſind auch
Homers Krieger in ihren Handlungen heftiger und
in ihren Reden nachdruͤklicher, als man izt unter
uns iſt. Seyt kurzem ſcheinen einige deutſche Dich-
ter und Kunſtrichter es zur Regel zu machen, jene
rohere Natur, wegen ihrer vorzuͤglichen Energie zu
poetiſchen Schilderungen vorzuziehen. Dagegen
haben wir ſchon an einem andern Ort (*) einige
Erinnerungen vorgebracht. Hier merken wir noch
an, daß uͤberhaupt ein Dichter den beſondern Zwek
ſeines Werks wol zu uͤberlegen hat, um die Wahl
der Gegenſtaͤnde danach zu beſtimmen. Jſt es ſeine
Abſicht bloße Schilderungen zu machen, die durch
die Staͤrke der natuͤrlichen Empfindungen ruͤhren
ſollen; ſo mag er immer den Stoff aus der rohe-
ſten Natur nehmen: wir werden ſeine Schilde-
rungen mit Vergnuͤgen ſehen, und ſie werden uns
zu verſchiedenen Betrachtungen uͤber die menſchliche
Natur Gelegenheit geben; ſo wie die Erzaͤhlungen
der Reiſebeſchreiber die unter die wildeſten Voͤlker
gerathen, oder in die auſſerordentlichſten Ungluͤks-
faͤlle geſtuͤrzt worden ſind, uns in Erſtaunen ſezen,
und mancherley Betrachtungen veranlaſſen. Wir
werden ſolche Gedichte leſen, wie wir die Schilde-
rungen eines Homers, Oßians und Theokrits leſen.
Aber ſo bald der Dichter nicht blos intereſſant, ſon-
dern nuͤzlich ſeyn will; ſo muß er bey der Natur
bleiben, wie ſie ſich izt unter uns zeiget. Es iſt
ſchweerlich abzuſehen, was fuͤr einen Nuzen ein
Drama auf einer europaͤiſchen Schaubuͤhne haben
koͤnnte, deſſen handelnde Perſonen Caraiben, oder
Huronen in ihrer wahren, hoͤchſt kraͤftigen Natur
waͤren. Zum Unterricht fuͤr den Philoſophen, der
gerne den Menſchen in ſeiner roheſten Natur voll-
kommen gut geſchildert zu ſehen wuͤnſchet, koͤnnte
das Werk allerdings dienen. Aber dieſes liegt außer
dem Zwek der ſchoͤnen Kuͤnſte.
Jch weiß wol, daß man die franzoͤſiſchen Tragoͤ-
diendichter durchgehends daruͤber tadelt, daß ſie grie-
chiſchen Helden franzoͤſiſche Sitten und Charaktere
geben. Aber ihre Trauerſpiele wuͤrden darum noch
nicht beſſer ſeyn, wenn ſie einen Agamemnon und
andre Perſonen aus jener Zeit nach der Wahrheit
ſchilderten. Der Fehler liegt in der Wahl des Stoffs
ſelbſt, der ſich fuͤr Frankreich und fuͤr die Sitten
des Landes nicht ſchiket. Je mehr eine Nation ihre
Sitten durch Vernunft und Geſchmak verfeinert
hat, je mehr muͤſſen auch die Werke der Kunſt dieſe
Stimmung haben, wenn ſie einen der Kunſt anſtaͤn-
digen Zwek erreichen ſollen.
Nebenpfeiler.
(Baukunſt.)
Die neben den Saͤulen, oder Hauptpfeilern einer
Bogenſtellung ſtehenden kleinern Pfeiler auf denen die
Bogen aufſtehen. Die Art, wie ſie angebracht wer-
den, iſt in der im Artikel Bogenſtellung befindlichen
Zeichnung zu ſehen. Jn Bogenſtellungen ſind ſie
weſentliche Theile, weil ſie die Bogen unterſtuͤzen
muͤſſen. Sie beſtehen, wie die Hauptpfeiler aus
drey weſentlichen Theilen, dem Stamm, dem Fuß
und dem Knauff, der hier Kaͤmpfer, oder Jmpoſt
genennt wird. Aber der Fuß der Nebenpfeiler iſt
allemal ohne Glieder, und eine bloße Plinthe, der
Kaͤmpfer aber wird nicht nach Art des Knauffs der
Saͤulen oder der Hauptpfeiler, ſondern nach der
Art eines bloßen Geſimſes gemacht. Was uͤbri-
gens wegen der Hoͤhe und Verhaͤltniſſen der Neben-
pfeiler zu beobachten iſt, kommt in den Artikeln Bo-
genſtellung und Kaͤmpfer vor.
Nebenſachen.
(Schoͤne Kuͤnſte)
Sind Sachen, die in Werken der Kunſt der Haupt-
ſache, wodurch die abgeziehlte Vorſtellung wuͤrklich
erwekt wird, noch beygefuͤgt werden. Jn einem
hiſtoriſchen Gemaͤhlde ſind die handelnden Perſonen
die Hauptſache; ſie allein, ohne irgend etwas hinzu-
gefuͤgtes, erweken die Vorſtellung der Handlung, die
der Zwek des Mahlers war. Was zur Scene ge-
hoͤrt, iſt Nebenſache. Jm Drama ſind die Perſo-
nen, ohne welche die Handlung nicht vollſtaͤndig
koͤnnte verrichtet werden; ihre Charaktere, Anſchlaͤge
und Unternehmungen, wodurch der Ausgang der
Sache ſeine Beſtimmung bekommt, die Hauptſa-
chen. Der Ort, wo die Handlung geſchieht, die
Perſonen, die in der Natur der Handlung, in den
Verwiklungen, Aufloͤſungen und im Ausgang der-
ſelben nichts aͤndern, ſind Nebenſachen.
Es
(*) S.
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