Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite
VIII.

Seit dem Ball auf der Präfektur hatten sich Alice von Werner und Stella nicht unter vier Augen gesehen: Alice schmollte.

Jeden Dienstag, an welchem sie auf den Besuch der Damen Ellissen rechnete, richtete sie es so ein, von einer Gruppe junger, an ihre Rockfalte gehefteter Leute umringt zu sein, getrennt von ihrer übermütigen Freundin. Aber die Damen Ellissen ließen auf sich warten, und während dieser paar Wochen wurde Alicens Brautstand besiegelt. Der schöne Fernand hatte seinen offiziellen Antrag gestellt und wurde angenommen, und der Groll Alicens zum triumphierenden Gefühl gewandelt, nahm sein Ende. Es blieb ihr nur noch der Wunsch Stella wiederzusehen, um ihr mit schadenfroher Freude den Sieg zu verkünden. Sie hoffte innig, daß dieser Dienstag nicht wie die anderen vorübergehen würde, denn Frau von Ellissen konnte nicht wohl, ohne unartig zu sein, ihren Besuch länger hinausschieben. Die andern Familien hatten schon alle ihren Kratzfuß gemacht. Für heute, als letzten Termin, wurde nur noch der Adel erwartet.

VIII.

Seit dem Ball auf der Präfektur hatten sich Alice von Werner und Stella nicht unter vier Augen gesehen: Alice schmollte.

Jeden Dienstag, an welchem sie auf den Besuch der Damen Ellissen rechnete, richtete sie es so ein, von einer Gruppe junger, an ihre Rockfalte gehefteter Leute umringt zu sein, getrennt von ihrer übermütigen Freundin. Aber die Damen Ellissen ließen auf sich warten, und während dieser paar Wochen wurde Alicens Brautstand besiegelt. Der schöne Fernand hatte seinen offiziellen Antrag gestellt und wurde angenommen, und der Groll Alicens zum triumphierenden Gefühl gewandelt, nahm sein Ende. Es blieb ihr nur noch der Wunsch Stella wiederzusehen, um ihr mit schadenfroher Freude den Sieg zu verkünden. Sie hoffte innig, daß dieser Dienstag nicht wie die anderen vorübergehen würde, denn Frau von Ellissen konnte nicht wohl, ohne unartig zu sein, ihren Besuch länger hinausschieben. Die andern Familien hatten schon alle ihren Kratzfuß gemacht. Für heute, als letzten Termin, wurde nur noch der Adel erwartet.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0162" n="161"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>VIII.</head>
        <p>Seit dem Ball auf der Präfektur hatten sich Alice von Werner und Stella nicht unter vier Augen gesehen: Alice schmollte.</p>
        <p>Jeden Dienstag, an welchem sie auf den Besuch der Damen Ellissen rechnete, richtete sie es so ein, von einer Gruppe junger, an ihre Rockfalte gehefteter Leute umringt zu sein, getrennt von ihrer übermütigen Freundin. Aber die Damen Ellissen ließen auf sich warten, und während dieser paar Wochen wurde Alicens Brautstand besiegelt. Der schöne Fernand hatte seinen offiziellen Antrag gestellt und wurde angenommen, und der Groll Alicens zum triumphierenden Gefühl gewandelt, nahm sein Ende. Es blieb ihr nur noch der Wunsch Stella wiederzusehen, um ihr mit schadenfroher Freude den Sieg zu verkünden. Sie hoffte innig, daß dieser Dienstag nicht wie die anderen vorübergehen würde, denn Frau von Ellissen konnte nicht wohl, ohne unartig zu sein, ihren Besuch länger hinausschieben. Die andern Familien hatten schon alle ihren Kratzfuß gemacht. Für heute, als letzten Termin, wurde nur noch der Adel erwartet.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0162] VIII. Seit dem Ball auf der Präfektur hatten sich Alice von Werner und Stella nicht unter vier Augen gesehen: Alice schmollte. Jeden Dienstag, an welchem sie auf den Besuch der Damen Ellissen rechnete, richtete sie es so ein, von einer Gruppe junger, an ihre Rockfalte gehefteter Leute umringt zu sein, getrennt von ihrer übermütigen Freundin. Aber die Damen Ellissen ließen auf sich warten, und während dieser paar Wochen wurde Alicens Brautstand besiegelt. Der schöne Fernand hatte seinen offiziellen Antrag gestellt und wurde angenommen, und der Groll Alicens zum triumphierenden Gefühl gewandelt, nahm sein Ende. Es blieb ihr nur noch der Wunsch Stella wiederzusehen, um ihr mit schadenfroher Freude den Sieg zu verkünden. Sie hoffte innig, daß dieser Dienstag nicht wie die anderen vorübergehen würde, denn Frau von Ellissen konnte nicht wohl, ohne unartig zu sein, ihren Besuch länger hinausschieben. Die andern Familien hatten schon alle ihren Kratzfuß gemacht. Für heute, als letzten Termin, wurde nur noch der Adel erwartet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/162
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/162>, abgerufen am 03.12.2024.