Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905"Aber ich," rief die junge Frau leidenschaftlich aus, "will an die ewige Macht der Liebe glauben." Und die Unglückselige eilte davon und preßte beide Hände auf ihr armes Herz, worin in schweren Schlägen ein Trauergeläute ertönte. VI. Am nächsten Morgen hielt Frau von Ellissen in ihren zitternden Händen einen Brief von Fred: "Verzeihen Sie, Mira, daß ich Sie gestern nicht benachrichtigt habe. Ich reise ab. Ich bin körperlich und geistig krank. Ein Luft- und Szenenwechsel wird mir gewiß heilsam sein. Geben Sie mir Nachricht von sich poste restante nach Rom, ich werde mir die Briefe nachschicken lassen. Zürnen Sie mir nicht und glauben Sie an meine zärtliche Liebe. Fred." Er hatte mit einem riesigen Strich, als Geständnis gleichsam der Ursache seiner Flucht, das verhaßte Eigenschaftswort unterstrichen, das eine unüberbrückbare „Aber ich,“ rief die junge Frau leidenschaftlich aus, „will an die ewige Macht der Liebe glauben.“ Und die Unglückselige eilte davon und preßte beide Hände auf ihr armes Herz, worin in schweren Schlägen ein Trauergeläute ertönte. VI. Am nächsten Morgen hielt Frau von Ellissen in ihren zitternden Händen einen Brief von Fred: „Verzeihen Sie, Mira, daß ich Sie gestern nicht benachrichtigt habe. Ich reise ab. Ich bin körperlich und geistig krank. Ein Luft- und Szenenwechsel wird mir gewiß heilsam sein. Geben Sie mir Nachricht von sich poste restante nach Rom, ich werde mir die Briefe nachschicken lassen. Zürnen Sie mir nicht und glauben Sie an meine zärtliche Liebe. Fred.“ Er hatte mit einem riesigen Strich, als Geständnis gleichsam der Ursache seiner Flucht, das verhaßte Eigenschaftswort unterstrichen, das eine unüberbrückbare <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0130" n="129"/> <p>„Aber ich,“ rief die junge Frau leidenschaftlich aus, „will an die ewige Macht der Liebe glauben.“</p> <p>Und die Unglückselige eilte davon und preßte beide Hände auf ihr armes Herz, worin in schweren Schlägen ein Trauergeläute ertönte.</p> </div> <div n="1"> <head>VI.</head> <p>Am nächsten Morgen hielt Frau von Ellissen in ihren zitternden Händen einen Brief von Fred:</p> <p>„Verzeihen Sie, Mira, daß ich Sie gestern nicht benachrichtigt habe. Ich reise ab. Ich bin körperlich und geistig krank. Ein Luft- und Szenenwechsel wird mir gewiß heilsam sein. Geben Sie mir Nachricht von sich poste restante nach Rom, ich werde mir die Briefe nachschicken lassen. Zürnen Sie mir nicht und glauben Sie an meine <hi rendition="#g">zärtliche</hi> Liebe.</p> <p rendition="#right">Fred.“</p> <p>Er hatte mit einem riesigen Strich, als Geständnis gleichsam der Ursache seiner Flucht, das verhaßte Eigenschaftswort unterstrichen, das eine unüberbrückbare </p> </div> </body> </text> </TEI> [129/0130]
„Aber ich,“ rief die junge Frau leidenschaftlich aus, „will an die ewige Macht der Liebe glauben.“
Und die Unglückselige eilte davon und preßte beide Hände auf ihr armes Herz, worin in schweren Schlägen ein Trauergeläute ertönte.
VI. Am nächsten Morgen hielt Frau von Ellissen in ihren zitternden Händen einen Brief von Fred:
„Verzeihen Sie, Mira, daß ich Sie gestern nicht benachrichtigt habe. Ich reise ab. Ich bin körperlich und geistig krank. Ein Luft- und Szenenwechsel wird mir gewiß heilsam sein. Geben Sie mir Nachricht von sich poste restante nach Rom, ich werde mir die Briefe nachschicken lassen. Zürnen Sie mir nicht und glauben Sie an meine zärtliche Liebe.
Fred.“
Er hatte mit einem riesigen Strich, als Geständnis gleichsam der Ursache seiner Flucht, das verhaßte Eigenschaftswort unterstrichen, das eine unüberbrückbare
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Zitationshilfe: | Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/130>, abgerufen am 22.02.2025. |