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Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.

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Du legst die Hand an meine Stirne,
Und schaust mir prüfend in's Gesicht;
Aus deinen milden Frauenaugen
Bricht gar zu melancholisch Licht.
Erlosch auch hier ein Duft, ein Schimmer,
Ein Räthsel, das dich einst bewegt,
Daß du in meine Hand gefangen
Die freie Mädchenhand gelegt?
O schaudre nicht! Ob auch unmerklich
Der schönste Sonnenschein verrann --
Es ist der Sommer nur, der scheidet;
Was geht denn uns der Sommer an!

Du legſt die Hand an meine Stirne,
Und ſchauſt mir prüfend in's Geſicht;
Aus deinen milden Frauenaugen
Bricht gar zu melancholiſch Licht.
Erloſch auch hier ein Duft, ein Schimmer,
Ein Räthſel, das dich einſt bewegt,
Daß du in meine Hand gefangen
Die freie Mädchenhand gelegt?
O ſchaudre nicht! Ob auch unmerklich
Der ſchönſte Sonnenſchein verrann —
Es iſt der Sommer nur, der ſcheidet;
Was geht denn uns der Sommer an!

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[48/0058] Du legſt die Hand an meine Stirne, Und ſchauſt mir prüfend in's Geſicht; Aus deinen milden Frauenaugen Bricht gar zu melancholiſch Licht. Erloſch auch hier ein Duft, ein Schimmer, Ein Räthſel, das dich einſt bewegt, Daß du in meine Hand gefangen Die freie Mädchenhand gelegt? O ſchaudre nicht! Ob auch unmerklich Der ſchönſte Sonnenſchein verrann — Es iſt der Sommer nur, der ſcheidet; Was geht denn uns der Sommer an!

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/58>, abgerufen am 26.04.2024.