Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite
Junge Liebe.
Aus eigenem Herzen geboren,
Nie besessen, dennoch verloren.
Ihr Aug' ist blau, nachtbraun ihr lockicht Haar,
Ein Schelmenmund, wie jemals einer war,
Ein launisch Kind; doch all' ihr Widerstreben
Bezwingt ihr Herz, das mir so ganz ergeben.
Schon lange sitzt sie vor mir, träumerisch
Mit ihren Beinchen baumelnd, auf dem Tisch;
Nun springt sie auf; an meines Stuhles Lehne
Hängt sie sich, schmollend ob der stummen Scene.
"Ich liebe dich!" -- "Du bist sehr interessant."
"Ich liebe dich!" -- "Ach das ist längst bekannt!
Ich lieb' Geschichten, neu und nicht erfunden --
Erzählst du nicht, ich bin im Nu verschwunden." --
Junge Liebe.
Aus eigenem Herzen geboren,
Nie beſeſſen, dennoch verloren.
Ihr Aug' iſt blau, nachtbraun ihr lockicht Haar,
Ein Schelmenmund, wie jemals einer war,
Ein launiſch Kind; doch all' ihr Widerſtreben
Bezwingt ihr Herz, das mir ſo ganz ergeben.
Schon lange ſitzt ſie vor mir, träumeriſch
Mit ihren Beinchen baumelnd, auf dem Tiſch;
Nun ſpringt ſie auf; an meines Stuhles Lehne
Hängt ſie ſich, ſchmollend ob der ſtummen Scene.
„Ich liebe dich!“ — „Du biſt ſehr intereſſant.“
„Ich liebe dich!“ — „Ach das iſt längſt bekannt!
Ich lieb' Geſchichten, neu und nicht erfunden —
Erzählſt du nicht, ich bin im Nu verſchwunden.“ —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0149" n="139"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Junge Liebe.</hi><lb/>
            </head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Aus eigenem Herzen geboren,</l><lb/>
                <l>Nie be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en, dennoch verloren.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l><hi rendition="#in">I</hi>hr Aug' i&#x017F;t blau, nachtbraun ihr lockicht Haar,</l><lb/>
                <l>Ein Schelmenmund, wie jemals einer war,</l><lb/>
                <l>Ein launi&#x017F;ch Kind; doch all' ihr Wider&#x017F;treben</l><lb/>
                <l>Bezwingt ihr Herz, das mir &#x017F;o ganz ergeben.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Schon lange &#x017F;itzt &#x017F;ie vor mir, träumeri&#x017F;ch</l><lb/>
                <l>Mit ihren Beinchen baumelnd, auf dem Ti&#x017F;ch;</l><lb/>
                <l>Nun &#x017F;pringt &#x017F;ie auf; an meines Stuhles Lehne</l><lb/>
                <l>Hängt &#x017F;ie &#x017F;ich, &#x017F;chmollend ob der &#x017F;tummen Scene.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>&#x201E;Ich liebe dich!&#x201C; &#x2014; &#x201E;Du bi&#x017F;t &#x017F;ehr intere&#x017F;&#x017F;ant.&#x201C;</l><lb/>
                <l>&#x201E;Ich liebe dich!&#x201C; &#x2014; &#x201E;Ach das i&#x017F;t läng&#x017F;t bekannt!</l><lb/>
                <l>Ich lieb' Ge&#x017F;chichten, neu und nicht erfunden &#x2014;</l><lb/>
                <l>Erzähl&#x017F;t du nicht, ich bin im Nu ver&#x017F;chwunden.&#x201C; &#x2014;</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0149] Junge Liebe. Aus eigenem Herzen geboren, Nie beſeſſen, dennoch verloren. Ihr Aug' iſt blau, nachtbraun ihr lockicht Haar, Ein Schelmenmund, wie jemals einer war, Ein launiſch Kind; doch all' ihr Widerſtreben Bezwingt ihr Herz, das mir ſo ganz ergeben. Schon lange ſitzt ſie vor mir, träumeriſch Mit ihren Beinchen baumelnd, auf dem Tiſch; Nun ſpringt ſie auf; an meines Stuhles Lehne Hängt ſie ſich, ſchmollend ob der ſtummen Scene. „Ich liebe dich!“ — „Du biſt ſehr intereſſant.“ „Ich liebe dich!“ — „Ach das iſt längſt bekannt! Ich lieb' Geſchichten, neu und nicht erfunden — Erzählſt du nicht, ich bin im Nu verſchwunden.“ —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/149
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/149>, abgerufen am 30.12.2024.