Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.Der Abend. An Johann Martin Miller. Wenn der Abend den See röthet, sich han- gende Buchen spiegeln im See, und das bewegte Schilf, Und der einsame Nachen Und das trinkende Wollenvieh; Ruhe senket herab dann sich auf thauenden Lüften, kühlet den Wald, tränket die Blu- menau, Stimmt den singenden Landmann, Und der flötenden Nachtigall Liebe weinendes Lied; Wonne der thränenden Wehmut Schwester, und du, süsse Vergessen- heit Jedes rauschenden Taumels Ueberfliessen die Seele mir! Der Abend. An Johann Martin Miller. Wenn der Abend den See roͤthet, ſich han- gende Buchen ſpiegeln im See, und das bewegte Schilf, Und der einſame Nachen Und das trinkende Wollenvieh; Ruhe ſenket herab dann ſich auf thauenden Luͤften, kuͤhlet den Wald, traͤnket die Blu- menau, Stimmt den ſingenden Landmann, Und der floͤtenden Nachtigall Liebe weinendes Lied; Wonne der thraͤnenden Wehmut Schweſter, und du, ſuͤſſe Vergeſſen- heit Jedes rauſchenden Taumels Ueberflieſſen die Seele mir! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0055" n="45"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Der Abend.</hi><lb/> An Johann Martin Miller.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="11"> <l><hi rendition="#in">W</hi>enn der Abend den See roͤthet, ſich han-<lb/><hi rendition="#et">gende</hi></l><lb/> <l>Buchen ſpiegeln im See, und das bewegte<lb/><hi rendition="#et">Schilf,</hi></l><lb/> <l>Und der einſame Nachen</l><lb/> <l>Und das trinkende Wollenvieh;</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Ruhe ſenket herab dann ſich auf thauenden</l><lb/> <l>Luͤften, kuͤhlet den Wald, traͤnket die Blu-<lb/><hi rendition="#et">menau,</hi></l><lb/> <l>Stimmt den ſingenden Landmann,</l><lb/> <l>Und der floͤtenden Nachtigall</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Liebe weinendes Lied; Wonne der thraͤnenden</l><lb/> <l>Wehmut Schweſter, und du, ſuͤſſe Vergeſſen-<lb/><hi rendition="#et">heit</hi></l><lb/> <l>Jedes rauſchenden Taumels</l><lb/> <l>Ueberflieſſen die Seele mir!</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0055]
Der Abend.
An Johann Martin Miller.
Wenn der Abend den See roͤthet, ſich han-
gende
Buchen ſpiegeln im See, und das bewegte
Schilf,
Und der einſame Nachen
Und das trinkende Wollenvieh;
Ruhe ſenket herab dann ſich auf thauenden
Luͤften, kuͤhlet den Wald, traͤnket die Blu-
menau,
Stimmt den ſingenden Landmann,
Und der floͤtenden Nachtigall
Liebe weinendes Lied; Wonne der thraͤnenden
Wehmut Schweſter, und du, ſuͤſſe Vergeſſen-
heit
Jedes rauſchenden Taumels
Ueberflieſſen die Seele mir!
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