Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.Die Büssende. Ballade. Hört, ihr lieben deutschen Frauen, Die ihr in der Blüthe seid, Eine Mähr' aus alter Zeit, Die ich selbst nicht ohne Grauen Euren Ohren kan vertrauen; Denn mit Schrecken sollt ihr schauen, Wie ein Ritter sonder Glimpf Rächte seines Bettes Schimpf. Jn den alten Biederzeiten, Da noch Keuschheit Sitte war, Und ein Weib nicht um ein Haar Durft' aus ihrem Wege gleiten, Kam ein Rittersmann von weiten, Der zum Kaiser solte reiten, Von Navarra's Fürst gesandt Jn das heil'ge deutsche Land. Die Buͤſſende. Ballade. Hoͤrt, ihr lieben deutſchen Frauen, Die ihr in der Bluͤthe ſeid, Eine Maͤhr’ aus alter Zeit, Die ich ſelbſt nicht ohne Grauen Euren Ohren kan vertrauen; Denn mit Schrecken ſollt ihr ſchauen, Wie ein Ritter ſonder Glimpf Raͤchte ſeines Bettes Schimpf. Jn den alten Biederzeiten, Da noch Keuſchheit Sitte war, Und ein Weib nicht um ein Haar Durft’ aus ihrem Wege gleiten, Kam ein Rittersmann von weiten, Der zum Kaiſer ſolte reiten, Von Navarra’s Fuͤrſt geſandt Jn das heil’ge deutſche Land. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0204" n="192"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Buͤſſende.</hi><lb/> Ballade.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="7"> <l><hi rendition="#in">H</hi>oͤrt, ihr lieben deutſchen Frauen,</l><lb/> <l>Die ihr in der Bluͤthe ſeid,</l><lb/> <l>Eine Maͤhr’ aus alter Zeit,</l><lb/> <l>Die ich ſelbſt nicht ohne Grauen</l><lb/> <l>Euren Ohren kan vertrauen;</l><lb/> <l>Denn mit Schrecken ſollt ihr ſchauen,</l><lb/> <l>Wie ein Ritter ſonder Glimpf</l><lb/> <l>Raͤchte ſeines Bettes Schimpf.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Jn den alten Biederzeiten,</l><lb/> <l>Da noch Keuſchheit Sitte war,</l><lb/> <l>Und ein Weib nicht um ein Haar</l><lb/> <l>Durft’ aus ihrem Wege gleiten,</l><lb/> <l>Kam ein Rittersmann von weiten,</l><lb/> <l>Der zum Kaiſer ſolte reiten,</l><lb/> <l>Von Navarra’s Fuͤrſt geſandt</l><lb/> <l>Jn das heil’ge deutſche Land.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0204]
Die Buͤſſende.
Ballade.
Hoͤrt, ihr lieben deutſchen Frauen,
Die ihr in der Bluͤthe ſeid,
Eine Maͤhr’ aus alter Zeit,
Die ich ſelbſt nicht ohne Grauen
Euren Ohren kan vertrauen;
Denn mit Schrecken ſollt ihr ſchauen,
Wie ein Ritter ſonder Glimpf
Raͤchte ſeines Bettes Schimpf.
Jn den alten Biederzeiten,
Da noch Keuſchheit Sitte war,
Und ein Weib nicht um ein Haar
Durft’ aus ihrem Wege gleiten,
Kam ein Rittersmann von weiten,
Der zum Kaiſer ſolte reiten,
Von Navarra’s Fuͤrſt geſandt
Jn das heil’ge deutſche Land.
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