Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.Bey Homers Bild. Du guter, alter, blinder Mann, Wie ist mein Herz dir zugethan! Nim dieses Herzens heissen Dank Für deinen göttlichen Gesang! O hätt' ich deiner Lieder Macht, Jch rief dir durch der Gräber Nacht! Du kämst in Morgenroth gehüllt, So hehr und freundlich, wie dein Bild, Und reichtest mir die Stralenhand, Jch aber küßte dein Gewand, Doch bald ermannte mich dein Gruß Zu Handschlag und zu Lippenkuß. Bey Homers Bild. Du guter, alter, blinder Mann, Wie iſt mein Herz dir zugethan! Nim dieſes Herzens heiſſen Dank Fuͤr deinen goͤttlichen Geſang! O haͤtt’ ich deiner Lieder Macht, Jch rief dir durch der Graͤber Nacht! Du kaͤmſt in Morgenroth gehuͤllt, So hehr und freundlich, wie dein Bild, Und reichteſt mir die Stralenhand, Jch aber kuͤßte dein Gewand, Doch bald ermannte mich dein Gruß Zu Handſchlag und zu Lippenkuß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0192" n="180"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Bey Homers Bild.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="24"> <l><hi rendition="#in">D</hi>u guter, alter, blinder Mann,</l><lb/> <l>Wie iſt mein Herz dir zugethan!</l><lb/> <l>Nim dieſes Herzens heiſſen Dank</l><lb/> <l>Fuͤr deinen goͤttlichen Geſang!</l> </lg><lb/> <lg n="25"> <l>O haͤtt’ ich deiner Lieder Macht,</l><lb/> <l>Jch rief dir durch der Graͤber Nacht!</l><lb/> <l>Du kaͤmſt in Morgenroth gehuͤllt,</l><lb/> <l>So hehr und freundlich, wie dein Bild,</l> </lg><lb/> <lg n="26"> <l>Und reichteſt mir die Stralenhand,</l><lb/> <l>Jch aber kuͤßte dein Gewand,</l><lb/> <l>Doch bald ermannte mich dein Gruß</l><lb/> <l>Zu Handſchlag und zu Lippenkuß.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [180/0192]
Bey Homers Bild.
Du guter, alter, blinder Mann,
Wie iſt mein Herz dir zugethan!
Nim dieſes Herzens heiſſen Dank
Fuͤr deinen goͤttlichen Geſang!
O haͤtt’ ich deiner Lieder Macht,
Jch rief dir durch der Graͤber Nacht!
Du kaͤmſt in Morgenroth gehuͤllt,
So hehr und freundlich, wie dein Bild,
Und reichteſt mir die Stralenhand,
Jch aber kuͤßte dein Gewand,
Doch bald ermannte mich dein Gruß
Zu Handſchlag und zu Lippenkuß.
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