Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844.Hatte er kein Unterkommen für ihn gefunden, so setzte er Ist der Beutel wohl gespickt, Sind die Schuhe wohl geflickt, So ist gut wandern. Ich wünsche viel Glück in's Feld, Also mit Gunst! Fremdengruß und Zusprache der Seilergesellen. Der Altgesell, der bei diesem Handwerk die Umschau ver- Fremder (steht auf und nähert sich ihm). Ich weiß nicht anders. Altgesell. Hui Seiler! Fremder. Hui Seiler! Altgesell. Bist Du des Handwerks, mit Verlaub daß ich frage? Fremder. Ich weiß nicht anders. Altgesell. So mit Verlaub und Gunst, meine Gesellschaft, wo hast Du Dein Handwerk gelernt? Fremder. In der hochberühmten Stadt Hamburg; wo hast Du das Deine erlernt? Altgesell. In der Stadt N. N. Sei mir in Gott will- kommen, von wegen des Handwerks. Fremder. Ich sage Dir Dank, meine Gesellschaft, von we- gen des Handwerks. Altgesell. Woher bei so staubigem Wetter? *) Fremder. Immer aus dem Land, das nicht mein ist, und komme wieder in eins, woran ich keinen Theil hab'! Altgesell. Ich möchte gern einen Seilergesellen sehen, der ein eigenes Land hätte! *) Man sagt den ehrlichen Seilergesellen nach, daß sie auch bei Regen und Schneegestöber so gefragt haben. 5*
Hatte er kein Unterkommen für ihn gefunden, ſo ſetzte er Iſt der Beutel wohl geſpickt, Sind die Schuhe wohl geflickt, So iſt gut wandern. Ich wünſche viel Glück in’s Feld, Alſo mit Gunſt! Fremdengruß und Zuſprache der Seilergeſellen. Der Altgeſell, der bei dieſem Handwerk die Umſchau ver- Fremder (ſteht auf und nähert ſich ihm). Ich weiß nicht anders. Altgeſell. Hui Seiler! Fremder. Hui Seiler! Altgeſell. Biſt Du des Handwerks, mit Verlaub daß ich frage? Fremder. Ich weiß nicht anders. Altgeſell. So mit Verlaub und Gunſt, meine Geſellſchaft, wo haſt Du Dein Handwerk gelernt? Fremder. In der hochberühmten Stadt Hamburg; wo haſt Du das Deine erlernt? Altgeſell. In der Stadt N. N. Sei mir in Gott will- kommen, von wegen des Handwerks. Fremder. Ich ſage Dir Dank, meine Geſellſchaft, von we- gen des Handwerks. Altgeſell. Woher bei ſo ſtaubigem Wetter? *) Fremder. Immer aus dem Land, das nicht mein iſt, und komme wieder in eins, woran ich keinen Theil hab’! Altgeſell. Ich möchte gern einen Seilergeſellen ſehen, der ein eigenes Land hätte! *) Man ſagt den ehrlichen Seilergeſellen nach, daß ſie auch bei Regen und Schneegeſtöber ſo gefragt haben. 5*
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Hatte er kein Unterkommen für ihn gefunden, ſo ſetzte er
nach dem Wort bedanken ſogleich hinzu:
Iſt der Beutel wohl geſpickt,
Sind die Schuhe wohl geflickt,
So iſt gut wandern.
Ich wünſche viel Glück in’s Feld,
Alſo mit Gunſt!
Fremdengruß und Zuſprache der Seilergeſellen.
Der Altgeſell, der bei dieſem Handwerk die Umſchau ver-
richtet, ſpricht:
So mit Gunſt! Ein fremder Seiler?
Fremder (ſteht auf und nähert ſich ihm). Ich weiß nicht
anders.
Altgeſell. Hui Seiler!
Fremder. Hui Seiler!
Altgeſell. Biſt Du des Handwerks, mit Verlaub daß ich
frage?
Fremder. Ich weiß nicht anders.
Altgeſell. So mit Verlaub und Gunſt, meine Geſellſchaft,
wo haſt Du Dein Handwerk gelernt?
Fremder. In der hochberühmten Stadt Hamburg; wo
haſt Du das Deine erlernt?
Altgeſell. In der Stadt N. N. Sei mir in Gott will-
kommen, von wegen des Handwerks.
Fremder. Ich ſage Dir Dank, meine Geſellſchaft, von we-
gen des Handwerks.
Altgeſell. Woher bei ſo ſtaubigem Wetter? *)
Fremder. Immer aus dem Land, das nicht mein iſt, und
komme wieder in eins, woran ich keinen Theil hab’!
Altgeſell. Ich möchte gern einen Seilergeſellen ſehen, der
ein eigenes Land hätte!
*) Man ſagt den ehrlichen Seilergeſellen nach, daß ſie auch bei Regen
und Schneegeſtöber ſo gefragt haben.
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