Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

Bild:
<< vorherige Seite
Ich hab' Mein Sach' auf Nichts gestellt.

Was soll nicht alles Meine Sache sein! Vor allem die
gute Sache, dann die Sache Gottes, die Sache der Menschheit,
der Wahrheit, der Freiheit, der Humanität, der Gerechtigkeit;
ferner die Sache Meines Volkes, Meines Fürsten, Meines
Vaterlandes; endlich gar die Sache des Geistes und tausend
andere Sachen. Nur Meine Sache soll niemals Meine Sache
sein. "Pfui über den Egoisten, der nur an sich denkt!"

Sehen Wir denn zu, wie diejenigen es mit ihrer Sache
machen, für deren Sache Wir arbeiten, Uns hingeben und
begeistern sollen.

Ihr wißt von Gott viel Gründliches zu verkünden und
habt Jahrtausende lang "die Tiefen der Gottheit erforscht" und
ihr ins Herz geschaut, so daß Ihr Uns wohl sagen könnt, wie
Gott die "Sache Gottes", der Wir zu dienen berufen sind,
selber betreibt. Und Ihr verhehlt es auch nicht, das Treiben
des Herrn. Was ist nun seine Sache? Hat er, wie es Uns
zugemuthet wird, eine fremde Sache, hat er die Sache der
Wahrheit, der Liebe zur seinigen gemacht? Euch empört dieß

Ich hab' Mein Sach' auf Nichts geſtellt.

Was ſoll nicht alles Meine Sache ſein! Vor allem die
gute Sache, dann die Sache Gottes, die Sache der Menſchheit,
der Wahrheit, der Freiheit, der Humanität, der Gerechtigkeit;
ferner die Sache Meines Volkes, Meines Fürſten, Meines
Vaterlandes; endlich gar die Sache des Geiſtes und tauſend
andere Sachen. Nur Meine Sache ſoll niemals Meine Sache
ſein. „Pfui über den Egoiſten, der nur an ſich denkt!“

Sehen Wir denn zu, wie diejenigen es mit ihrer Sache
machen, für deren Sache Wir arbeiten, Uns hingeben und
begeiſtern ſollen.

Ihr wißt von Gott viel Gründliches zu verkünden und
habt Jahrtauſende lang „die Tiefen der Gottheit erforſcht“ und
ihr ins Herz geſchaut, ſo daß Ihr Uns wohl ſagen könnt, wie
Gott die „Sache Gottes“, der Wir zu dienen berufen ſind,
ſelber betreibt. Und Ihr verhehlt es auch nicht, das Treiben
des Herrn. Was iſt nun ſeine Sache? Hat er, wie es Uns
zugemuthet wird, eine fremde Sache, hat er die Sache der
Wahrheit, der Liebe zur ſeinigen gemacht? Euch empört dieß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0013" n="[5]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b #fr">Ich hab' Mein Sach' auf Nichts ge&#x017F;tellt.</hi><lb/>
        </head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>as &#x017F;oll nicht alles Meine Sache &#x017F;ein! Vor allem die<lb/>
gute Sache, dann die Sache Gottes, die Sache der Men&#x017F;chheit,<lb/>
der Wahrheit, der Freiheit, der Humanität, der Gerechtigkeit;<lb/>
ferner die Sache Meines Volkes, Meines Für&#x017F;ten, Meines<lb/>
Vaterlandes; endlich gar die Sache des Gei&#x017F;tes und tau&#x017F;end<lb/>
andere Sachen. Nur <hi rendition="#g">Meine</hi> Sache &#x017F;oll niemals Meine Sache<lb/>
&#x017F;ein. &#x201E;Pfui über den Egoi&#x017F;ten, der nur an &#x017F;ich denkt!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Sehen Wir denn zu, wie diejenigen es mit <hi rendition="#g">ihrer</hi> Sache<lb/>
machen, für deren Sache Wir arbeiten, Uns hingeben und<lb/>
begei&#x017F;tern &#x017F;ollen.</p><lb/>
        <p>Ihr wißt von Gott viel Gründliches zu verkünden und<lb/>
habt Jahrtau&#x017F;ende lang &#x201E;die Tiefen der Gottheit erfor&#x017F;cht&#x201C; und<lb/>
ihr ins Herz ge&#x017F;chaut, &#x017F;o daß Ihr Uns wohl &#x017F;agen könnt, wie<lb/>
Gott die &#x201E;Sache Gottes&#x201C;, der Wir zu dienen berufen &#x017F;ind,<lb/>
&#x017F;elber betreibt. Und Ihr verhehlt es auch nicht, das Treiben<lb/>
des Herrn. Was i&#x017F;t nun &#x017F;eine Sache? Hat er, wie es <hi rendition="#g">Uns</hi><lb/>
zugemuthet wird, eine fremde Sache, hat er die Sache der<lb/>
Wahrheit, der Liebe zur &#x017F;einigen gemacht? Euch empört dieß<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[5]/0013] Ich hab' Mein Sach' auf Nichts geſtellt. Was ſoll nicht alles Meine Sache ſein! Vor allem die gute Sache, dann die Sache Gottes, die Sache der Menſchheit, der Wahrheit, der Freiheit, der Humanität, der Gerechtigkeit; ferner die Sache Meines Volkes, Meines Fürſten, Meines Vaterlandes; endlich gar die Sache des Geiſtes und tauſend andere Sachen. Nur Meine Sache ſoll niemals Meine Sache ſein. „Pfui über den Egoiſten, der nur an ſich denkt!“ Sehen Wir denn zu, wie diejenigen es mit ihrer Sache machen, für deren Sache Wir arbeiten, Uns hingeben und begeiſtern ſollen. Ihr wißt von Gott viel Gründliches zu verkünden und habt Jahrtauſende lang „die Tiefen der Gottheit erforſcht“ und ihr ins Herz geſchaut, ſo daß Ihr Uns wohl ſagen könnt, wie Gott die „Sache Gottes“, der Wir zu dienen berufen ſind, ſelber betreibt. Und Ihr verhehlt es auch nicht, das Treiben des Herrn. Was iſt nun ſeine Sache? Hat er, wie es Uns zugemuthet wird, eine fremde Sache, hat er die Sache der Wahrheit, der Liebe zur ſeinigen gemacht? Euch empört dieß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/13
Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/13>, abgerufen am 21.11.2024.