XIV. KAPITEL. Zur Frage über die Urheimat der Karaiben.
I. Geschichtliches von den Bakairi.
Westbakairi nenne ich im Gegensatz zu den erst durch unsere Expedition von 1884 und 1887 gefundenen Ostbakairi des Schingu die den Brasiliern längst bekannten Bakairi westlich des Paranatinga. Heute gibt es von ihnen ein Dorf, dem unser Antonio angehörte, am linken Ufer des Paranatinga, und ein zweites an dem kleinen Nebenbach des Arinos, dem Rio Novo, wo Reginaldo als Häuptling schaltete, und wo wir 1884 die erste Bekanntschaft des Stammes machten. Einzelne Individuen, die man jedoch an den Fingern aufzählen kann, finden sich als Arbeiter auf der einen oder anderen Fazenda im westlichen Quell- gebiet des Paranatinga; auch sollen ein paar am Rio Preto in der Nähe von Diamantino leben, die den Rest einer früheren Ansiedelung darstellen. Jedenfalls sind die Westbakairi, da Arinos und Paranatinga in den Tapajoz fliessen, sämtlich Bewohner des östlichen Quellgebietes des Tapajoz und finden sich nur im Ge- biet der Hochebene oberhalb der Stromschnellen und Wasserfälle, die der Thal- fahrt nach dem Amazonas hinunter schwere Hindernisse in den Weg legen.
Die Westbakairi sind seit den ersten Streifzügen der "Paulisten", der von der Provinz S. Paulo auf ihren Sklavenjagden am Beginn des vorigen Jahrhunderts kühn vordringenden Entdecker des Matogrosso bekannt. Schon Antonio Pires de Campos, von dem wir aus dem Jahre 1723 einen Bericht*) "nach der Er- fahrung so vieler Jahre" besitzen, hat von ihnen gehört; nachdem er (Seite 448) die -- heute längst verschollenen -- Stämme des obern Cuyaba und des in ihn einmündenden Rio Manso kurz gekennzeichnet hat, fährt er fort: "alle diese haben gleiche Lebensweise, gleiche Art der Waffen und alles Uebrige gleich, sie sind Wanderstämme und gelangen mit ihren Streifzügen dahin, Uebles zuzufügen dem Heidenvolk des Namens Bacayris, die an den Zuflüssen des Maranhao (sic!) wohnen; und von dort weiter folgen sich verschiedene Stationen von Heiden
*) Revista Trimensal do Instituto Historico XXV, p. 448. Rio de Janeiro 1862.
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XIV. KAPITEL. Zur Frage über die Urheimat der Karaiben.
I. Geschichtliches von den Bakaïrí.
Westbakaïrí nenne ich im Gegensatz zu den erst durch unsere Expedition von 1884 und 1887 gefundenen Ostbakaïrí des Schingú die den Brasiliern längst bekannten Bakaïrí westlich des Paranatinga. Heute gibt es von ihnen ein Dorf, dem unser Antonio angehörte, am linken Ufer des Paranatinga, und ein zweites an dem kleinen Nebenbach des Arinos, dem Rio Novo, wo Reginaldo als Häuptling schaltete, und wo wir 1884 die erste Bekanntschaft des Stammes machten. Einzelne Individuen, die man jedoch an den Fingern aufzählen kann, finden sich als Arbeiter auf der einen oder anderen Fazenda im westlichen Quell- gebiet des Paranatinga; auch sollen ein paar am Rio Preto in der Nähe von Diamantino leben, die den Rest einer früheren Ansiedelung darstellen. Jedenfalls sind die Westbakaïrí, da Arinos und Paranatinga in den Tapajoz fliessen, sämtlich Bewohner des östlichen Quellgebietes des Tapajoz und finden sich nur im Ge- biet der Hochebene oberhalb der Stromschnellen und Wasserfälle, die der Thal- fahrt nach dem Amazonas hinunter schwere Hindernisse in den Weg legen.
Die Westbakaïrí sind seit den ersten Streifzügen der »Paulisten«, der von der Provinz S. Paulo auf ihren Sklavenjagden am Beginn des vorigen Jahrhunderts kühn vordringenden Entdecker des Matogrosso bekannt. Schon Antonio Pires de Campos, von dem wir aus dem Jahre 1723 einen Bericht*) »nach der Er- fahrung so vieler Jahre« besitzen, hat von ihnen gehört; nachdem er (Seite 448) die — heute längst verschollenen — Stämme des obern Cuyabá und des in ihn einmündenden Rio Manso kurz gekennzeichnet hat, fährt er fort: »alle diese haben gleiche Lebensweise, gleiche Art der Waffen und alles Uebrige gleich, sie sind Wanderstämme und gelangen mit ihren Streifzügen dahin, Uebles zuzufügen dem Heidenvolk des Namens Bacayris, die an den Zuflüssen des Maranhão (sic!) wohnen; und von dort weiter folgen sich verschiedene Stationen von Heiden
*) Revista Trimensal do Instituto Historico XXV, p. 448. Rio de Janeiro 1862.
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XIV. KAPITEL.
Zur Frage über die Urheimat der Karaiben.
I. Geschichtliches von den Bakaïrí.
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von 1884 und 1887 gefundenen Ostbakaïrí des Schingú die den Brasiliern längst
bekannten Bakaïrí westlich des Paranatinga. Heute gibt es von ihnen ein Dorf,
dem unser Antonio angehörte, am linken Ufer des Paranatinga, und ein zweites
an dem kleinen Nebenbach des Arinos, dem Rio Novo, wo Reginaldo als
Häuptling schaltete, und wo wir 1884 die erste Bekanntschaft des Stammes
machten. Einzelne Individuen, die man jedoch an den Fingern aufzählen kann,
finden sich als Arbeiter auf der einen oder anderen Fazenda im westlichen Quell-
gebiet des Paranatinga; auch sollen ein paar am Rio Preto in der Nähe von
Diamantino leben, die den Rest einer früheren Ansiedelung darstellen. Jedenfalls
sind die Westbakaïrí, da Arinos und Paranatinga in den Tapajoz fliessen, sämtlich
Bewohner des östlichen Quellgebietes des Tapajoz und finden sich nur im Ge-
biet der Hochebene oberhalb der Stromschnellen und Wasserfälle, die der Thal-
fahrt nach dem Amazonas hinunter schwere Hindernisse in den Weg legen.
Die Westbakaïrí sind seit den ersten Streifzügen der »Paulisten«, der von
der Provinz S. Paulo auf ihren Sklavenjagden am Beginn des vorigen Jahrhunderts
kühn vordringenden Entdecker des Matogrosso bekannt. Schon Antonio Pires
de Campos, von dem wir aus dem Jahre 1723 einen Bericht *) »nach der Er-
fahrung so vieler Jahre« besitzen, hat von ihnen gehört; nachdem er (Seite 448)
die — heute längst verschollenen — Stämme des obern Cuyabá und des in ihn
einmündenden Rio Manso kurz gekennzeichnet hat, fährt er fort: »alle diese
haben gleiche Lebensweise, gleiche Art der Waffen und alles Uebrige gleich, sie
sind Wanderstämme und gelangen mit ihren Streifzügen dahin, Uebles zuzufügen
dem Heidenvolk des Namens Bacayris, die an den Zuflüssen des Maranhão
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*) Revista Trimensal do Instituto Historico XXV, p. 448. Rio de Janeiro 1862.
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. [387]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/451>, abgerufen am 21.11.2024.
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