werden, des Webens und Malens, während die Mehinaku in Keramik und Schnitzerei mehr leisten. Darum geht meine unmassgebliche Meinung dahin, dass die Wahrscheinlichkeit zu Gunsten der Auetö spricht, und dass sie die Er- finder der Gewebmaske und damit auch des Mereschu-Musters sind.
III. Sonstiger Festapparat.
Die Kamayura zählten uns Abends auf dem Dorfplatz sieben verschiedene Tänze auf und stellten Einzelheiten daraus pantomimisch dar. 1. yauari. Der
[Abbildung]
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Abb. 119.
Tanzkeule. Kamayura. ( nat. Gr.)
Wurfbrett-Tanz. Mit grossem plastischen Talent wurde darge- stellt, wie ein Krieger verwundet wird und tot zusammenbricht. Dem sterbenden Aegineten fehlte nur der Schild. 2. mavuravua Maskentanz. 3. ivuraau mit Federschmuck und Buritirock, den Pfeil über der Schulter. 4. amurikuma mit kleinen Tanzkeulen. Vgl. die Abbildung 119. ihoho ihoehehe ihoho ehehe nuyakako horomotang motak. 5. tavuravaua. Grüne Zweige auf den Armen, Netzmütze, Ohr- federn, Federdiademe, Buritirock. Dem Fischtanz der Nahuqua entsprechend. 6. namiakoit, wenn den etwa fünfjährigen Knaben die Ohrlöcher gestochen werden. 7. kunya maraka, wenn den Mädchen das Uluri angelegt wird.
Auch hörten wir noch mehr von begleitenden Gesängen, die alle stereotyp zu sein scheinen. Ich notierte Manches davon, vermag sie aber nicht zu übersetzen. Die am häufigsten wiederkehrenden Refrains waren kaka hiye, kaka hiyevene. Jedenfalls spielt der Yauari- Tanz die grösste Rolle und hat auch mancherlei Touren; yauari hörte man bei den Kamayura ebenso oft wie makanari bei den Bakairi, nur dass maraka soviel als "Tanz" oder "Gesang" war, ihr Haupttanz also yauari-maraka hiess. Einer gab auch eine merkwürdige Vor- stellung, indem er gebückt und zwei Pfeile über den Boden reibend tanzte, eine Frau hinter ihm: kuruku he.
Die Frauen, kunya, die ja als die beste Beute gelten, wurden vielfach in den Gesängen erwähnt. In der Tanzpantomime wurde oft verdeutlicht, nament- lich beim Amurikuma-Tanz, dass die Frauen Fische überreichten. Die Tänze be- ginnen am frühen Morgen und dauern bis Sonnenuntergang.
Tanzkeulen, ähnlich wie die abgebildete der Kamayura, zum Teil hübsch umflochten, fanden wir auch bei den Trumai. Bei den Auetö erhielten wir einen Tanzschmuck, dessen Form an den Rossschweif eines Tambourmajors erinnerte: von einem Reifenstück hingen je an der Seite und in der Mitte Schwänze von Buritifasern fast 1/2 m lang herab.
Zum Tanz mit den Hüvatmasken bei den Kamayura gehörten zwei Stäbe haeute, 80 cm lang, an deren Spitze das Gebiss eines Hundsfisches in einem drei-
werden, des Webens und Malens, während die Mehinakú in Keramik und Schnitzerei mehr leisten. Darum geht meine unmassgebliche Meinung dahin, dass die Wahrscheinlichkeit zu Gunsten der Auetö́ spricht, und dass sie die Er- finder der Gewebmaske und damit auch des Mereschu-Musters sind.
III. Sonstiger Festapparat.
Die Kamayurá zählten uns Abends auf dem Dorfplatz sieben verschiedene Tänze auf und stellten Einzelheiten daraus pantomimisch dar. 1. yauarí. Der
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Abb. 119.
Tanzkeule. Kamayurá. (⅐ nat. Gr.)
Wurfbrett-Tanz. Mit grossem plastischen Talent wurde darge- stellt, wie ein Krieger verwundet wird und tot zusammenbricht. Dem sterbenden Aegineten fehlte nur der Schild. 2. mavuravuá Maskentanz. 3. ivúraaú mit Federschmuck und Buritírock, den Pfeil über der Schulter. 4. amurikumá mit kleinen Tanzkeulen. Vgl. die Abbildung 119. ihóhó ihoehehé ihóho ehéhé nuyakáko horómotáng moták. 5. tavúravauá. Grüne Zweige auf den Armen, Netzmütze, Ohr- federn, Federdiademe, Buritírock. Dem Fischtanz der Nahuquá entsprechend. 6. namiakóit, wenn den etwa fünfjährigen Knaben die Ohrlöcher gestochen werden. 7. kunyá maraká, wenn den Mädchen das Uluri angelegt wird.
Auch hörten wir noch mehr von begleitenden Gesängen, die alle stereotyp zu sein scheinen. Ich notierte Manches davon, vermag sie aber nicht zu übersetzen. Die am häufigsten wiederkehrenden Refrains waren kaká hiyé, kaká hiyevéne. Jedenfalls spielt der Yauarí- Tanz die grösste Rolle und hat auch mancherlei Touren; yauarí hörte man bei den Kamayurá ebenso oft wie makanári bei den Bakaïrí, nur dass maraká soviel als »Tanz« oder »Gesang« war, ihr Haupttanz also yauarí-maraká hiess. Einer gab auch eine merkwürdige Vor- stellung, indem er gebückt und zwei Pfeile über den Boden reibend tanzte, eine Frau hinter ihm: kurukú he.
Die Frauen, kunyá, die ja als die beste Beute gelten, wurden vielfach in den Gesängen erwähnt. In der Tanzpantomime wurde oft verdeutlicht, nament- lich beim Amurikumá-Tanz, dass die Frauen Fische überreichten. Die Tänze be- ginnen am frühen Morgen und dauern bis Sonnenuntergang.
Tanzkeulen, ähnlich wie die abgebildete der Kamayurá, zum Teil hübsch umflochten, fanden wir auch bei den Trumaí. Bei den Auetö́ erhielten wir einen Tanzschmuck, dessen Form an den Rossschweif eines Tambourmajors erinnerte: von einem Reifenstück hingen je an der Seite und in der Mitte Schwänze von Buritífasern fast ½ m lang herab.
Zum Tanz mit den Hüvátmasken bei den Kamayurá gehörten zwei Stäbe haéuté, 80 cm lang, an deren Spitze das Gebiss eines Hundsfisches in einem drei-
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Schnitzerei mehr leisten. Darum geht meine unmassgebliche Meinung dahin, dass
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finder der Gewebmaske und damit auch des Mereschu-Musters sind.
III. Sonstiger Festapparat.
Die Kamayurá zählten uns Abends auf dem Dorfplatz sieben verschiedene
Tänze auf und stellten Einzelheiten daraus pantomimisch dar. 1. yauarí. Der
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Kamayurá.
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Wurfbrett-Tanz. Mit grossem plastischen Talent wurde darge-
stellt, wie ein Krieger verwundet wird und tot zusammenbricht.
Dem sterbenden Aegineten fehlte nur der Schild. 2. mavuravuá
Maskentanz. 3. ivúraaú mit Federschmuck und Buritírock, den Pfeil
über der Schulter. 4. amurikumá mit kleinen Tanzkeulen. Vgl. die
Abbildung 119. ihóhó ihoehehé ihóho ehéhé nuyakáko horómotáng moták.
5. tavúravauá. Grüne Zweige auf den Armen, Netzmütze, Ohr-
federn, Federdiademe, Buritírock. Dem Fischtanz der Nahuquá
entsprechend. 6. namiakóit, wenn den etwa fünfjährigen Knaben
die Ohrlöcher gestochen werden. 7. kunyá maraká, wenn den
Mädchen das Uluri angelegt wird.
Auch hörten wir noch mehr von begleitenden Gesängen, die
alle stereotyp zu sein scheinen. Ich notierte Manches davon, vermag
sie aber nicht zu übersetzen. Die am häufigsten wiederkehrenden
Refrains waren kaká hiyé, kaká hiyevéne. Jedenfalls spielt der Yauarí-
Tanz die grösste Rolle und hat auch mancherlei Touren; yauarí
hörte man bei den Kamayurá ebenso oft wie makanári bei den Bakaïrí,
nur dass maraká soviel als »Tanz« oder »Gesang« war, ihr Haupttanz
also yauarí-maraká hiess. Einer gab auch eine merkwürdige Vor-
stellung, indem er gebückt und zwei Pfeile über den Boden reibend
tanzte, eine Frau hinter ihm: kurukú he.
Die Frauen, kunyá, die ja als die beste Beute gelten, wurden vielfach in
den Gesängen erwähnt. In der Tanzpantomime wurde oft verdeutlicht, nament-
lich beim Amurikumá-Tanz, dass die Frauen Fische überreichten. Die Tänze be-
ginnen am frühen Morgen und dauern bis Sonnenuntergang.
Tanzkeulen, ähnlich wie die abgebildete der Kamayurá, zum Teil hübsch
umflochten, fanden wir auch bei den Trumaí. Bei den Auetö́ erhielten wir einen
Tanzschmuck, dessen Form an den Rossschweif eines Tambourmajors erinnerte:
von einem Reifenstück hingen je an der Seite und in der Mitte Schwänze von
Buritífasern fast ½ m lang herab.
Zum Tanz mit den Hüvátmasken bei den Kamayurá gehörten zwei Stäbe
haéuté, 80 cm lang, an deren Spitze das Gebiss eines Hundsfisches in einem drei-
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/388>, abgerufen am 03.03.2025.
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