Anfachung der Flamme und nicht einmal überall dieses. Die Hölzer, die einst das Zundermehl hauptsächlich geliefert haben, dürften wir wohl in denen wieder- erkennen, die später zum Feuerreiben dienten; denn natürlich sind die Hölzer, die sich durch Reiben am besten entzünden, auch die, die das brennbarste Mehl geben.
Ich aber dachte mit Prometheus: Probieren geht über Studieren, machte den Versuch und empfehle ihn Allen, die sich von seinem überraschenden Ge- lingen selbst überzeugen wollen. Ich füllte ein 15 cm hohes Kaviarfässchen mit beliebigem trockenem Sägemehl, legte eine glühende Kohle darauf, bis eine dünne oberste Schicht verkohlt war, und warf die Kohle fort. Bei mässig be- wegter Luft rauchte das Mehl bald so stark, dass ich vorzog, einen durchlöcherten Deckel aufzusetzen. Dann schlug ich ein Tuch um das Fässchen und überliess es sich selbst; ununterbrochen glimmte das Mehl 13 Stunden. Mit Nachfüllen wäre das Glimmen beliebig lange in Gang zu halten. Nun erinnerte ich mich erst, wie schwer es mir unterwegs oft geworden war, die glimmende Baumwolle in dem Ochsenhorn meines brasilischen Stahlfeuerzeuges zu ersticken; ich gedachte auch der aus trockenem Kuhdünger gepressten Stange, die man an Deck indischer Schiffe zum Gebrauch für die Raucher viele Stunden hindurch glimmen lässt. Vielleicht ist auch hier und da eine entsprechende Verwendung von Holzmehl zu finden. Hobelspäne sind bei uns im geschichtlichen Deutschland bis zum Beginn dieses Jahrhunderts mit Feuerstein und Stahl gebraucht worden.
V. Waffen, Geräte, Industrie.
Bogen und Pfeile. Wurfholz. Keule. Kanu. Fischereigerät. Flechten und Textilarbeiten. Buriti- und Baumwollhängematten. Kürbisgefässe. Töpferei.
Ueber die Ansiedlungen, die Lebensweise, die Werkzeuge unserer Indianer habe ich, soweit sie Eigentümlichkeiten darbieten, Bericht erstattet. Was von dem einen oder andern Gerät noch zu sagen wäre, wird sich im Rahmen der kunstgewerblichen Schilderung, die wegen des mancherlei Neuen einen besondern Ueberblick beansprucht, von selbst ergeben. Dagegen empfiehlt es sich, über das Aussehen und den Gebrauch der Waffen, sowie über die einfachsten Kunst- fertigkeiten noch Einiges mitzuteilen.
Bogen und Pfeile sind die einzige allen unsern Indianern gemeinsame Waffe. Bei den Suya und Trumai finden sich Keulen im Gebrauch. Nirgendwo giebt es Lanzen. Nirgendwo Blasrohr und vergiftete Pfeile. Nur der Zauberer hat so eine Art theoretischer Giftpfeile, indem er mit kräftiger Hexenkunst ver- giftete Zweiglein, wie wir sehen werden, heimlich nach seinem Opfer schleudert; hier tritt uns also jedenfalls der Gedanke eines Wurfgiftes entgegen.
Anfachung der Flamme und nicht einmal überall dieses. Die Hölzer, die einst das Zundermehl hauptsächlich geliefert haben, dürften wir wohl in denen wieder- erkennen, die später zum Feuerreiben dienten; denn natürlich sind die Hölzer, die sich durch Reiben am besten entzünden, auch die, die das brennbarste Mehl geben.
Ich aber dachte mit Prometheus: Probieren geht über Studieren, machte den Versuch und empfehle ihn Allen, die sich von seinem überraschenden Ge- lingen selbst überzeugen wollen. Ich füllte ein 15 cm hohes Kaviarfässchen mit beliebigem trockenem Sägemehl, legte eine glühende Kohle darauf, bis eine dünne oberste Schicht verkohlt war, und warf die Kohle fort. Bei mässig be- wegter Luft rauchte das Mehl bald so stark, dass ich vorzog, einen durchlöcherten Deckel aufzusetzen. Dann schlug ich ein Tuch um das Fässchen und überliess es sich selbst; ununterbrochen glimmte das Mehl 13 Stunden. Mit Nachfüllen wäre das Glimmen beliebig lange in Gang zu halten. Nun erinnerte ich mich erst, wie schwer es mir unterwegs oft geworden war, die glimmende Baumwolle in dem Ochsenhorn meines brasilischen Stahlfeuerzeuges zu ersticken; ich gedachte auch der aus trockenem Kuhdünger gepressten Stange, die man an Deck indischer Schiffe zum Gebrauch für die Raucher viele Stunden hindurch glimmen lässt. Vielleicht ist auch hier und da eine entsprechende Verwendung von Holzmehl zu finden. Hobelspäne sind bei uns im geschichtlichen Deutschland bis zum Beginn dieses Jahrhunderts mit Feuerstein und Stahl gebraucht worden.
V. Waffen, Geräte, Industrie.
Bogen und Pfeile. Wurfholz. Keule. Kanu. Fischereigerät. Flechten und Textilarbeiten. Burití- und Baumwollhängematten. Kürbisgefässe. Töpferei.
Ueber die Ansiedlungen, die Lebensweise, die Werkzeuge unserer Indianer habe ich, soweit sie Eigentümlichkeiten darbieten, Bericht erstattet. Was von dem einen oder andern Gerät noch zu sagen wäre, wird sich im Rahmen der kunstgewerblichen Schilderung, die wegen des mancherlei Neuen einen besondern Ueberblick beansprucht, von selbst ergeben. Dagegen empfiehlt es sich, über das Aussehen und den Gebrauch der Waffen, sowie über die einfachsten Kunst- fertigkeiten noch Einiges mitzuteilen.
Bogen und Pfeile sind die einzige allen unsern Indianern gemeinsame Waffe. Bei den Suyá und Trumaí finden sich Keulen im Gebrauch. Nirgendwo giebt es Lanzen. Nirgendwo Blasrohr und vergiftete Pfeile. Nur der Zauberer hat so eine Art theoretischer Giftpfeile, indem er mit kräftiger Hexenkunst ver- giftete Zweiglein, wie wir sehen werden, heimlich nach seinem Opfer schleudert; hier tritt uns also jedenfalls der Gedanke eines Wurfgiftes entgegen.
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erkennen, die später zum Feuerreiben dienten; denn natürlich sind die Hölzer,
die sich durch Reiben am besten entzünden, auch die, die das brennbarste
Mehl geben.
Ich aber dachte mit Prometheus: Probieren geht über Studieren, machte
den Versuch und empfehle ihn Allen, die sich von seinem überraschenden Ge-
lingen selbst überzeugen wollen. Ich füllte ein 15 cm hohes Kaviarfässchen mit
beliebigem trockenem Sägemehl, legte eine glühende Kohle darauf, bis eine
dünne oberste Schicht verkohlt war, und warf die Kohle fort. Bei mässig be-
wegter Luft rauchte das Mehl bald so stark, dass ich vorzog, einen durchlöcherten
Deckel aufzusetzen. Dann schlug ich ein Tuch um das Fässchen und überliess
es sich selbst; ununterbrochen glimmte das Mehl 13 Stunden. Mit Nachfüllen
wäre das Glimmen beliebig lange in Gang zu halten. Nun erinnerte ich mich
erst, wie schwer es mir unterwegs oft geworden war, die glimmende Baumwolle
in dem Ochsenhorn meines brasilischen Stahlfeuerzeuges zu ersticken; ich gedachte
auch der aus trockenem Kuhdünger gepressten Stange, die man an Deck indischer
Schiffe zum Gebrauch für die Raucher viele Stunden hindurch glimmen lässt.
Vielleicht ist auch hier und da eine entsprechende Verwendung von Holzmehl zu
finden. Hobelspäne sind bei uns im geschichtlichen Deutschland bis zum Beginn
dieses Jahrhunderts mit Feuerstein und Stahl gebraucht worden.
V. Waffen, Geräte, Industrie.
Bogen und Pfeile. Wurfholz. Keule. Kanu. Fischereigerät. Flechten und Textilarbeiten. Burití-
und Baumwollhängematten. Kürbisgefässe. Töpferei.
Ueber die Ansiedlungen, die Lebensweise, die Werkzeuge unserer Indianer
habe ich, soweit sie Eigentümlichkeiten darbieten, Bericht erstattet. Was von
dem einen oder andern Gerät noch zu sagen wäre, wird sich im Rahmen der
kunstgewerblichen Schilderung, die wegen des mancherlei Neuen einen besondern
Ueberblick beansprucht, von selbst ergeben. Dagegen empfiehlt es sich, über
das Aussehen und den Gebrauch der Waffen, sowie über die einfachsten Kunst-
fertigkeiten noch Einiges mitzuteilen.
Bogen und Pfeile sind die einzige allen unsern Indianern gemeinsame
Waffe. Bei den Suyá und Trumaí finden sich Keulen im Gebrauch. Nirgendwo
giebt es Lanzen. Nirgendwo Blasrohr und vergiftete Pfeile. Nur der Zauberer
hat so eine Art theoretischer Giftpfeile, indem er mit kräftiger Hexenkunst ver-
giftete Zweiglein, wie wir sehen werden, heimlich nach seinem Opfer schleudert;
hier tritt uns also jedenfalls der Gedanke eines Wurfgiftes entgegen.
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/272>, abgerufen am 21.12.2024.
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