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Stein, Lorenz von: Handbuch der Verwaltungslehre und des Verwaltungsrechts: mit Vergleichung der Literatur und Gesetzgebung von Frankreich, England und Deutschland; als Grundlage für Vorlesungen. Stuttgart, 1870.

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der Staatswissenschaft III. 273; Königreich Sachsen ebend. II. 366. Das
frühere, örtlich behandelte Wegewesen Oesterreichs bei Stubenrauch, Ver-
waltungsgesetzkunde II. 527. Die neue Ordnung der Verwaltung auf der fach-
gemäßen Grundlage der Competenz der Landtage und Gemeindeverwaltung
mit Oberaufsicht und entscheidender Stimme der ersteren seit 1861. Nach dem
Patent vom Febr. 1861 ist die Gesetzgebung über das Wegewesen der "Landes-
straßen" den Landtagen überlassen; bestätigt im Grundgesetz vom 21. Juni 1867
§. 17. Das Grundgesetz vom 16. April 1864 gibt die Gemeindestraßen den
Gemeinden, die Bezirksstraßen durch Gesetz vom 25. Juli 1864 den Bezirks-
vertretungen. Die Wegelast ist speciell als Straßenconcurrenzgesetz durch
Gesetz vom 12. August 1864 regulirt. -- Den technischen einfachen Grund-
gedanken spricht schon Justi aus (1760) I. §. 427: "Man muß den Schluß
machen, daß alle Landstraßen sehr wenig taugen, wenn man nicht durch die
Kunst einen festen Grund gelegt hat." Das System Mac Adams (Remarks
on the present systeme of road making
1819 6. Auflage 1822) hat diesen
Grundsatz dem zweiten hinzugefügt, auf der festen Grundlage eine gleich feste
Decke zu bilden. So sind die eigentlichen Kunststraßen entstanden (vergl.
Mohl, Polizeiwissensch. II. §. 168; deutsche technische Literatur bei Lotz I. S. 354;
Mohl a. a. O.; Rau 256). Der Streit über die Ansicht von Adam Smith,
die wesentlich auf englische Verhältnisse berechnet war, gut in Block, Dict.
de l'Econ. pol. v. Alignement
und Voirie. Das französische Recht ist
namentlich klar über das Wegerecht; der Wegebau ist dagegen ganz dem amt-
lichen Körper der Ponts et Chaussees übergeben; die Ecole des Ponts et
Chaussees
gegründet 1750; letzte Organisation des Corps: Decret vom
13. Okt. 1851 (vergl. Annales des Ponts et Chaussees seit 1831; Literatur
bei Mohl und Block; vergl. Rau §. 256); die beste Darstellung bei Lafer-
riere
, Droit adm. L. I. 1. T. 4) nebst der Geschichte. Das Recht und die
Geschichte des englischen Wege- und Brückenwesens gewinnt erst mit der
Wegeordnung von 5. 6. Will. IV. eine allgemeine und feste Gestalt; das System
der Surveyors of highways und der besoldeten Beamteten ist unzweifelhaft
dem französischen Recht nachgebildet. Die Justices of the Peace haben die
Wegepolizei; mit den Chausseen (Turnpike Roads) tritt dann das neue
System der Chausseeverwaltung ein; das durch die General Turnpike Act
3. G. IV.
126 ins Leben, das durch mehrere neue Gesetze weiter entwickelt
wird (s. Gneist, Englisches Verwaltungsrecht II. §. 117--122).

B. Wasserwege.

Die Wasserwege haben zunächst denselben Charakter wie die Land-
wege, soweit die Natur des Wassers sie nicht ändert, und im wesent-
lichen daher auch dieselbe Geschichte. Allein daneben sind sie zugleich
die großen volkverbindenden Verkehrslinien; sie berühren damit das
Gebiet des internationalen Verwaltungsrechts, und müssen daher von
diesem Gesichtspunkt betrachtet werden, während andererseits der
Unterschied von Fluß- und Seeweg auf die einzelnen Bestimmungen

der Staatswiſſenſchaft III. 273; Königreich Sachſen ebend. II. 366. Das
frühere, örtlich behandelte Wegeweſen Oeſterreichs bei Stubenrauch, Ver-
waltungsgeſetzkunde II. 527. Die neue Ordnung der Verwaltung auf der fach-
gemäßen Grundlage der Competenz der Landtage und Gemeindeverwaltung
mit Oberaufſicht und entſcheidender Stimme der erſteren ſeit 1861. Nach dem
Patent vom Febr. 1861 iſt die Geſetzgebung über das Wegeweſen der „Landes-
ſtraßen“ den Landtagen überlaſſen; beſtätigt im Grundgeſetz vom 21. Juni 1867
§. 17. Das Grundgeſetz vom 16. April 1864 gibt die Gemeindeſtraßen den
Gemeinden, die Bezirksſtraßen durch Geſetz vom 25. Juli 1864 den Bezirks-
vertretungen. Die Wegelaſt iſt ſpeciell als Straßenconcurrenzgeſetz durch
Geſetz vom 12. Auguſt 1864 regulirt. — Den techniſchen einfachen Grund-
gedanken ſpricht ſchon Juſti aus (1760) I. §. 427: „Man muß den Schluß
machen, daß alle Landſtraßen ſehr wenig taugen, wenn man nicht durch die
Kunſt einen feſten Grund gelegt hat.“ Das Syſtem Mac Adams (Remarks
on the present systeme of road making
1819 6. Auflage 1822) hat dieſen
Grundſatz dem zweiten hinzugefügt, auf der feſten Grundlage eine gleich feſte
Decke zu bilden. So ſind die eigentlichen Kunſtſtraßen entſtanden (vergl.
Mohl, Polizeiwiſſenſch. II. §. 168; deutſche techniſche Literatur bei Lotz I. S. 354;
Mohl a. a. O.; Rau 256). Der Streit über die Anſicht von Adam Smith,
die weſentlich auf engliſche Verhältniſſe berechnet war, gut in Block, Dict.
de l’Econ. pol. v. Alignement
und Voirie. Das franzöſiſche Recht iſt
namentlich klar über das Wegerecht; der Wegebau iſt dagegen ganz dem amt-
lichen Körper der Ponts et Chaussées übergeben; die Ecole des Ponts et
Chaussées
gegründet 1750; letzte Organiſation des Corps: Decret vom
13. Okt. 1851 (vergl. Annales des Ponts et Chaussées ſeit 1831; Literatur
bei Mohl und Block; vergl. Rau §. 256); die beſte Darſtellung bei Lafer-
rière
, Droit adm. L. I. 1. T. 4) nebſt der Geſchichte. Das Recht und die
Geſchichte des engliſchen Wege- und Brückenweſens gewinnt erſt mit der
Wegeordnung von 5. 6. Will. IV. eine allgemeine und feſte Geſtalt; das Syſtem
der Surveyors of highways und der beſoldeten Beamteten iſt unzweifelhaft
dem franzöſiſchen Recht nachgebildet. Die Justices of the Peace haben die
Wegepolizei; mit den Chauſſeen (Turnpike Roads) tritt dann das neue
Syſtem der Chauſſeeverwaltung ein; das durch die General Turnpike Act
3. G. IV.
126 ins Leben, das durch mehrere neue Geſetze weiter entwickelt
wird (ſ. Gneiſt, Engliſches Verwaltungsrecht II. §. 117—122).

B. Waſſerwege.

Die Waſſerwege haben zunächſt denſelben Charakter wie die Land-
wege, ſoweit die Natur des Waſſers ſie nicht ändert, und im weſent-
lichen daher auch dieſelbe Geſchichte. Allein daneben ſind ſie zugleich
die großen volkverbindenden Verkehrslinien; ſie berühren damit das
Gebiet des internationalen Verwaltungsrechts, und müſſen daher von
dieſem Geſichtspunkt betrachtet werden, während andererſeits der
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[186/0210] der Staatswiſſenſchaft III. 273; Königreich Sachſen ebend. II. 366. Das frühere, örtlich behandelte Wegeweſen Oeſterreichs bei Stubenrauch, Ver- waltungsgeſetzkunde II. 527. Die neue Ordnung der Verwaltung auf der fach- gemäßen Grundlage der Competenz der Landtage und Gemeindeverwaltung mit Oberaufſicht und entſcheidender Stimme der erſteren ſeit 1861. Nach dem Patent vom Febr. 1861 iſt die Geſetzgebung über das Wegeweſen der „Landes- ſtraßen“ den Landtagen überlaſſen; beſtätigt im Grundgeſetz vom 21. Juni 1867 §. 17. Das Grundgeſetz vom 16. April 1864 gibt die Gemeindeſtraßen den Gemeinden, die Bezirksſtraßen durch Geſetz vom 25. Juli 1864 den Bezirks- vertretungen. Die Wegelaſt iſt ſpeciell als Straßenconcurrenzgeſetz durch Geſetz vom 12. Auguſt 1864 regulirt. — Den techniſchen einfachen Grund- gedanken ſpricht ſchon Juſti aus (1760) I. §. 427: „Man muß den Schluß machen, daß alle Landſtraßen ſehr wenig taugen, wenn man nicht durch die Kunſt einen feſten Grund gelegt hat.“ Das Syſtem Mac Adams (Remarks on the present systeme of road making 1819 6. Auflage 1822) hat dieſen Grundſatz dem zweiten hinzugefügt, auf der feſten Grundlage eine gleich feſte Decke zu bilden. So ſind die eigentlichen Kunſtſtraßen entſtanden (vergl. Mohl, Polizeiwiſſenſch. II. §. 168; deutſche techniſche Literatur bei Lotz I. S. 354; Mohl a. a. O.; Rau 256). Der Streit über die Anſicht von Adam Smith, die weſentlich auf engliſche Verhältniſſe berechnet war, gut in Block, Dict. de l’Econ. pol. v. Alignement und Voirie. Das franzöſiſche Recht iſt namentlich klar über das Wegerecht; der Wegebau iſt dagegen ganz dem amt- lichen Körper der Ponts et Chaussées übergeben; die Ecole des Ponts et Chaussées gegründet 1750; letzte Organiſation des Corps: Decret vom 13. Okt. 1851 (vergl. Annales des Ponts et Chaussées ſeit 1831; Literatur bei Mohl und Block; vergl. Rau §. 256); die beſte Darſtellung bei Lafer- rière, Droit adm. L. I. 1. T. 4) nebſt der Geſchichte. Das Recht und die Geſchichte des engliſchen Wege- und Brückenweſens gewinnt erſt mit der Wegeordnung von 5. 6. Will. IV. eine allgemeine und feſte Geſtalt; das Syſtem der Surveyors of highways und der beſoldeten Beamteten iſt unzweifelhaft dem franzöſiſchen Recht nachgebildet. Die Justices of the Peace haben die Wegepolizei; mit den Chauſſeen (Turnpike Roads) tritt dann das neue Syſtem der Chauſſeeverwaltung ein; das durch die General Turnpike Act 3. G. IV. 126 ins Leben, das durch mehrere neue Geſetze weiter entwickelt wird (ſ. Gneiſt, Engliſches Verwaltungsrecht II. §. 117—122). B. Waſſerwege. Die Waſſerwege haben zunächſt denſelben Charakter wie die Land- wege, ſoweit die Natur des Waſſers ſie nicht ändert, und im weſent- lichen daher auch dieſelbe Geſchichte. Allein daneben ſind ſie zugleich die großen volkverbindenden Verkehrslinien; ſie berühren damit das Gebiet des internationalen Verwaltungsrechts, und müſſen daher von dieſem Geſichtspunkt betrachtet werden, während andererſeits der Unterſchied von Fluß- und Seeweg auf die einzelnen Beſtimmungen

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Handbuch der Verwaltungslehre und des Verwaltungsrechts: mit Vergleichung der Literatur und Gesetzgebung von Frankreich, England und Deutschland; als Grundlage für Vorlesungen. Stuttgart, 1870, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_handbuch_1870/210>, abgerufen am 19.11.2024.