unverdientes Leiden, aber um unsert willen nahm er es willig auf sich. Es war 3) ein von seinem himmlischen Vater zugeschicktes und bestimmtes Leiden; denn weil er nach dem wohlbedachten Rath GOttes gelitten, Ap. Gesch. 2, 23. so wuste JEsus auch alles, was ihm begegnen solte. Aber damit sind die Juden nicht entschuldiget, als ob sie GOt- tes Willen vollbringen müssen; denn GOtt hätte ihn vollends zu Tode martern können, als er schon im blutigen Schweisse auf der Erden lag, er hat sich aber der Juden Eigenwillen und Boßheit dazu gebrauchet, deren Absicht nicht war, GOttes Willen zu erfüllen, sondern ihre Boßheit und Muthwillen an Christo auszuüben. Wie also Jo- sephs Brüder ihn nicht verkaufft haben, ihren Bru- der zum grossen Herrn zu machen, sondern sie ge- dachten es böß mit ihm zu machen, GOtt aber dachte anders, 1. B. Mos. 50. 20. 4) War Chri- sti Leiden ein wahrhafftiges Leiden, indem er alle Wunden empfunden und die Schmertzen wohl ge- fühlet hat. Dieses alles ziehet eine glaubige Seele in Betrachtung, und lässet sich es ein Spiegel des göttlichen Zorns gegen die Sünde, und ein Spiegel der göttlichen Liebe zum Heil der Menschen seyn.
Gebet.
ODu liebreicher und holdseliger JEsu, ich komme allhie zu dir,
dein
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den Todes-Tag JEſu oder den Char-Freytag.
unverdientes Leiden, aber um unſert willen nahm er es willig auf ſich. Es war 3) ein von ſeinem himmliſchen Vater zugeſchicktes und beſtimmtes Leiden; denn weil er nach dem wohlbedachten Rath GOttes gelitten, Ap. Geſch. 2, 23. ſo wuſte JEſus auch alles, was ihm begegnen ſolte. Aber damit ſind die Juden nicht entſchuldiget, als ob ſie GOt- tes Willen vollbringen muͤſſen; denn GOtt haͤtte ihn vollends zu Tode martern koͤnnen, als er ſchon im blutigen Schweiſſe auf der Erden lag, er hat ſich aber der Juden Eigenwillen und Boßheit dazu gebrauchet, deren Abſicht nicht war, GOttes Willen zu erfuͤllen, ſondern ihre Boßheit und Muthwillen an Chriſto auszuuͤben. Wie alſo Jo- ſephs Bruͤder ihn nicht verkaufft haben, ihren Bru- der zum groſſen Herrn zu machen, ſondern ſie ge- dachten es boͤß mit ihm zu machen, GOtt aber dachte anders, 1. B. Moſ. 50. 20. 4) War Chri- ſti Leiden ein wahrhafftiges Leiden, indem er alle Wunden empfunden und die Schmertzen wohl ge- fuͤhlet hat. Dieſes alles ziehet eine glaubige Seele in Betrachtung, und laͤſſet ſich es ein Spiegel des goͤttlichen Zorns gegen die Suͤnde, und ein Spiegel der goͤttlichen Liebe zum Heil der Menſchen ſeyn.
Gebet.
ODu liebreicher und holdſeliger JEſu, ich komme allhie zu dir,
dein
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den Todes-Tag JEſu oder den Char-Freytag.
unverdientes Leiden, aber um unſert willen nahm
er es willig auf ſich. Es war 3) ein von ſeinem
himmliſchen Vater zugeſchicktes und beſtimmtes
Leiden; denn weil er nach dem wohlbedachten Rath
GOttes gelitten, Ap. Geſch. 2, 23. ſo wuſte JEſus
auch alles, was ihm begegnen ſolte. Aber damit
ſind die Juden nicht entſchuldiget, als ob ſie GOt-
tes Willen vollbringen muͤſſen; denn GOtt haͤtte
ihn vollends zu Tode martern koͤnnen, als er ſchon
im blutigen Schweiſſe auf der Erden lag, er hat
ſich aber der Juden Eigenwillen und Boßheit dazu
gebrauchet, deren Abſicht nicht war, GOttes
Willen zu erfuͤllen, ſondern ihre Boßheit und
Muthwillen an Chriſto auszuuͤben. Wie alſo Jo-
ſephs Bruͤder ihn nicht verkaufft haben, ihren Bru-
der zum groſſen Herrn zu machen, ſondern ſie ge-
dachten es boͤß mit ihm zu machen, GOtt aber
dachte anders, 1. B. Moſ. 50. 20. 4) War Chri-
ſti Leiden ein wahrhafftiges Leiden, indem er alle
Wunden empfunden und die Schmertzen wohl ge-
fuͤhlet hat. Dieſes alles ziehet eine glaubige Seele
in Betrachtung, und laͤſſet ſich es ein Spiegel des
goͤttlichen Zorns gegen die Suͤnde, und ein Spiegel
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Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 695. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/725>, abgerufen am 03.03.2025.
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