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Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

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Chironia. Phylica. Celastrus.
schaffenheit für die Saftdrüse halten sollte, sitzt nicht da, wo ein
jeder die Saftdrüse suchen würde, nemlich im Grunde der Kro-
nenröhre, sondern im Grunde des Kelchs. Auf demselben steht
die Kronenröhre, welche aber am Ende zugewachsen ist, folglich
von diesem Körper, wenn er die Saftdrüse ist, keinen Saft er-
halten kann. Und dennoch hat es das Ansehen, als wenn die
Kronenröhre Saft enthielte. Denn die Filamente sind innerhalb
der Oeffnung derselben ziemlich dicke, und scheinen dieselbe ver-
schließen zu sollen, damit kein Regentropfen hineindringe. Folg-
lich muß der glatte Fruchtknoten selbst die Saftdrüse seyn, auf
welchem ich auch ein Safttröpfchen gefunden habe. Daß aber
diese Blume nicht auf eine mechanische Art, sondern durch In-
sekten befruchtet werde, erhellet schon daraus, daß der Griffel
niederwärts gebogen, das Stigma also von den Antheren ent-
fernt ist, da es doch, wenn die Befruchtung auf eine mechanische
Art geschehen sollte, denselben so nahe als möglich seyn müßte,
oder wenigstens sich kein Grund gedenken läßt, warum die Na-
tur recht geflissentlich das Stigma von den Antheren entfernt
hat.

Phylica.

Phylica ericoides. Die Blumen, welche ich im No-
vember zu untersuchen Gelegenheit hatte, waren schon vertrock-
net, und konnten daher keinen Saft enthalten. Die Struktur
derselben aber gab mir zu erkennen, daß sie Saftblumen sind,
und daß der Grund des Kelchs die Saftdrüse und zugleich der
Safthalter ist. Die Blumen bilden einen Knauf. Derselbe
sieht weiß aus, weil die Kelche auf der äußeren Oberfläche mit
weißer Wolle überzogen sind, fällt also den Insekten schon in ei-
niger Entfernung in die Augen. Die innere Oberfläche ist gelb,
und sticht gegen die weiße Farbe stark ab, ist folglich das Saft-
maal. Die Schüppchen, welche oben am Kelch sitzen, sind ver-
muthlich die Saftdecke.

Uebrigens finde ich einen Widerspruch in der Linneischen
Beschreibung der Gattung. Zuerst heißt es, die Blume habe
keine Krone, und hernach, der Fruchtknoten sitze im Grunde der
Krone.

Celastrus.

Celastrus scandens.

1. 2. Die Saftdrüse und zugleich der Safthalter ist der
fleischichte gelbe Grund des Kelchs.

3. Die ziemlich starken und aufrecht stehenden Filamente
machen mit den zurückgebogenen Kronenblättern einen Winkel,
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Celastrus. Ribes.
und halten die auf den letzteren sitzenden Regentropfen ab, sich
mit dem Saft zu vermischen.

4. Die Blumen bilden am Ende eines Zweiges eine Traube.
Der Zweig hat Blätter; wo aber die Traube anfängt, verwan-
deln sich dieselben in schmale stipulas. Die Bemerkbarkeit der
Traube wird also durch keine Blätter geschwächt. Die Krone ist
weiß und ein wenig gelblichgrün, der Grund des Kelchs aber
gelb, folglich zugleich das Saftmaal. Auch haben die Blumen
einen angenehmen Geruch.

5. Ich habe Blasenfüße in denselben gefunden.

Ribes.

Ribes Grossularia. Stachelbeerenstrauch. Tab. IX.
22--25.

22. Das mit Einer Blume und einigen Blättern versehene
Ende eines Zweiges in natürlicher Stellung und Grösse.

23. Die Blume, von unten gesehen.

24. Dieselbe, von der Seite gesehen. In beiden Figuren
ist die innere Seite der Kelcheinschnitte punktirt, wodurch ange-
zeigt wird, daß dieselbe gefärbt ist.

25. Dieselbe im doppelten Durchschnitt, d. i., der größte
Theil der vordersten und hintersten Hälfte ist weggeschnitten wor-
den, und nur das mittelste Stück stehen geblieben.

1. 2. Die Saftdrüse und zugleich der Safthalter ist der
glatte Grund des Kelchs.

3. 1) Die Blume hängt herab. 2) Sie wird von den Blät-
tern, welche mit ihr aus eben demselben Auge entstehen, vor dem
Regen geschützt. Dies gilt auch von den beiden folgenden Arten.
3) Der Griffel ist in der Mitte, und der Kelch an der Oeffnung
mit Haaren besetzt, Fig. 25.

5. Die Blumen werden von Bienen häufig besucht, welche
sich an den umgebogenen Einschnitten des Kelchs sehr wohl fest-
zuhalten wissen. Auch Ameisen gehen dem Saft nach.

Ribes rubrum. Johannisbeerenstrauch. Tab. IX.
26--28.

27. Die vergrösserte Blume in natürlicher Stellung, von
vorne gesehen.

28. Dieselbe, von der Seite gesehen.

26. Ein Theil der Blume, nemlich das Pistill, Ein Fünf-
theil des Kelchs, Ein Staubgefäß, und zwey Kronenblätter.
Die Saftdrüse ist punktirt, und die Farbe der inneren Seite des
Kelcheinschnitts angedeutet.

Die Ameisen gehen dem Saft dieser Blume sehr nach.

Vergleicht man diese Blume mit der vorhergehenden, so fin-
det man, daß sie besser von vorne, als von der Seite, jene aber

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Chironia. Phylica. Celaſtrus.
ſchaffenheit fuͤr die Saftdruͤſe halten ſollte, ſitzt nicht da, wo ein
jeder die Saftdruͤſe ſuchen wuͤrde, nemlich im Grunde der Kro-
nenroͤhre, ſondern im Grunde des Kelchs. Auf demſelben ſteht
die Kronenroͤhre, welche aber am Ende zugewachſen iſt, folglich
von dieſem Koͤrper, wenn er die Saftdruͤſe iſt, keinen Saft er-
halten kann. Und dennoch hat es das Anſehen, als wenn die
Kronenroͤhre Saft enthielte. Denn die Filamente ſind innerhalb
der Oeffnung derſelben ziemlich dicke, und ſcheinen dieſelbe ver-
ſchließen zu ſollen, damit kein Regentropfen hineindringe. Folg-
lich muß der glatte Fruchtknoten ſelbſt die Saftdruͤſe ſeyn, auf
welchem ich auch ein Safttroͤpfchen gefunden habe. Daß aber
dieſe Blume nicht auf eine mechaniſche Art, ſondern durch In-
ſekten befruchtet werde, erhellet ſchon daraus, daß der Griffel
niederwaͤrts gebogen, das Stigma alſo von den Antheren ent-
fernt iſt, da es doch, wenn die Befruchtung auf eine mechaniſche
Art geſchehen ſollte, denſelben ſo nahe als moͤglich ſeyn muͤßte,
oder wenigſtens ſich kein Grund gedenken laͤßt, warum die Na-
tur recht gefliſſentlich das Stigma von den Antheren entfernt
hat.

Phylica.

Phylica ericoides. Die Blumen, welche ich im No-
vember zu unterſuchen Gelegenheit hatte, waren ſchon vertrock-
net, und konnten daher keinen Saft enthalten. Die Struktur
derſelben aber gab mir zu erkennen, daß ſie Saftblumen ſind,
und daß der Grund des Kelchs die Saftdruͤſe und zugleich der
Safthalter iſt. Die Blumen bilden einen Knauf. Derſelbe
ſieht weiß aus, weil die Kelche auf der aͤußeren Oberflaͤche mit
weißer Wolle uͤberzogen ſind, faͤllt alſo den Inſekten ſchon in ei-
niger Entfernung in die Augen. Die innere Oberflaͤche iſt gelb,
und ſticht gegen die weiße Farbe ſtark ab, iſt folglich das Saft-
maal. Die Schuͤppchen, welche oben am Kelch ſitzen, ſind ver-
muthlich die Saftdecke.

Uebrigens finde ich einen Widerſpruch in der Linnéiſchen
Beſchreibung der Gattung. Zuerſt heißt es, die Blume habe
keine Krone, und hernach, der Fruchtknoten ſitze im Grunde der
Krone.

Celaſtrus.

Celaſtrus ſcandens.

1. 2. Die Saftdruͤſe und zugleich der Safthalter iſt der
fleiſchichte gelbe Grund des Kelchs.

3. Die ziemlich ſtarken und aufrecht ſtehenden Filamente
machen mit den zuruͤckgebogenen Kronenblaͤttern einen Winkel,
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Celaſtrus. Ribes.
und halten die auf den letzteren ſitzenden Regentropfen ab, ſich
mit dem Saft zu vermiſchen.

4. Die Blumen bilden am Ende eines Zweiges eine Traube.
Der Zweig hat Blaͤtter; wo aber die Traube anfaͤngt, verwan-
deln ſich dieſelben in ſchmale ſtipulas. Die Bemerkbarkeit der
Traube wird alſo durch keine Blaͤtter geſchwaͤcht. Die Krone iſt
weiß und ein wenig gelblichgruͤn, der Grund des Kelchs aber
gelb, folglich zugleich das Saftmaal. Auch haben die Blumen
einen angenehmen Geruch.

5. Ich habe Blaſenfuͤße in denſelben gefunden.

Ribes.

Ribes Groſſularia. Stachelbeerenſtrauch. Tab. IX.
22—25.

22. Das mit Einer Blume und einigen Blaͤttern verſehene
Ende eines Zweiges in natuͤrlicher Stellung und Groͤſſe.

23. Die Blume, von unten geſehen.

24. Dieſelbe, von der Seite geſehen. In beiden Figuren
iſt die innere Seite der Kelcheinſchnitte punktirt, wodurch ange-
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25. Dieſelbe im doppelten Durchſchnitt, d. i., der groͤßte
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den, und nur das mittelſte Stuͤck ſtehen geblieben.

1. 2. Die Saftdruͤſe und zugleich der Safthalter iſt der
glatte Grund des Kelchs.

3. 1) Die Blume haͤngt herab. 2) Sie wird von den Blaͤt-
tern, welche mit ihr aus eben demſelben Auge entſtehen, vor dem
Regen geſchuͤtzt. Dies gilt auch von den beiden folgenden Arten.
3) Der Griffel iſt in der Mitte, und der Kelch an der Oeffnung
mit Haaren beſetzt, Fig. 25.

5. Die Blumen werden von Bienen haͤufig beſucht, welche
ſich an den umgebogenen Einſchnitten des Kelchs ſehr wohl feſt-
zuhalten wiſſen. Auch Ameiſen gehen dem Saft nach.

Ribes rubrum. Johannisbeerenſtrauch. Tab. IX.
26—28.

27. Die vergroͤſſerte Blume in natuͤrlicher Stellung, von
vorne geſehen.

28. Dieſelbe, von der Seite geſehen.

26. Ein Theil der Blume, nemlich das Piſtill, Ein Fuͤnf-
theil des Kelchs, Ein Staubgefaͤß, und zwey Kronenblaͤtter.
Die Saftdruͤſe iſt punktirt, und die Farbe der inneren Seite des
Kelcheinſchnitts angedeutet.

Die Ameiſen gehen dem Saft dieſer Blume ſehr nach.

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Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [78]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/78>, abgerufen am 21.11.2024.