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Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

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Einleitung.
schlechterdings unbefruchtet bleiben müßten, verursachen also,
daß eben so viele Pflanzenarten sich vermehren, und keine von
denselben untergeht. Zur Verbesserung aber und zur Veredelung
der Pflanzen können sie nicht das geringste beytragen. Wenn also
die Bienen die Viehweiden, besonders die Schafweiden, verbes-
sern, so kann dies nur also geschehen, daß sie die Blumen solcher
Pflanzen, welche dem Vieh zuträglich sind, vorzüglich besuchen
und befruchten. Und dieses ist, besonders was die Schafweiden
betrifft, sehr wahrscheinlich. Denn unter denjenigen Pflanzen,
welche Gleditsch (Vermischte Abhandl. 1. Th. S. 284. etc.) als
solche anführet, welche vorzüglich von den Schafen gesucht wer-
den, tragen die mehresten solche Blumen, welche unmöglich sich
selbst befruchten, oder vom Winde befruchtet werden können,
sondern bloß von den Bienen und andern Insekten befruchtet wer-
den müssen, und von welchen verschiedene, wie ich aus der Er-
fahrung weiß, von den Bienen wirklich besucht werden.

Bey allen denen Blumen, welche wirklich Saft absondern,
müssen folgende fünf Stücke bemerkt werden.

1. Die Saftdrüse.

Die Saftdrüse ist derjenige Theil einer Saftblume, welcher
den Saft bereitet und absondert. Die Gestalt derselben, und der
Ort, an welchem sie sich befindet, ist höchst mannigfaltig und ver-
schieden. Oft fällt dieselbe, wenn man die Blume ansieht, so-
gleich in die Augen; oft ist sie ziemlich versteckt, so daß es, be-
sonders wenn sie dabey sehr klein ist, einige Mühe kostet, sie zu
finden. Oft ist sie der Fruchtknoten selbst, oder ein Theil dessel-
ben, oft aber von demselben ganz verschieden und entfernt. Sie
ist fleischicht, oder von einer gewissen Dicke. Denn wäre sie so
dünne, als z. B. die Kronenblätter der mehresten Blumen sind,
so könnte sie nicht eine gewisse, wenn auch sehr kleine, Quantität
Saft bereiten. Wenn also das Ende eines Horns oder Sporns
fleischicht ist, so ist solches die Saftdrüse; ist es aber eben so dünue,
als der übrige Theil, so muß man die Saftdrüse anderswo suchen.
Sie ist ferner kahl und glatt. Denn so wie sich kein Grund an-
geben läßt, warum sie, wie andere Theile vieler Saftblumen,
mit Haaren oder Wolle überzogen seyn sollte: so muß sie schon aus
der Ursache glatt seyn, weil sie mehrentheils ein Theil des Saft-
halters, oft der Safthalter selbst ist, von welchem ich bald zeigen
werde, daß er beständig glatt ist. Wenn also der Fruchtknoten
mit Haaren überzogen ist, so kann er nicht die Saftdrüse seyn.
Ist aber der oberste Theil desselben haaricht, und der unterste glatt,
oder umgekehrt, so ist dieser glatte Theil, besonders wenn er sich
noch durch eine wulstförmige Gestalt und durch eine besondere Farbe
unterscheidet, die Saftdrüse. Endlich ist die Saftdrüse mehren-
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Einleitung.
theils gefärbt, und selten grün. Die gewöhnlichste Farbe ist gelb,
die seltnere weiß, pomeranzengelb, kirschroth' etc. Diese verschie-
dene Farbe rührt vermuthlich mehrentheils bloß von der verschie-
denen Beschaffenheit und Mischung ihrer Bestandtheije her; zu-
weilen aber scheint noch durch dieselbe eine gewisse Absicht erreicht
werden zu sollen, daß nemlich die Saftdrüse den Insekten in die
Augen falle.

2. Der Safthalter.

Der Safthalter ist derjenige Theil einer Saftblume, welcher
den von der Saftdrüse abgesonderten Saft empfängt und enthält.
Seine innere Oberfläche ist jederzeit glatt, und zwar aus zwey
Ursachen. Denn so wie erstens die innere Oberfläche derjenigen
Gefäße, in welchen man flüssige Körper aufbewahren will, glatt
seyn müssen, besonders wenn die flüssigen Körper edel und kostbar
sind, damit bey Ausleerung derselben nichts zurückbleibe, welches
geschehen würde, wenn ihre innere Oberfläche rauch wäre: eben
so muß auch der Safthalter inwendig glatt seyn, damit die In-
sekten den Saft rein aussaugen oder ablecken können. Zweitens
zieht ein Körper von glatter Oberfläche einen flüssigen Körper stär-
ker an, als ein solcher, dessen Oberfläche rauch, oder mit Haaren
oder Wolle überzogen ist, weil jener mehr Berührungspunkte hat,
als dieser. Nun soll der Saft im Safthalter so lange bleiben,
bis er von den Insekten abgeholet wird, keinesweges aber von
selbst herausfallen, noch durch den die Blume hin und her schüt-
telnden Wind herausgeworfen werden. Der Safthalter muß ihn
also stark anziehen, folglich glatt seyn. Die Gestalt des Saft-
halters, und der Ort, wo er sich befindet, ist sehr mannigfaltig
und verschieden. Mehrentheils ist derselbe unmittelbar bey der
Saftdrüse befindlich, zuweilen von derselben entfernt, oft ist die
Saftdrüse selbst zugleich der Safthalter.

3. Beschützung des Safts vor dem Regen. Die
Saftdecke.

Die Saftblumen sind so eingerichtet, daß zu ihrem Saft
zwar die Insekten leicht gelangen können, die Regentropfen aber,
welche auf oder in dieselben gefallen sind, immer in einiger Ent-
fernung von ihm bleiben, und sich folglich mit demselben
nicht vermischen, noch ihn verderben können. So wie die Men-
schen die Oeffnungen derjenigen Gefäße, in welchen sie köstliche
Flüssigkeiten aufbewahren, zustopfen, damit weder diese Flüssig-
keiten verdünsten, noch Staub, Regen und andere fremdartige
Körper sich mit denselben vermischen: eben so hat auch der gütige
und weise Urheber der Natur, nicht zufrieden damit, daß er in

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Einleitung.
ſchlechterdings unbefruchtet bleiben muͤßten, verurſachen alſo,
daß eben ſo viele Pflanzenarten ſich vermehren, und keine von
denſelben untergeht. Zur Verbeſſerung aber und zur Veredelung
der Pflanzen koͤnnen ſie nicht das geringſte beytragen. Wenn alſo
die Bienen die Viehweiden, beſonders die Schafweiden, verbeſ-
ſern, ſo kann dies nur alſo geſchehen, daß ſie die Blumen ſolcher
Pflanzen, welche dem Vieh zutraͤglich ſind, vorzuͤglich beſuchen
und befruchten. Und dieſes iſt, beſonders was die Schafweiden
betrifft, ſehr wahrſcheinlich. Denn unter denjenigen Pflanzen,
welche Gleditſch (Vermiſchte Abhandl. 1. Th. S. 284. ꝛc.) als
ſolche anfuͤhret, welche vorzuͤglich von den Schafen geſucht wer-
den, tragen die mehreſten ſolche Blumen, welche unmoͤglich ſich
ſelbſt befruchten, oder vom Winde befruchtet werden koͤnnen,
ſondern bloß von den Bienen und andern Inſekten befruchtet wer-
den muͤſſen, und von welchen verſchiedene, wie ich aus der Er-
fahrung weiß, von den Bienen wirklich beſucht werden.

Bey allen denen Blumen, welche wirklich Saft abſondern,
muͤſſen folgende fuͤnf Stuͤcke bemerkt werden.

1. Die Saftdruͤſe.

Die Saftdruͤſe iſt derjenige Theil einer Saftblume, welcher
den Saft bereitet und abſondert. Die Geſtalt derſelben, und der
Ort, an welchem ſie ſich befindet, iſt hoͤchſt mannigfaltig und ver-
ſchieden. Oft faͤllt dieſelbe, wenn man die Blume anſieht, ſo-
gleich in die Augen; oft iſt ſie ziemlich verſteckt, ſo daß es, be-
ſonders wenn ſie dabey ſehr klein iſt, einige Muͤhe koſtet, ſie zu
finden. Oft iſt ſie der Fruchtknoten ſelbſt, oder ein Theil deſſel-
ben, oft aber von demſelben ganz verſchieden und entfernt. Sie
iſt fleiſchicht, oder von einer gewiſſen Dicke. Denn waͤre ſie ſo
duͤnne, als z. B. die Kronenblaͤtter der mehreſten Blumen ſind,
ſo koͤnnte ſie nicht eine gewiſſe, wenn auch ſehr kleine, Quantitaͤt
Saft bereiten. Wenn alſo das Ende eines Horns oder Sporns
fleiſchicht iſt, ſo iſt ſolches die Saftdruͤſe; iſt es aber eben ſo duͤnue,
als der uͤbrige Theil, ſo muß man die Saftdruͤſe anderswo ſuchen.
Sie iſt ferner kahl und glatt. Denn ſo wie ſich kein Grund an-
geben laͤßt, warum ſie, wie andere Theile vieler Saftblumen,
mit Haaren oder Wolle uͤberzogen ſeyn ſollte: ſo muß ſie ſchon aus
der Urſache glatt ſeyn, weil ſie mehrentheils ein Theil des Saft-
halters, oft der Safthalter ſelbſt iſt, von welchem ich bald zeigen
werde, daß er beſtaͤndig glatt iſt. Wenn alſo der Fruchtknoten
mit Haaren uͤberzogen iſt, ſo kann er nicht die Saftdruͤſe ſeyn.
Iſt aber der oberſte Theil deſſelben haaricht, und der unterſte glatt,
oder umgekehrt, ſo iſt dieſer glatte Theil, beſonders wenn er ſich
noch durch eine wulſtfoͤrmige Geſtalt und durch eine beſondere Farbe
unterſcheidet, die Saftdruͤſe. Endlich iſt die Saftdruͤſe mehren-
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Einleitung.
theils gefaͤrbt, und ſelten gruͤn. Die gewoͤhnlichſte Farbe iſt gelb,
die ſeltnere weiß, pomeranzengelb, kirſchroth’ ꝛc. Dieſe verſchie-
dene Farbe ruͤhrt vermuthlich mehrentheils bloß von der verſchie-
denen Beſchaffenheit und Miſchung ihrer Beſtandtheije her; zu-
weilen aber ſcheint noch durch dieſelbe eine gewiſſe Abſicht erreicht
werden zu ſollen, daß nemlich die Saftdruͤſe den Inſekten in die
Augen falle.

2. Der Safthalter.

Der Safthalter iſt derjenige Theil einer Saftblume, welcher
den von der Saftdruͤſe abgeſonderten Saft empfaͤngt und enthaͤlt.
Seine innere Oberflaͤche iſt jederzeit glatt, und zwar aus zwey
Urſachen. Denn ſo wie erſtens die innere Oberflaͤche derjenigen
Gefaͤße, in welchen man fluͤſſige Koͤrper aufbewahren will, glatt
ſeyn muͤſſen, beſonders wenn die fluͤſſigen Koͤrper edel und koſtbar
ſind, damit bey Ausleerung derſelben nichts zuruͤckbleibe, welches
geſchehen wuͤrde, wenn ihre innere Oberflaͤche rauch waͤre: eben
ſo muß auch der Safthalter inwendig glatt ſeyn, damit die In-
ſekten den Saft rein ausſaugen oder ablecken koͤnnen. Zweitens
zieht ein Koͤrper von glatter Oberflaͤche einen fluͤſſigen Koͤrper ſtaͤr-
ker an, als ein ſolcher, deſſen Oberflaͤche rauch, oder mit Haaren
oder Wolle uͤberzogen iſt, weil jener mehr Beruͤhrungspunkte hat,
als dieſer. Nun ſoll der Saft im Safthalter ſo lange bleiben,
bis er von den Inſekten abgeholet wird, keinesweges aber von
ſelbſt herausfallen, noch durch den die Blume hin und her ſchuͤt-
telnden Wind herausgeworfen werden. Der Safthalter muß ihn
alſo ſtark anziehen, folglich glatt ſeyn. Die Geſtalt des Saft-
halters, und der Ort, wo er ſich befindet, iſt ſehr mannigfaltig
und verſchieden. Mehrentheils iſt derſelbe unmittelbar bey der
Saftdruͤſe befindlich, zuweilen von derſelben entfernt, oft iſt die
Saftdruͤſe ſelbſt zugleich der Safthalter.

3. Beſchuͤtzung des Safts vor dem Regen. Die
Saftdecke.

Die Saftblumen ſind ſo eingerichtet, daß zu ihrem Saft
zwar die Inſekten leicht gelangen koͤnnen, die Regentropfen aber,
welche auf oder in dieſelben gefallen ſind, immer in einiger Ent-
fernung von ihm bleiben, und ſich folglich mit demſelben
nicht vermiſchen, noch ihn verderben koͤnnen. So wie die Men-
ſchen die Oeffnungen derjenigen Gefaͤße, in welchen ſie koͤſtliche
Fluͤſſigkeiten aufbewahren, zuſtopfen, damit weder dieſe Fluͤſſig-
keiten verduͤnſten, noch Staub, Regen und andere fremdartige
Koͤrper ſich mit denſelben vermiſchen: eben ſo hat auch der guͤtige
und weiſe Urheber der Natur, nicht zufrieden damit, daß er in

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[[17]/0017] Einleitung. Einleitung. ſchlechterdings unbefruchtet bleiben muͤßten, verurſachen alſo, daß eben ſo viele Pflanzenarten ſich vermehren, und keine von denſelben untergeht. Zur Verbeſſerung aber und zur Veredelung der Pflanzen koͤnnen ſie nicht das geringſte beytragen. Wenn alſo die Bienen die Viehweiden, beſonders die Schafweiden, verbeſ- ſern, ſo kann dies nur alſo geſchehen, daß ſie die Blumen ſolcher Pflanzen, welche dem Vieh zutraͤglich ſind, vorzuͤglich beſuchen und befruchten. Und dieſes iſt, beſonders was die Schafweiden betrifft, ſehr wahrſcheinlich. Denn unter denjenigen Pflanzen, welche Gleditſch (Vermiſchte Abhandl. 1. Th. S. 284. ꝛc.) als ſolche anfuͤhret, welche vorzuͤglich von den Schafen geſucht wer- den, tragen die mehreſten ſolche Blumen, welche unmoͤglich ſich ſelbſt befruchten, oder vom Winde befruchtet werden koͤnnen, ſondern bloß von den Bienen und andern Inſekten befruchtet wer- den muͤſſen, und von welchen verſchiedene, wie ich aus der Er- fahrung weiß, von den Bienen wirklich beſucht werden. Bey allen denen Blumen, welche wirklich Saft abſondern, muͤſſen folgende fuͤnf Stuͤcke bemerkt werden. 1. Die Saftdruͤſe. Die Saftdruͤſe iſt derjenige Theil einer Saftblume, welcher den Saft bereitet und abſondert. Die Geſtalt derſelben, und der Ort, an welchem ſie ſich befindet, iſt hoͤchſt mannigfaltig und ver- ſchieden. Oft faͤllt dieſelbe, wenn man die Blume anſieht, ſo- gleich in die Augen; oft iſt ſie ziemlich verſteckt, ſo daß es, be- ſonders wenn ſie dabey ſehr klein iſt, einige Muͤhe koſtet, ſie zu finden. Oft iſt ſie der Fruchtknoten ſelbſt, oder ein Theil deſſel- ben, oft aber von demſelben ganz verſchieden und entfernt. Sie iſt fleiſchicht, oder von einer gewiſſen Dicke. Denn waͤre ſie ſo duͤnne, als z. B. die Kronenblaͤtter der mehreſten Blumen ſind, ſo koͤnnte ſie nicht eine gewiſſe, wenn auch ſehr kleine, Quantitaͤt Saft bereiten. Wenn alſo das Ende eines Horns oder Sporns fleiſchicht iſt, ſo iſt ſolches die Saftdruͤſe; iſt es aber eben ſo duͤnue, als der uͤbrige Theil, ſo muß man die Saftdruͤſe anderswo ſuchen. Sie iſt ferner kahl und glatt. Denn ſo wie ſich kein Grund an- geben laͤßt, warum ſie, wie andere Theile vieler Saftblumen, mit Haaren oder Wolle uͤberzogen ſeyn ſollte: ſo muß ſie ſchon aus der Urſache glatt ſeyn, weil ſie mehrentheils ein Theil des Saft- halters, oft der Safthalter ſelbſt iſt, von welchem ich bald zeigen werde, daß er beſtaͤndig glatt iſt. Wenn alſo der Fruchtknoten mit Haaren uͤberzogen iſt, ſo kann er nicht die Saftdruͤſe ſeyn. Iſt aber der oberſte Theil deſſelben haaricht, und der unterſte glatt, oder umgekehrt, ſo iſt dieſer glatte Theil, beſonders wenn er ſich noch durch eine wulſtfoͤrmige Geſtalt und durch eine beſondere Farbe unterſcheidet, die Saftdruͤſe. Endlich iſt die Saftdruͤſe mehren- theils gefaͤrbt, und ſelten gruͤn. Die gewoͤhnlichſte Farbe iſt gelb, die ſeltnere weiß, pomeranzengelb, kirſchroth’ ꝛc. Dieſe verſchie- dene Farbe ruͤhrt vermuthlich mehrentheils bloß von der verſchie- denen Beſchaffenheit und Miſchung ihrer Beſtandtheije her; zu- weilen aber ſcheint noch durch dieſelbe eine gewiſſe Abſicht erreicht werden zu ſollen, daß nemlich die Saftdruͤſe den Inſekten in die Augen falle. 2. Der Safthalter. Der Safthalter iſt derjenige Theil einer Saftblume, welcher den von der Saftdruͤſe abgeſonderten Saft empfaͤngt und enthaͤlt. Seine innere Oberflaͤche iſt jederzeit glatt, und zwar aus zwey Urſachen. Denn ſo wie erſtens die innere Oberflaͤche derjenigen Gefaͤße, in welchen man fluͤſſige Koͤrper aufbewahren will, glatt ſeyn muͤſſen, beſonders wenn die fluͤſſigen Koͤrper edel und koſtbar ſind, damit bey Ausleerung derſelben nichts zuruͤckbleibe, welches geſchehen wuͤrde, wenn ihre innere Oberflaͤche rauch waͤre: eben ſo muß auch der Safthalter inwendig glatt ſeyn, damit die In- ſekten den Saft rein ausſaugen oder ablecken koͤnnen. Zweitens zieht ein Koͤrper von glatter Oberflaͤche einen fluͤſſigen Koͤrper ſtaͤr- ker an, als ein ſolcher, deſſen Oberflaͤche rauch, oder mit Haaren oder Wolle uͤberzogen iſt, weil jener mehr Beruͤhrungspunkte hat, als dieſer. Nun ſoll der Saft im Safthalter ſo lange bleiben, bis er von den Inſekten abgeholet wird, keinesweges aber von ſelbſt herausfallen, noch durch den die Blume hin und her ſchuͤt- telnden Wind herausgeworfen werden. Der Safthalter muß ihn alſo ſtark anziehen, folglich glatt ſeyn. Die Geſtalt des Saft- halters, und der Ort, wo er ſich befindet, iſt ſehr mannigfaltig und verſchieden. Mehrentheils iſt derſelbe unmittelbar bey der Saftdruͤſe befindlich, zuweilen von derſelben entfernt, oft iſt die Saftdruͤſe ſelbſt zugleich der Safthalter. 3. Beſchuͤtzung des Safts vor dem Regen. Die Saftdecke. Die Saftblumen ſind ſo eingerichtet, daß zu ihrem Saft zwar die Inſekten leicht gelangen koͤnnen, die Regentropfen aber, welche auf oder in dieſelben gefallen ſind, immer in einiger Ent- fernung von ihm bleiben, und ſich folglich mit demſelben nicht vermiſchen, noch ihn verderben koͤnnen. So wie die Men- ſchen die Oeffnungen derjenigen Gefaͤße, in welchen ſie koͤſtliche Fluͤſſigkeiten aufbewahren, zuſtopfen, damit weder dieſe Fluͤſſig- keiten verduͤnſten, noch Staub, Regen und andere fremdartige Koͤrper ſich mit denſelben vermiſchen: eben ſo hat auch der guͤtige und weiſe Urheber der Natur, nicht zufrieden damit, daß er in A 3

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Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [17]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/17>, abgerufen am 21.11.2024.