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Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

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Aconitum. Aquilegia.

14. Die Befruchtungstheile einer älteren Blume. Die An-
theren sind sämtlich verblühet. Die Stigmate haben die Stelle
der blühenden Antheren eingenommen.

1. Die Saftdrüse ist eigentlich der oberste umgebogene,
fleischichtere, inwendig grüne, auswendig aber schwarzviolette
Theil der Düte, welche am Stiel der Saftmaschine befindlich ist.
Die Düte selbst ist violett, auch inwendig; diese Farbe verliert
sich aber nicht nach und nach in die grüne Farbe der Saftdrüse,
sondern wird durch einen dunklen Rand von derselben abgeschnit-
ten. Daß hier schlechterdings kein Regentropfen zum Saft kom-
men könne, lehrt der Augenschein. Die Düten sind ein einleuch-
tendes Beyspiel von der Anziehungskraft, welche die Safthalter
der Blumen gegen den Saft äußern. Drückt man nemlich den
oberen Theil einer von denselben zwischen den Fingern, so kömmt
unterwärts der große Safttropfen zum Vorschein; hört man aber
auf zu drücken, so dehnt sich die Düte mit elastischer Kraft plötz-
lich von einander, und der Safttropfen fährt wieder in die
Höhe.

Diese Blume wird eben so, wie die vorhergehende, von
Hummeln besucht und befruchtet. Denn wenn man die beiden
letzten Figuren mit der ersten vergleicht, so sieht man, daß die
Hummeln in den jüngeren Blumen nothwendig den Staub der
blühenden Antheren mit ihrem Unterleibe abstreifen, und in den
älteren Blumen denselben eben so nothwendig auf die Stigmate
bringen müssen.

Aconitum Lycoctonum. Gelber Sturmhut. Tab.
XV.
27--29.

27. Die etwas vergrösserte Blume in natürlicher Stellung,
von der Seite gesehen.

28. Dieselbe, von vorne gesehen.

29. Eine Saftmaschine.

Die Düte ist blaßgelb; die Saftdrüse ist von eben dieser
Farbe, aber fleischicht. Wenn man jene gegen das Licht hält,
so sieht man den Saft bis an die punktirte Linie stehen. Drückt
man dieselbe zwischen den Fingern, so findet auch hier das von
der vorhergehenden Art gesagte Statt.

Gegen den Regen ist der Saft in beiden Arten vollkommen
gesichert. Beider unterste Kronenblätter sind inwendig haaricht.
Beide haben kein Saftmaal.

Aquilegia.

Aquilegia vulgaris. Ackeley. Tab. XV. 30. Eine
etwas vergrösserte Saftdüte.

Das fleischichte Ende der Saftdüten sondert den Saft ab.
Dieser kann aus denselben nicht herausfließen, da er sich in ihrem
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Aquilegia. Nigella.
obersten umgebogenen Theil befindet, und von demselben zu stark
angezogen wird. Daß kein Regen zum Saft kommen könne,
lehrt der Augenschein. Ein Saftmaal hat diese Art nicht.

Die Blume wird von großen Hummeln besucht. Auch Bie-
nen traf ich auf derselben an. Sie sammleten zuerst den Staub
von den Antheren; anstatt aber alsdenn in die Saftdüten hinein-
zukriechen, begaben sie sich von außen auf dieselben, bissen in das
oberste Ende derselben ein Loch, und holten auf solche Art den
Saft heraus.

Leske will, wie Medikus S. 158. meldet, das soge-
nannte Wandern der Staubgefäße zum Pistill auch bey dieser
Blume wahrgenommen haben. Er hat sich aber auch hier geirrt.
Allerdings legt sich zwar die innerste Reihe der Staubgefäße mit
ihren blühenden Antheren an die Griffel, und so folgen ihnen
nach und nach die äußeren Reihen. Solange dies aber geschieht,
sind die Griffel noch kürzer, als die Filamente, und liegen dicht
an einander. Erst, wann alle Staubgefäße verblühet sind, ver-
längern sich die Griffel, so daß sie endlich länger werden, als
jene, und krümmen sich auseinander, so daß die Stigmate nicht
mehr beysammen stehen, sondern einen kleinen Raum einnehmen.
Die Blume ist also ein Dichogamist von der männlich-weiblichen
Art.

Aquilegia Canadensis. Hier ist zwar das Ende der
Saftdüten nicht umgebogen, sondern nur ein wenig gekrümmt;
der Saft aber kann dennoch nicht herausfließen, weil der lange
dünnere Theil ihn zu stark anzieht. Diese schöne Blume hat ein
Saftmaal. Denn die Krone ist roth, der untere weitere Theil
der Saftdüten aber gelb, besonders inwendig.

Nigella.

Nigella aruensis. Wilder Schwarzkümmel. Tab.
VI. 1--12 16--18. 22. Tab. XXIV. 5. 6. 9. Tab. XXV.
8.

Tab. VI. 4. Die vergrösserte Blume von oben gesehen.
Sie ist fünf Tage alt.

22. Dieselbe in natürlicher Stellung. Sie ist zwey Tage alt.

1. Eine Saftmaschine in natürlicher Stellung, von der
Seite, 2. von unten, 3. von oben gesehen.

9. Dieselbe, mit ihrem Deckel noch versehen, 10. desselben
beraubt.

12. Ein Theil einer Saftmaschine ohne den Deckel im Durch-
schnitt. a die Hälfte der Saftdrüse.

5. Der oberste Theil eines blühenden Staubgefäßes in na-
türlicher Stellung, von der Seite gesehen.

6. Die untere Seite desselben. Der eine Staubbeutel hat sich
schon ganz geöffnet, der andere hat angefangen sich zu öffnen.

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Aconitum. Aquilegia.

14. Die Befruchtungstheile einer aͤlteren Blume. Die An-
theren ſind ſaͤmtlich verbluͤhet. Die Stigmate haben die Stelle
der bluͤhenden Antheren eingenommen.

1. Die Saftdruͤſe iſt eigentlich der oberſte umgebogene,
fleiſchichtere, inwendig gruͤne, auswendig aber ſchwarzviolette
Theil der Duͤte, welche am Stiel der Saftmaſchine befindlich iſt.
Die Duͤte ſelbſt iſt violett, auch inwendig; dieſe Farbe verliert
ſich aber nicht nach und nach in die gruͤne Farbe der Saftdruͤſe,
ſondern wird durch einen dunklen Rand von derſelben abgeſchnit-
ten. Daß hier ſchlechterdings kein Regentropfen zum Saft kom-
men koͤnne, lehrt der Augenſchein. Die Duͤten ſind ein einleuch-
tendes Beyſpiel von der Anziehungskraft, welche die Safthalter
der Blumen gegen den Saft aͤußern. Druͤckt man nemlich den
oberen Theil einer von denſelben zwiſchen den Fingern, ſo koͤmmt
unterwaͤrts der große Safttropfen zum Vorſchein; hoͤrt man aber
auf zu druͤcken, ſo dehnt ſich die Duͤte mit elaſtiſcher Kraft ploͤtz-
lich von einander, und der Safttropfen faͤhrt wieder in die
Hoͤhe.

Dieſe Blume wird eben ſo, wie die vorhergehende, von
Hummeln beſucht und befruchtet. Denn wenn man die beiden
letzten Figuren mit der erſten vergleicht, ſo ſieht man, daß die
Hummeln in den juͤngeren Blumen nothwendig den Staub der
bluͤhenden Antheren mit ihrem Unterleibe abſtreifen, und in den
aͤlteren Blumen denſelben eben ſo nothwendig auf die Stigmate
bringen muͤſſen.

Aconitum Lycoctonum. Gelber Sturmhut. Tab.
XV.
27—29.

27. Die etwas vergroͤſſerte Blume in natuͤrlicher Stellung,
von der Seite geſehen.

28. Dieſelbe, von vorne geſehen.

29. Eine Saftmaſchine.

Die Duͤte iſt blaßgelb; die Saftdruͤſe iſt von eben dieſer
Farbe, aber fleiſchicht. Wenn man jene gegen das Licht haͤlt,
ſo ſieht man den Saft bis an die punktirte Linie ſtehen. Druͤckt
man dieſelbe zwiſchen den Fingern, ſo findet auch hier das von
der vorhergehenden Art geſagte Statt.

Gegen den Regen iſt der Saft in beiden Arten vollkommen
geſichert. Beider unterſte Kronenblaͤtter ſind inwendig haaricht.
Beide haben kein Saftmaal.

Aquilegia.

Aquilegia vulgaris. Ackeley. Tab. XV. 30. Eine
etwas vergroͤſſerte Saftduͤte.

Das fleiſchichte Ende der Saftduͤten ſondert den Saft ab.
Dieſer kann aus denſelben nicht herausfließen, da er ſich in ihrem
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Aquilegia. Nigella.
oberſten umgebogenen Theil befindet, und von demſelben zu ſtark
angezogen wird. Daß kein Regen zum Saft kommen koͤnne,
lehrt der Augenſchein. Ein Saftmaal hat dieſe Art nicht.

Die Blume wird von großen Hummeln beſucht. Auch Bie-
nen traf ich auf derſelben an. Sie ſammleten zuerſt den Staub
von den Antheren; anſtatt aber alsdenn in die Saftduͤten hinein-
zukriechen, begaben ſie ſich von außen auf dieſelben, biſſen in das
oberſte Ende derſelben ein Loch, und holten auf ſolche Art den
Saft heraus.

Leske will, wie Medikus S. 158. meldet, das ſoge-
nannte Wandern der Staubgefaͤße zum Piſtill auch bey dieſer
Blume wahrgenommen haben. Er hat ſich aber auch hier geirrt.
Allerdings legt ſich zwar die innerſte Reihe der Staubgefaͤße mit
ihren bluͤhenden Antheren an die Griffel, und ſo folgen ihnen
nach und nach die aͤußeren Reihen. Solange dies aber geſchieht,
ſind die Griffel noch kuͤrzer, als die Filamente, und liegen dicht
an einander. Erſt, wann alle Staubgefaͤße verbluͤhet ſind, ver-
laͤngern ſich die Griffel, ſo daß ſie endlich laͤnger werden, als
jene, und kruͤmmen ſich auseinander, ſo daß die Stigmate nicht
mehr beyſammen ſtehen, ſondern einen kleinen Raum einnehmen.
Die Blume iſt alſo ein Dichogamiſt von der maͤnnlich-weiblichen
Art.

Aquilegia Canadenſis. Hier iſt zwar das Ende der
Saftduͤten nicht umgebogen, ſondern nur ein wenig gekruͤmmt;
der Saft aber kann dennoch nicht herausfließen, weil der lange
duͤnnere Theil ihn zu ſtark anzieht. Dieſe ſchoͤne Blume hat ein
Saftmaal. Denn die Krone iſt roth, der untere weitere Theil
der Saftduͤten aber gelb, beſonders inwendig.

Nigella.

Nigella aruenſis. Wilder Schwarzkuͤmmel. Tab.
VI. 1—12 16—18. 22. Tab. XXIV. 5. 6. 9. Tab. XXV.
8.

Tab. VI. 4. Die vergroͤſſerte Blume von oben geſehen.
Sie iſt fuͤnf Tage alt.

22. Dieſelbe in natuͤrlicher Stellung. Sie iſt zwey Tage alt.

1. Eine Saftmaſchine in natuͤrlicher Stellung, von der
Seite, 2. von unten, 3. von oben geſehen.

9. Dieſelbe, mit ihrem Deckel noch verſehen, 10. deſſelben
beraubt.

12. Ein Theil einer Saftmaſchine ohne den Deckel im Durch-
ſchnitt. a die Haͤlfte der Saftdruͤſe.

5. Der oberſte Theil eines bluͤhenden Staubgefaͤßes in na-
tuͤrlicher Stellung, von der Seite geſehen.

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[[152]/0152] Aconitum. Aquilegia. Aquilegia. Nigella. 14. Die Befruchtungstheile einer aͤlteren Blume. Die An- theren ſind ſaͤmtlich verbluͤhet. Die Stigmate haben die Stelle der bluͤhenden Antheren eingenommen. 1. Die Saftdruͤſe iſt eigentlich der oberſte umgebogene, fleiſchichtere, inwendig gruͤne, auswendig aber ſchwarzviolette Theil der Duͤte, welche am Stiel der Saftmaſchine befindlich iſt. Die Duͤte ſelbſt iſt violett, auch inwendig; dieſe Farbe verliert ſich aber nicht nach und nach in die gruͤne Farbe der Saftdruͤſe, ſondern wird durch einen dunklen Rand von derſelben abgeſchnit- ten. Daß hier ſchlechterdings kein Regentropfen zum Saft kom- men koͤnne, lehrt der Augenſchein. Die Duͤten ſind ein einleuch- tendes Beyſpiel von der Anziehungskraft, welche die Safthalter der Blumen gegen den Saft aͤußern. Druͤckt man nemlich den oberen Theil einer von denſelben zwiſchen den Fingern, ſo koͤmmt unterwaͤrts der große Safttropfen zum Vorſchein; hoͤrt man aber auf zu druͤcken, ſo dehnt ſich die Duͤte mit elaſtiſcher Kraft ploͤtz- lich von einander, und der Safttropfen faͤhrt wieder in die Hoͤhe. Dieſe Blume wird eben ſo, wie die vorhergehende, von Hummeln beſucht und befruchtet. Denn wenn man die beiden letzten Figuren mit der erſten vergleicht, ſo ſieht man, daß die Hummeln in den juͤngeren Blumen nothwendig den Staub der bluͤhenden Antheren mit ihrem Unterleibe abſtreifen, und in den aͤlteren Blumen denſelben eben ſo nothwendig auf die Stigmate bringen muͤſſen. Aconitum Lycoctonum. Gelber Sturmhut. Tab. XV. 27—29. 27. Die etwas vergroͤſſerte Blume in natuͤrlicher Stellung, von der Seite geſehen. 28. Dieſelbe, von vorne geſehen. 29. Eine Saftmaſchine. Die Duͤte iſt blaßgelb; die Saftdruͤſe iſt von eben dieſer Farbe, aber fleiſchicht. Wenn man jene gegen das Licht haͤlt, ſo ſieht man den Saft bis an die punktirte Linie ſtehen. Druͤckt man dieſelbe zwiſchen den Fingern, ſo findet auch hier das von der vorhergehenden Art geſagte Statt. Gegen den Regen iſt der Saft in beiden Arten vollkommen geſichert. Beider unterſte Kronenblaͤtter ſind inwendig haaricht. Beide haben kein Saftmaal. Aquilegia. Aquilegia vulgaris. Ackeley. Tab. XV. 30. Eine etwas vergroͤſſerte Saftduͤte. Das fleiſchichte Ende der Saftduͤten ſondert den Saft ab. Dieſer kann aus denſelben nicht herausfließen, da er ſich in ihrem oberſten umgebogenen Theil befindet, und von demſelben zu ſtark angezogen wird. Daß kein Regen zum Saft kommen koͤnne, lehrt der Augenſchein. Ein Saftmaal hat dieſe Art nicht. Die Blume wird von großen Hummeln beſucht. Auch Bie- nen traf ich auf derſelben an. Sie ſammleten zuerſt den Staub von den Antheren; anſtatt aber alsdenn in die Saftduͤten hinein- zukriechen, begaben ſie ſich von außen auf dieſelben, biſſen in das oberſte Ende derſelben ein Loch, und holten auf ſolche Art den Saft heraus. Leske will, wie Medikus S. 158. meldet, das ſoge- nannte Wandern der Staubgefaͤße zum Piſtill auch bey dieſer Blume wahrgenommen haben. Er hat ſich aber auch hier geirrt. Allerdings legt ſich zwar die innerſte Reihe der Staubgefaͤße mit ihren bluͤhenden Antheren an die Griffel, und ſo folgen ihnen nach und nach die aͤußeren Reihen. Solange dies aber geſchieht, ſind die Griffel noch kuͤrzer, als die Filamente, und liegen dicht an einander. Erſt, wann alle Staubgefaͤße verbluͤhet ſind, ver- laͤngern ſich die Griffel, ſo daß ſie endlich laͤnger werden, als jene, und kruͤmmen ſich auseinander, ſo daß die Stigmate nicht mehr beyſammen ſtehen, ſondern einen kleinen Raum einnehmen. Die Blume iſt alſo ein Dichogamiſt von der maͤnnlich-weiblichen Art. Aquilegia Canadenſis. Hier iſt zwar das Ende der Saftduͤten nicht umgebogen, ſondern nur ein wenig gekruͤmmt; der Saft aber kann dennoch nicht herausfließen, weil der lange duͤnnere Theil ihn zu ſtark anzieht. Dieſe ſchoͤne Blume hat ein Saftmaal. Denn die Krone iſt roth, der untere weitere Theil der Saftduͤten aber gelb, beſonders inwendig. Nigella. Nigella aruenſis. Wilder Schwarzkuͤmmel. Tab. VI. 1—12 16—18. 22. Tab. XXIV. 5. 6. 9. Tab. XXV. 8. Tab. VI. 4. Die vergroͤſſerte Blume von oben geſehen. Sie iſt fuͤnf Tage alt. 22. Dieſelbe in natuͤrlicher Stellung. Sie iſt zwey Tage alt. 1. Eine Saftmaſchine in natuͤrlicher Stellung, von der Seite, 2. von unten, 3. von oben geſehen. 9. Dieſelbe, mit ihrem Deckel noch verſehen, 10. deſſelben beraubt. 12. Ein Theil einer Saftmaſchine ohne den Deckel im Durch- ſchnitt. a die Haͤlfte der Saftdruͤſe. 5. Der oberſte Theil eines bluͤhenden Staubgefaͤßes in na- tuͤrlicher Stellung, von der Seite geſehen. 6. Die untere Seite deſſelben. Der eine Staubbeutel hat ſich ſchon ganz geoͤffnet, der andere hat angefangen ſich zu oͤffnen.

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Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [152]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/152>, abgerufen am 21.11.2024.