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Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

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Potentilla. Chelidonium.
viel Blasenfüße in derselben. Auch fand ich kleine Fliegen in der-
selben, und zwar auf dem mittelsten etwas aufgetriebenen Theil
des Kelchs, welcher in ringförmiger Gestalt die Pistille umgiebt,
die Staubgefäße trägt, und mit Haaren versehen ist. Sie hiel-
ten sich lange daselbst auf, und ich bemerkte deutlich, daß sie diese
Stelle beleckten.

Potentilla verna. Diese Blume wird von den Bienen
häufig besucht. Den Saft derselben habe ich nicht gesehen; ich
glaube aber, daß die geringe Quantität desselben davon die Ur-
sache gewesen ist. Die Saftdrüse und zugleich der Safthalter
scheint der mittelste Theil des Kelchs zu seyn, welcher pomeran-
zenfarben ist. Uebrigens ist der Kelch glänzendglatt, vermuthlich,
damit die Blume den Insekten besser in die Augen falle. Um die
Fruchtknoten herum steht eine Reihe von Haaren, welche wahr-
scheinlich die Saftdecke ist. Ich fand einen kleinen schwarzen mit
gelben Düpfeln gezierten Käfer (Coccinella) auf der Blume,
und bemerkte deutlich, daß er sein Maul zwischen den Ring von
Haaren und den pomeranzenfarbenen Theil des Kelchs gesteckt
hatte. Als ich ihn von da vertrieben hatte, so begab er sich auf
eben diese Stelle wieder hin, zum Beweise, daß er daselbst Nah-
rung fand.

Es ist sonderbar, daß diese Pflanze immer auf der Mittags-
seite kleiner Hügel, keinesweges aber auf der Mitternachtsseite
derselben angetroffen wird. Dieser Standort ist allerdings der
vortheilhafteste für dieselbe. Denn sie blühet zu einer Jahreszeit,
in welcher die Sonne noch sehr niedrig steht, folglich zwar die
Mittagsseite, aber nicht die Mitternachtsseite solcher Hügel er-
wärmen kann. Aber wie geht es zu, daß diejenigen Samen-
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Geum. Comarum. Papauer.
körner, welche auf die Mitternachtsseite fallen, nicht aufgehen,
und sich in Pflanzen verwandeln?

Die Blume ist eine Tagesblume; denn des Nachts ist sie ge-
schlossen.

Geum.

Geum riuale. Der Grund des Kelchs, auf welchem die
Filamente stehen, ist die Saftdrüse und der Safthalter. Daß
zu dem Saft kein Regentropfen kommen könne, lehrt der Au-
genschein.

Geum vrbanum. Tab. XXII. 24. Ein Theil des
Kelchs nebst Einem Kronenblatt. Unter den Filamenten sieht
man die Safttröpfchen.

Diese Blume habe ich lange für saftleer gehalten, weil ich
bey oftmaliger Untersuchung derselben keinen Saft finden konnte.
Endlich entdeckte ich denselben.

Der glatte Grund des Kelchs, oder der zwischen den Frucht-
knoten und den Filamenten befindliche Theil desselben ist die Saft-
drüse und der Safthalter. Der Saft besteht aus überaus kleinen
Tröpfchen. Zu denselben kann schlechterdings kein Regentropfen
dringen, weder von oben durch die Pistille und Staubgefäße hin-
durch, noch von der Seite zwischen die Filamente hindurch.

Comarum.

Comarum palustre. Der Grund des Kelchs zwischen
den Fruchtknoten und den Filamenten ist die Saftdrüse und zu-
gleich der Safthalter. Die Quantltät des Safts ist ansehnlich.

[Spaltenumbruch]

Dreyzehnte Klasse. Polyandria.

Zwitterblumen mit zwanzig oder mehr Staubgefäßen, welche auf dem Boden stehen.

[Spaltenumbruch]
Chelidonium.

Chelidonium maius. Schöllkraut. Diese Blume ist
eine von denjenigen, welche mich abgehalten haben, in der Ein-
leitung zu behaupten, daß jede mit einer Krone versehene Blume
eine Saftblume ist. Sie hat eine ansehnliche Krone; dennoch
habe ich keinen Saft in derselben gefunden. Sie wird von den
Bienen besucht.

[Spaltenumbruch]
Papauer.

Krünitz sagt, daß die Arten des Mohns den Bienen Ho-
nig geben. Ich wünschte, daß er hinzugesetzt hätte, wo eigent-
lich der Saft befindlich ist; denn ich habe denselben bisher noch
nicht finden können. Seine Behauptung scheint indessen dadurch
bestätigt zu werden, daß sich sehr viel Blasensüße in den Blumen
des Papauer somniferum aufhalten. Gleditsch hingegen sagt

von

[Spaltenumbruch]

Potentilla. Chelidonium.
viel Blaſenfuͤße in derſelben. Auch fand ich kleine Fliegen in der-
ſelben, und zwar auf dem mittelſten etwas aufgetriebenen Theil
des Kelchs, welcher in ringfoͤrmiger Geſtalt die Piſtille umgiebt,
die Staubgefaͤße traͤgt, und mit Haaren verſehen iſt. Sie hiel-
ten ſich lange daſelbſt auf, und ich bemerkte deutlich, daß ſie dieſe
Stelle beleckten.

Potentilla verna. Dieſe Blume wird von den Bienen
haͤufig beſucht. Den Saft derſelben habe ich nicht geſehen; ich
glaube aber, daß die geringe Quantitaͤt deſſelben davon die Ur-
ſache geweſen iſt. Die Saftdruͤſe und zugleich der Safthalter
ſcheint der mittelſte Theil des Kelchs zu ſeyn, welcher pomeran-
zenfarben iſt. Uebrigens iſt der Kelch glaͤnzendglatt, vermuthlich,
damit die Blume den Inſekten beſſer in die Augen falle. Um die
Fruchtknoten herum ſteht eine Reihe von Haaren, welche wahr-
ſcheinlich die Saftdecke iſt. Ich fand einen kleinen ſchwarzen mit
gelben Duͤpfeln gezierten Kaͤfer (Coccinella) auf der Blume,
und bemerkte deutlich, daß er ſein Maul zwiſchen den Ring von
Haaren und den pomeranzenfarbenen Theil des Kelchs geſteckt
hatte. Als ich ihn von da vertrieben hatte, ſo begab er ſich auf
eben dieſe Stelle wieder hin, zum Beweiſe, daß er daſelbſt Nah-
rung fand.

Es iſt ſonderbar, daß dieſe Pflanze immer auf der Mittags-
ſeite kleiner Huͤgel, keinesweges aber auf der Mitternachtsſeite
derſelben angetroffen wird. Dieſer Standort iſt allerdings der
vortheilhafteſte fuͤr dieſelbe. Denn ſie bluͤhet zu einer Jahreszeit,
in welcher die Sonne noch ſehr niedrig ſteht, folglich zwar die
Mittagsſeite, aber nicht die Mitternachtsſeite ſolcher Huͤgel er-
waͤrmen kann. Aber wie geht es zu, daß diejenigen Samen-
[Spaltenumbruch]

Geum. Comarum. Papauer.
koͤrner, welche auf die Mitternachtsſeite fallen, nicht aufgehen,
und ſich in Pflanzen verwandeln?

Die Blume iſt eine Tagesblume; denn des Nachts iſt ſie ge-
ſchloſſen.

Geum.

Geum riuale. Der Grund des Kelchs, auf welchem die
Filamente ſtehen, iſt die Saftdruͤſe und der Safthalter. Daß
zu dem Saft kein Regentropfen kommen koͤnne, lehrt der Au-
genſchein.

Geum vrbanum. Tab. XXII. 24. Ein Theil des
Kelchs nebſt Einem Kronenblatt. Unter den Filamenten ſieht
man die Safttroͤpfchen.

Dieſe Blume habe ich lange fuͤr ſaftleer gehalten, weil ich
bey oftmaliger Unterſuchung derſelben keinen Saft finden konnte.
Endlich entdeckte ich denſelben.

Der glatte Grund des Kelchs, oder der zwiſchen den Frucht-
knoten und den Filamenten befindliche Theil deſſelben iſt die Saft-
druͤſe und der Safthalter. Der Saft beſteht aus uͤberaus kleinen
Troͤpfchen. Zu denſelben kann ſchlechterdings kein Regentropfen
dringen, weder von oben durch die Piſtille und Staubgefaͤße hin-
durch, noch von der Seite zwiſchen die Filamente hindurch.

Comarum.

Comarum paluſtre. Der Grund des Kelchs zwiſchen
den Fruchtknoten und den Filamenten iſt die Saftdruͤſe und zu-
gleich der Safthalter. Die Quantltaͤt des Safts iſt anſehnlich.

[Spaltenumbruch]

Dreyzehnte Klaſſe. Polyandria.

Zwitterblumen mit zwanzig oder mehr Staubgefaͤßen, welche auf dem Boden ſtehen.

[Spaltenumbruch]
Chelidonium.

Chelidonium maius. Schoͤllkraut. Dieſe Blume iſt
eine von denjenigen, welche mich abgehalten haben, in der Ein-
leitung zu behaupten, daß jede mit einer Krone verſehene Blume
eine Saftblume iſt. Sie hat eine anſehnliche Krone; dennoch
habe ich keinen Saft in derſelben gefunden. Sie wird von den
Bienen beſucht.

[Spaltenumbruch]
Papauer.

Kruͤnitz ſagt, daß die Arten des Mohns den Bienen Ho-
nig geben. Ich wuͤnſchte, daß er hinzugeſetzt haͤtte, wo eigent-
lich der Saft befindlich iſt; denn ich habe denſelben bisher noch
nicht finden koͤnnen. Seine Behauptung ſcheint indeſſen dadurch
beſtaͤtigt zu werden, daß ſich ſehr viel Blaſenſuͤße in den Blumen
des Papauer ſomniferum aufhalten. Gleditſch hingegen ſagt

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[[148]/0148] Potentilla. Chelidonium. Geum. Comarum. Papauer. viel Blaſenfuͤße in derſelben. Auch fand ich kleine Fliegen in der- ſelben, und zwar auf dem mittelſten etwas aufgetriebenen Theil des Kelchs, welcher in ringfoͤrmiger Geſtalt die Piſtille umgiebt, die Staubgefaͤße traͤgt, und mit Haaren verſehen iſt. Sie hiel- ten ſich lange daſelbſt auf, und ich bemerkte deutlich, daß ſie dieſe Stelle beleckten. Potentilla verna. Dieſe Blume wird von den Bienen haͤufig beſucht. Den Saft derſelben habe ich nicht geſehen; ich glaube aber, daß die geringe Quantitaͤt deſſelben davon die Ur- ſache geweſen iſt. Die Saftdruͤſe und zugleich der Safthalter ſcheint der mittelſte Theil des Kelchs zu ſeyn, welcher pomeran- zenfarben iſt. Uebrigens iſt der Kelch glaͤnzendglatt, vermuthlich, damit die Blume den Inſekten beſſer in die Augen falle. Um die Fruchtknoten herum ſteht eine Reihe von Haaren, welche wahr- ſcheinlich die Saftdecke iſt. Ich fand einen kleinen ſchwarzen mit gelben Duͤpfeln gezierten Kaͤfer (Coccinella) auf der Blume, und bemerkte deutlich, daß er ſein Maul zwiſchen den Ring von Haaren und den pomeranzenfarbenen Theil des Kelchs geſteckt hatte. Als ich ihn von da vertrieben hatte, ſo begab er ſich auf eben dieſe Stelle wieder hin, zum Beweiſe, daß er daſelbſt Nah- rung fand. Es iſt ſonderbar, daß dieſe Pflanze immer auf der Mittags- ſeite kleiner Huͤgel, keinesweges aber auf der Mitternachtsſeite derſelben angetroffen wird. Dieſer Standort iſt allerdings der vortheilhafteſte fuͤr dieſelbe. Denn ſie bluͤhet zu einer Jahreszeit, in welcher die Sonne noch ſehr niedrig ſteht, folglich zwar die Mittagsſeite, aber nicht die Mitternachtsſeite ſolcher Huͤgel er- waͤrmen kann. Aber wie geht es zu, daß diejenigen Samen- koͤrner, welche auf die Mitternachtsſeite fallen, nicht aufgehen, und ſich in Pflanzen verwandeln? Die Blume iſt eine Tagesblume; denn des Nachts iſt ſie ge- ſchloſſen. Geum. Geum riuale. Der Grund des Kelchs, auf welchem die Filamente ſtehen, iſt die Saftdruͤſe und der Safthalter. Daß zu dem Saft kein Regentropfen kommen koͤnne, lehrt der Au- genſchein. Geum vrbanum. Tab. XXII. 24. Ein Theil des Kelchs nebſt Einem Kronenblatt. Unter den Filamenten ſieht man die Safttroͤpfchen. Dieſe Blume habe ich lange fuͤr ſaftleer gehalten, weil ich bey oftmaliger Unterſuchung derſelben keinen Saft finden konnte. Endlich entdeckte ich denſelben. Der glatte Grund des Kelchs, oder der zwiſchen den Frucht- knoten und den Filamenten befindliche Theil deſſelben iſt die Saft- druͤſe und der Safthalter. Der Saft beſteht aus uͤberaus kleinen Troͤpfchen. Zu denſelben kann ſchlechterdings kein Regentropfen dringen, weder von oben durch die Piſtille und Staubgefaͤße hin- durch, noch von der Seite zwiſchen die Filamente hindurch. Comarum. Comarum paluſtre. Der Grund des Kelchs zwiſchen den Fruchtknoten und den Filamenten iſt die Saftdruͤſe und zu- gleich der Safthalter. Die Quantltaͤt des Safts iſt anſehnlich. Dreyzehnte Klaſſe. Polyandria. Zwitterblumen mit zwanzig oder mehr Staubgefaͤßen, welche auf dem Boden ſtehen. Chelidonium. Chelidonium maius. Schoͤllkraut. Dieſe Blume iſt eine von denjenigen, welche mich abgehalten haben, in der Ein- leitung zu behaupten, daß jede mit einer Krone verſehene Blume eine Saftblume iſt. Sie hat eine anſehnliche Krone; dennoch habe ich keinen Saft in derſelben gefunden. Sie wird von den Bienen beſucht. Papauer. Kruͤnitz ſagt, daß die Arten des Mohns den Bienen Ho- nig geben. Ich wuͤnſchte, daß er hinzugeſetzt haͤtte, wo eigent- lich der Saft befindlich iſt; denn ich habe denſelben bisher noch nicht finden koͤnnen. Seine Behauptung ſcheint indeſſen dadurch beſtaͤtigt zu werden, daß ſich ſehr viel Blaſenſuͤße in den Blumen des Papauer ſomniferum aufhalten. Gleditſch hingegen ſagt von

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Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [148]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/148>, abgerufen am 30.12.2024.