Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Theatralischer Anhang. SCENA XV. Die vorigen/ Cardenio und Celinde. Cardenio. Was Hencker, Heinrich, machst du hier? Heinrich. Herr, nichts, man droht, man eifert mir! Sylvio. Ach! er hat meiner Leonoren, Sie ihm, den Eyd der Treu geschworen. Ach denckt das grosse Unglück an! Die tolle Raserey, den Wahn, Jch rase, o! ich komm von Sinnen, Geht, schafft den Bengel nur von hinnen, Und prügelt ihn zuerst recht scharff; Heinr. Cardenio, zieht ab die Larv. (Cardenio küsset dem vermeinten Heinrich die Hand.) Herr, ich hab nach meiner Pflicht, Alles/ was ihr mir befohlen, Gantz getreulich ausgericht. Freunde, euch sey unverholen, Jch bin nicht Cardenio, Nein, ich stellte mich nur so. Er ist Herr, ich bin der Diener, Und wir wagten uns noch kühner, Denn wir nahmen einge Zeit, Die verstellte Zärtlichkeit, Dieses ist des Heinrichs Kleid, Jch bin ihm zum Dienst bereit. (sehen alle bestürtzt aus.) Heinrich. Vergebet mir mein fromm Verbrechen, Die
Theatraliſcher Anhang. SCENA XV. Die vorigen/ Cardenio und Celinde. Cardenio. Was Hencker, Heinrich, machſt du hier? Heinrich. Herr, nichts, man droht, man eifert mir! Sylvio. Ach! er hat meiner Leonoren, Sie ihm, den Eyd der Treu geſchworen. Ach denckt das groſſe Ungluͤck an! Die tolle Raſerey, den Wahn, Jch raſe, o! ich komm von Sinnen, Geht, ſchafft den Bengel nur von hinnen, Und pruͤgelt ihn zuerſt recht ſcharff; Heinr. Cardenio, zieht ab die Larv. (Cardenio kuͤſſet dem vermeinten Heinrich die Hand.) Herr, ich hab nach meiner Pflicht, Alles/ was ihr mir befohlen, Gantz getreulich ausgericht. Freunde, euch ſey unverholen, Jch bin nicht Cardenio, Nein, ich ſtellte mich nur ſo. Er iſt Herr, ich bin der Diener, Und wir wagten uns noch kuͤhner, Denn wir nahmen einge Zeit, Die verſtellte Zaͤrtlichkeit, Dieſes iſt des Heinrichs Kleid, Jch bin ihm zum Dienſt bereit. (ſehen alle beſtuͤrtzt aus.) Heinrich. Vergebet mir mein fromm Verbrechen, Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0262" n="230"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Theatraliſcher Anhang.</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SCENA</hi> XV.</hi> </head><lb/> <stage> <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#b">Die vorigen/ <hi rendition="#aq">Cardenio</hi> und <hi rendition="#aq">Celinde.</hi></hi> </hi> </p> </stage><lb/> <sp who="#CAR"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Cardenio.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>as Hencker, Heinrich, machſt du hier?</p> </sp><lb/> <sp who="#HEI"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Heinrich.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Herr, nichts, man droht, man eifert mir!</p> </sp><lb/> <sp who="#SIL"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Sylvio.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ach! er hat meiner Leonoren,<lb/> Sie ihm, den Eyd der Treu geſchworen.<lb/> Ach denckt das groſſe Ungluͤck an!<lb/> Die tolle Raſerey, den Wahn,<lb/> Jch raſe, o! ich komm von Sinnen,<lb/> Geht, ſchafft den Bengel nur von hinnen,<lb/> Und pruͤgelt ihn zuerſt recht ſcharff;</p> </sp><lb/> <sp who="#HEI"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Heinr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#aq">Cardenio,</hi> zieht ab die Larv.</p><lb/> <stage>(<hi rendition="#aq">Cardenio</hi> kuͤſſet dem vermeinten Heinrich die Hand.)</stage><lb/> <p>Herr, ich hab nach meiner Pflicht,<lb/> Alles/ was ihr mir befohlen,<lb/> Gantz getreulich ausgericht.<lb/> Freunde, euch ſey unverholen,<lb/> Jch bin nicht <hi rendition="#aq">Cardenio,</hi><lb/> Nein, ich ſtellte mich nur ſo.<lb/> Er iſt Herr, ich bin der Diener,<lb/> Und wir wagten uns noch kuͤhner,<lb/> Denn wir nahmen einge Zeit,<lb/> Die verſtellte Zaͤrtlichkeit,<lb/> Dieſes iſt des Heinrichs Kleid,<lb/> Jch bin ihm zum Dienſt bereit.</p> </sp><lb/> <stage>(ſehen alle beſtuͤrtzt aus.)</stage><lb/> <sp who="#HEI"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Heinrich.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Vergebet mir mein fromm Verbrechen,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0262]
Theatraliſcher Anhang.
SCENA XV.
Die vorigen/ Cardenio und Celinde.
Cardenio.
Was Hencker, Heinrich, machſt du hier?
Heinrich.
Herr, nichts, man droht, man eifert mir!
Sylvio.
Ach! er hat meiner Leonoren,
Sie ihm, den Eyd der Treu geſchworen.
Ach denckt das groſſe Ungluͤck an!
Die tolle Raſerey, den Wahn,
Jch raſe, o! ich komm von Sinnen,
Geht, ſchafft den Bengel nur von hinnen,
Und pruͤgelt ihn zuerſt recht ſcharff;
Heinr.
Cardenio, zieht ab die Larv.
(Cardenio kuͤſſet dem vermeinten Heinrich die Hand.)
Herr, ich hab nach meiner Pflicht,
Alles/ was ihr mir befohlen,
Gantz getreulich ausgericht.
Freunde, euch ſey unverholen,
Jch bin nicht Cardenio,
Nein, ich ſtellte mich nur ſo.
Er iſt Herr, ich bin der Diener,
Und wir wagten uns noch kuͤhner,
Denn wir nahmen einge Zeit,
Die verſtellte Zaͤrtlichkeit,
Dieſes iſt des Heinrichs Kleid,
Jch bin ihm zum Dienſt bereit.
(ſehen alle beſtuͤrtzt aus.)
Heinrich.
Vergebet mir mein fromm Verbrechen,
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |