Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Theatralischer Anhang. Daß ich auf ewig deine sey,Den Sehnsuchts-vollen Kuß. (hertzet ihn.) SCENA XIV. Silvio, Alphonso kommen. Eleonore. (fährt zurück.) O Himmel! Silvio. Was, Tochter, machst du hier mit diesem Limmel? Eleonore. Ja Vater! wisse ohne Scham, Der Diener ist mein Bräutigam, Er ists, und seine fromme Seele, Den ich zu meinem Gatten wehle. (kniet nieder zur Rechten/ Heinrich zur Lincken.) Sieh, Vater! meiner Thränen Guß, Gieb deinen gütigsten Entschluß, Bezwing den Zorn und sey gelassen, Jch werd ihn ewig nicht verlassen. Heinr. Herr, seyd ihr anders tugendhafft, Liebt ihr der Liebe Eigenschafft, So nehmt zum Eidam diesen Armen, So heget Mitleid und Erbarmen, Denn diese ist mein Augen-Licht, Denn diese laß ich ewig nicht. Silvio. Ach Vetter! mir ist angst und bang! Geh, Strick, verdammter Galgen-Strang! Du solst durch diesen Prügel sterben, Und Leonor, dich will ich heute noch enterben. SCE- P 3
Theatraliſcher Anhang. Daß ich auf ewig deine ſey,Den Sehnſuchts-vollen Kuß. (hertzet ihn.) SCENA XIV. Silvio, Alphonſo kommen. Eleonore. (faͤhrt zuruͤck.) O Himmel! Silvio. Was, Tochter, machſt du hier mit dieſem Lim̃el? Eleonore. Ja Vater! wiſſe ohne Scham, Der Diener iſt mein Braͤutigam, Er iſts, und ſeine fromme Seele, Den ich zu meinem Gatten wehle. (kniet nieder zur Rechten/ Heinrich zur Lincken.) Sieh, Vater! meiner Thraͤnen Guß, Gieb deinen guͤtigſten Entſchluß, Bezwing den Zorn und ſey gelaſſen, Jch werd ihn ewig nicht verlaſſen. Heinr. Herr, ſeyd ihr anders tugendhafft, Liebt ihr der Liebe Eigenſchafft, So nehmt zum Eidam dieſen Armen, So heget Mitleid und Erbarmen, Denn dieſe iſt mein Augen-Licht, Denn dieſe laß ich ewig nicht. Silvio. Ach Vetter! mir iſt angſt und bang! Geh, Strick, verdammter Galgen-Strang! Du ſolſt durch dieſen Pruͤgel ſterben, Und Leonor, dich will ich heute noch enterben. SCE- P 3
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Theatraliſcher Anhang.
Daß ich auf ewig deine ſey,
Den Sehnſuchts-vollen Kuß.
(hertzet ihn.)
SCENA XIV.
Silvio, Alphonſo kommen.
Eleonore. (faͤhrt zuruͤck.)
O Himmel!
Silvio.
Was, Tochter, machſt du hier mit dieſem Lim̃el?
Eleonore.
Ja Vater! wiſſe ohne Scham,
Der Diener iſt mein Braͤutigam,
Er iſts, und ſeine fromme Seele,
Den ich zu meinem Gatten wehle.
(kniet nieder zur Rechten/ Heinrich zur Lincken.)
Sieh, Vater! meiner Thraͤnen Guß,
Gieb deinen guͤtigſten Entſchluß,
Bezwing den Zorn und ſey gelaſſen,
Jch werd ihn ewig nicht verlaſſen.
Heinr.
Herr, ſeyd ihr anders tugendhafft,
Liebt ihr der Liebe Eigenſchafft,
So nehmt zum Eidam dieſen Armen,
So heget Mitleid und Erbarmen,
Denn dieſe iſt mein Augen-Licht,
Denn dieſe laß ich ewig nicht.
Silvio.
Ach Vetter! mir iſt angſt und bang!
Geh, Strick, verdammter Galgen-Strang!
Du ſolſt durch dieſen Pruͤgel ſterben,
Und Leonor, dich will ich heute noch enterben.
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