Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Theatralischer Anhang. Bis ich in das niedre steige,Wo ich einst will deine seyn, Wenn der Tod das Ende macht, Schatz, Cleander, gute Nacht. Ach! wie gerecht ist nicht mein Jammer, Schlaf sanfft in deiner Ruhe-Kammer, Mein Hertze ist dein Leichenstein. Da ich dich hier so sehnlich liebte, Ach ich Verlaßne, ich Betrübte, So soll dieß meine Losung seyn, Mein Hertze ist dein Leichenstein, Den dir die Zärtlichkeit gemacht. Mein Schatz, Cleander, gute Nacht. (Gehet ab.) SCENA III. Sylvio, Alphonso. Alphonso. Don Sylvio, du dauerst mich, Ja ich mein Freund bejammre dich, Cleander ist dahin gestorben, Der böse Livio verdorben, Don Sylvio, du armer Mann, Was fängst du nunmehr künfftig an. Sylvio. Wohl recht, du kennest meine Plage, Du weist, daß ich mit Schwehrmuth klage, Der Himmel gebe mir nur Trost. Mein Schicksal ist zwar hart erboßt, Doch will ich seiner Gnade trauen, Und auf der Vorsicht Hülffe bauen, Die N
Theatraliſcher Anhang. Bis ich in das niedre ſteige,Wo ich einſt will deine ſeyn, Wenn der Tod das Ende macht, Schatz, Cleander, gute Nacht. Ach! wie gerecht iſt nicht mein Jammer, Schlaf ſanfft in deiner Ruhe-Kammer, Mein Hertze iſt dein Leichenſtein. Da ich dich hier ſo ſehnlich liebte, Ach ich Verlaßne, ich Betruͤbte, So ſoll dieß meine Loſung ſeyn, Mein Hertze iſt dein Leichenſtein, Den dir die Zaͤrtlichkeit gemacht. Mein Schatz, Cleander, gute Nacht. (Gehet ab.) SCENA III. Sylvio, Alphonſo. Alphonſo. Don Sylvio, du dauerſt mich, Ja ich mein Freund bejammre dich, Cleander iſt dahin geſtorben, Der boͤſe Livio verdorben, Don Sylvio, du armer Mann, Was faͤngſt du nunmehr kuͤnfftig an. Sylvio. Wohl recht, du kenneſt meine Plage, Du weiſt, daß ich mit Schwehrmuth klage, Der Himmel gebe mir nur Troſt. Mein Schickſal iſt zwar hart erboßt, Doch will ich ſeiner Gnade trauen, Und auf der Vorſicht Huͤlffe bauen, Die N
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Theatraliſcher Anhang.
Bis ich in das niedre ſteige,
Wo ich einſt will deine ſeyn,
Wenn der Tod das Ende macht,
Schatz, Cleander, gute Nacht.
Ach! wie gerecht iſt nicht mein Jammer,
Schlaf ſanfft in deiner Ruhe-Kammer,
Mein Hertze iſt dein Leichenſtein.
Da ich dich hier ſo ſehnlich liebte,
Ach ich Verlaßne, ich Betruͤbte,
So ſoll dieß meine Loſung ſeyn,
Mein Hertze iſt dein Leichenſtein,
Den dir die Zaͤrtlichkeit gemacht.
Mein Schatz, Cleander, gute Nacht.
(Gehet ab.)
SCENA III.
Sylvio, Alphonſo.
Alphonſo.
Don Sylvio, du dauerſt mich,
Ja ich mein Freund bejammre dich,
Cleander iſt dahin geſtorben,
Der boͤſe Livio verdorben,
Don Sylvio, du armer Mann,
Was faͤngſt du nunmehr kuͤnfftig an.
Sylvio.
Wohl recht, du kenneſt meine Plage,
Du weiſt, daß ich mit Schwehrmuth klage,
Der Himmel gebe mir nur Troſt.
Mein Schickſal iſt zwar hart erboßt,
Doch will ich ſeiner Gnade trauen,
Und auf der Vorſicht Huͤlffe bauen,
Die
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Zitationshilfe: | Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/223>, abgerufen am 21.02.2025. |