Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Vermischte Send-Schreiben. Nachdem die Winde sind, sich rechts und linckesdrehen, Die haben sich allein auf Trügerey befleist; Die werden ewiglich von Hauß und Hertz verweist. Der dritte Titul soll von baar verleiten Sachen, was da zu halten sey, ein kurtz Gesetze machen. §. 1. Ein Mädgen, ob es fchon gleich noch so spröte thut,Jst doch der Löffeley von Grund der Seelen gut, Und wer sich daran kehrt, wenn sie ihm widerstreben, So sprechen sie wohl selbst: der Mensch weiß nicht zu leben/ Er sieht so höltzern aus, lernt doch den groben Knoll, Wie man in Compagnie mit Jungfern leben soll. §. 2. Der Anfang ist nur schwer; denn wer nur durch-gedrungen, Und endlich mit Gewalt ein Mäulgen abgezwungen, So thut sie selbst den Mund wie junge Vögel auf, Und seufftzet noch darzu! Ach küsse mich doch drauf. Die Mäulgen sollen nun einst doppelt wieder krigen; Wenn so als ich und du im Ehe-Bette liegen; Auch fallen uns hierbey die Interessen ein, Die sollen künfftig hin von hundert tausend seyn. §. 3. Auch kostets manchen viel, wenn sie Gevatternstehen, Geburths- und Nahmens-Tag wohl zwey, dreymal begehen: Erlebt nun einst der Mann auch ein dergleichen Spiel, So schencke sie als Frau, ihm wiederum so viel. §. 4.
Vermiſchte Send-Schreiben. Nachdem die Winde ſind, ſich rechts und linckesdrehen, Die haben ſich allein auf Truͤgerey befleiſt; Die werden ewiglich von Hauß und Hertz verweiſt. Der dritte Titul ſoll von baar verleiten Sachen, was da zu halten ſey, ein kurtz Geſetze machen. §. 1. Ein Maͤdgen, ob es fchon gleich noch ſo ſproͤte thut,Jſt doch der Loͤffeley von Grund der Seelen gut, Und wer ſich daran kehrt, wenn ſie ihm widerſtreben, So ſprechen ſie wohl ſelbſt: der Menſch weiß nicht zu leben/ Er ſieht ſo hoͤltzern aus, lernt doch den groben Knoll, Wie man in Compagnie mit Jungfern leben ſoll. §. 2. Der Anfang iſt nur ſchwer; denn wer nur durch-gedrungen, Und endlich mit Gewalt ein Maͤulgen abgezwungen, So thut ſie ſelbſt den Mund wie junge Voͤgel auf, Und ſeufftzet noch darzu! Ach kuͤſſe mich doch drauf. Die Maͤulgen ſollen nun einſt doppelt wieder krigen; Wenn ſo als ich und du im Ehe-Bette liegen; Auch fallen uns hierbey die Intereſſen ein, Die ſollen kuͤnfftig hin von hundert tauſend ſeyn. §. 3. Auch koſtets manchen viel, wenn ſie Gevatternſtehen, Geburths- und Nahmens-Tag wohl zwey, dreymal begehen: Erlebt nun einſt der Mañ auch ein dergleichen Spiel, So ſchencke ſie als Frau, ihm wiederum ſo viel. §. 4.
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Die werden ewiglich von Hauß und Hertz verweiſt.
Der dritte Titul ſoll von baar verleiten Sachen,
was da zu halten ſey, ein kurtz Geſetze machen.
§. 1.
Ein Maͤdgen, ob es fchon gleich noch ſo ſproͤte thut,
Jſt doch der Loͤffeley von Grund der Seelen gut,
Und wer ſich daran kehrt, wenn ſie ihm widerſtreben,
So ſprechen ſie wohl ſelbſt: der Menſch weiß nicht
zu leben/
Er ſieht ſo hoͤltzern aus, lernt doch den groben Knoll,
Wie man in Compagnie mit Jungfern leben ſoll.
§. 2.
Der Anfang iſt nur ſchwer; denn wer nur durch-
gedrungen,
Und endlich mit Gewalt ein Maͤulgen abgezwungen,
So thut ſie ſelbſt den Mund wie junge Voͤgel auf,
Und ſeufftzet noch darzu! Ach kuͤſſe mich doch drauf.
Die Maͤulgen ſollen nun einſt doppelt wieder krigen;
Wenn ſo als ich und du im Ehe-Bette liegen;
Auch fallen uns hierbey die Intereſſen ein,
Die ſollen kuͤnfftig hin von hundert tauſend ſeyn.
§. 3.
Auch koſtets manchen viel, wenn ſie Gevattern
ſtehen,
Geburths- und Nahmens-Tag wohl zwey, dreymal
begehen:
Erlebt nun einſt der Mañ auch ein dergleichen Spiel,
So ſchencke ſie als Frau, ihm wiederum ſo viel.
§. 4.
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