Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.c) Bedaurungs- und tröstende Briefe, an Verunglückte. An einen abgebrannten Freund. Mein Langer!könt ich doch mit Blut und Thränen schreiben, O! dürft ich dir nur itzt die Antwort schuldig bleiben! O Freund! mein bester Freund! ach bist du abge- brannt! Du Freund Nathanael, in meinem Vaterland! Muß nun das Deinige durch eine Gluth verderben, Es kostet dich viel Schweiß dasselbe zu erwerben, Und du verliehrest es durch Feuer, Rauch u. Dampff, Das heist in Unglück seyn, das ist ein schwerer Kampff! Dich hat der HErr betrübt, dich, deinen Schatz und Kinder; Vielleicht alleine ihr wart grob' und freche Sünder? O! nein, gerechter GOtt! was hat diß Schaaf gethan? Ein jeder legte mit das Holtz zum Feuer an. Wer kennt nicht euer Thun, den frömmsten Lebens- Wandel, Den gantz besondren Fleiß so im Gewerb als Handel? Jhr lebt in stillster Ruh, ihr wisset keinen Feind, Denn euer Schlecht und Recht macht jeden euch zum Freund. Die
c) Bedaurungs- und troͤſtende Briefe, an Verungluͤckte. An einen abgebrannten Freund. Mein Langer!koͤnt ich doch mit Blut und Thraͤnen ſchreiben, O! duͤrft ich dir nur itzt die Antwort ſchuldig bleiben! O Freund! mein beſter Freund! ach biſt du abge- brannt! Du Freund Nathanael, in meinem Vaterland! Muß nun das Deinige durch eine Gluth verderben, Es koſtet dich viel Schweiß daſſelbe zu erwerben, Und du verliehreſt es durch Feuer, Rauch u. Dampff, Das heiſt in Ungluͤck ſeyn, das iſt ein ſchwerer Kampff! Dich hat der HErr betruͤbt, dich, deinen Schatz und Kinder; Vielleicht alleine ihr wart grob’ und freche Suͤnder? O! nein, gerechter GOtt! was hat diß Schaaf gethan? Ein jeder legte mit das Holtz zum Feuer an. Wer kennt nicht euer Thun, den froͤmmſten Lebens- Wandel, Den gantz beſondren Fleiß ſo im Geweꝛb als Handel? Jhr lebt in ſtillſter Ruh, ihr wiſſet keinen Feind, Denn euer Schlecht und Recht macht jeden euch zum Freund. Die
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c) Bedaurungs- und troͤſtende
Briefe, an Verungluͤckte.
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ſchreiben,
O! duͤrft ich dir nur itzt die Antwort ſchuldig bleiben!
O Freund! mein beſter Freund! ach biſt du abge-
brannt!
Du Freund Nathanael, in meinem Vaterland!
Muß nun das Deinige durch eine Gluth verderben,
Es koſtet dich viel Schweiß daſſelbe zu erwerben,
Und du verliehreſt es durch Feuer, Rauch u. Dampff,
Das heiſt in Ungluͤck ſeyn, das iſt ein ſchwerer
Kampff!
Dich hat der HErr betruͤbt, dich, deinen Schatz
und Kinder;
Vielleicht alleine ihr wart grob’ und freche Suͤnder?
O! nein, gerechter GOtt! was hat diß Schaaf
gethan?
Ein jeder legte mit das Holtz zum Feuer an.
Wer kennt nicht euer Thun, den froͤmmſten Lebens-
Wandel,
Den gantz beſondren Fleiß ſo im Geweꝛb als Handel?
Jhr lebt in ſtillſter Ruh, ihr wiſſet keinen Feind,
Denn euer Schlecht und Recht macht jeden euch
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