Die Baronin hatte dem von Felix geäußerten Rath, an dem geselligen Leben des Adels der Umge¬ gend in seinem Interesse einen lebhafteren Antheil zu nehmen, nach reiflicher Ueberlegung folgen zu müssen geglaubt, und es dauerte nicht lange, als fast kein Tag verging, an welchem nicht die Familie entweder in die Nachbarschaft gebeten war, oder, was noch häufiger geschah, selbst Besuch zu empfangen hatte. Man schien entzückt, daß Schloß Grenwitz, früher we¬ gen seiner Gastlichkeit mit Recht weit und breit be¬ rühmt, wieder, wie sonst, der Vereinigungspunkt der geschäftigen Müßiggänger werden sollte; man billigte höchlichst Anna-Maria's Entschluß, das klösterlich stille Leben, das sie bis dahin geführt, mit einem neuen glänzenderen und einer so alten ruhmreichen Familie würdigeren zu vertauschen; man sagte ihr so viele Schmeicheleien über ihre Unterhaltungsgabe,
Drittes Kapitel.
Die Baronin hatte dem von Felix geäußerten Rath, an dem geſelligen Leben des Adels der Umge¬ gend in ſeinem Intereſſe einen lebhafteren Antheil zu nehmen, nach reiflicher Ueberlegung folgen zu müſſen geglaubt, und es dauerte nicht lange, als faſt kein Tag verging, an welchem nicht die Familie entweder in die Nachbarſchaft gebeten war, oder, was noch häufiger geſchah, ſelbſt Beſuch zu empfangen hatte. Man ſchien entzückt, daß Schloß Grenwitz, früher we¬ gen ſeiner Gaſtlichkeit mit Recht weit und breit be¬ rühmt, wieder, wie ſonſt, der Vereinigungspunkt der geſchäftigen Müßiggänger werden ſollte; man billigte höchlichſt Anna-Maria's Entſchluß, das klöſterlich ſtille Leben, das ſie bis dahin geführt, mit einem neuen glänzenderen und einer ſo alten ruhmreichen Familie würdigeren zu vertauſchen; man ſagte ihr ſo viele Schmeicheleien über ihre Unterhaltungsgabe,
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Drittes Kapitel.
Die Baronin hatte dem von Felix geäußerten
Rath, an dem geſelligen Leben des Adels der Umge¬
gend in ſeinem Intereſſe einen lebhafteren Antheil zu
nehmen, nach reiflicher Ueberlegung folgen zu müſſen
geglaubt, und es dauerte nicht lange, als faſt kein
Tag verging, an welchem nicht die Familie entweder
in die Nachbarſchaft gebeten war, oder, was noch
häufiger geſchah, ſelbſt Beſuch zu empfangen hatte.
Man ſchien entzückt, daß Schloß Grenwitz, früher we¬
gen ſeiner Gaſtlichkeit mit Recht weit und breit be¬
rühmt, wieder, wie ſonſt, der Vereinigungspunkt der
geſchäftigen Müßiggänger werden ſollte; man billigte
höchlichſt Anna-Maria's Entſchluß, das klöſterlich
ſtille Leben, das ſie bis dahin geführt, mit einem
neuen glänzenderen und einer ſo alten ruhmreichen
Familie würdigeren zu vertauſchen; man ſagte ihr ſo
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. [48]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/58>, abgerufen am 22.12.2024.
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