Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.Zwölftes Kapitel. Der Postbote, welcher am Abend den Brief Hele¬ Zwölftes Kapitel. Der Poſtbote, welcher am Abend den Brief Hele¬ <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0211" n="[201]"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Zwölftes Kapitel.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Der Poſtbote, welcher am Abend den Brief Hele¬<lb/> ne's nach der Stadt trug, war am Morgen deſſelben<lb/> Tages ſchon einmal dageweſen. Er hatte Oswald<lb/> ein Schreiben aus Grünwald von einem ſeiner dorti¬<lb/> gen Bekannten gebracht, der auch zu gleicher Zeit<lb/> einer von den Wenigen war, mit denen Profeſſor<lb/> Berger in einem intimeren Verhältniſſe ſtand. Der<lb/> Bekannte, ein Docent an der Univerſität, ſchrieb Os¬<lb/> wald, daß er ihm die ſchleunige Nachricht von einem<lb/> Ereigniſſe ſchuldig zu ſein glaube, das ſeit geſtern<lb/> Nachmittag die ganze Stadt in die größte Beſtürzung<lb/> verſetzt habe. Profeſſor Berger ſei ganz plötzlich, zum<lb/> wenigſten ohne daß irgend Jemand eine Ahnung von<lb/> ſeiner Krankheit gehabt habe, wahnſinnig geworden.<lb/> Er ſei um vier Uhr, wie gewöhnlich, in ſeine Vorle¬<lb/> ſung über Logik gekommen, habe angefangen zu doci¬<lb/> ren, ſcharfſinnig, geiſtreich, wie immer. Dann hätte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[201]/0211]
Zwölftes Kapitel.
Der Poſtbote, welcher am Abend den Brief Hele¬
ne's nach der Stadt trug, war am Morgen deſſelben
Tages ſchon einmal dageweſen. Er hatte Oswald
ein Schreiben aus Grünwald von einem ſeiner dorti¬
gen Bekannten gebracht, der auch zu gleicher Zeit
einer von den Wenigen war, mit denen Profeſſor
Berger in einem intimeren Verhältniſſe ſtand. Der
Bekannte, ein Docent an der Univerſität, ſchrieb Os¬
wald, daß er ihm die ſchleunige Nachricht von einem
Ereigniſſe ſchuldig zu ſein glaube, das ſeit geſtern
Nachmittag die ganze Stadt in die größte Beſtürzung
verſetzt habe. Profeſſor Berger ſei ganz plötzlich, zum
wenigſten ohne daß irgend Jemand eine Ahnung von
ſeiner Krankheit gehabt habe, wahnſinnig geworden.
Er ſei um vier Uhr, wie gewöhnlich, in ſeine Vorle¬
ſung über Logik gekommen, habe angefangen zu doci¬
ren, ſcharfſinnig, geiſtreich, wie immer. Dann hätte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |